Wie ‚links‘ war der Widerstand des Wehrmachtsoffiziers Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seinen Mitverschwörern, die am 20. Juli 1944 einen Attentatsversuch auf Adolf Hitler versuchten?
Anlässlich des 80. Jahrestags des unter dem Decknamen „Operation Walküre“ geplanten Attentatsversuchs wurde die zentrale Rede vor der Dominikanerkirche durch den Landtagsabgeordneten und Fraktionsvorsitzenden der Osnabrücker Grünen, Volker Bajus, gehalten.
Neben der Stadt Osnabrück, dem Kreisverbindungskommando für die Stadt Osnabrück und der British Legion legte auch die Osnabrücker SPD – wie in den Vorjahren – einen Kranz nieder. Die Osnabrücker Sozialdemokraten wurden durch ihre Vorsitzende Melora Felsch vertreten.
Der 20. Juli als Verschwörung konservativer Kreise gegen Hitler
Die Werteunion Niedersachsen, deren Vorsitzender Dr. Steffen Grüner aus Osnabrück stammt, kritisierte in einer Pressemitteilung und noch ausführlicher in einem Facebook-Posting den ihrer Ansicht nach „#gratismut“ des Grünen-Politikers Bajus und der SPD-Vorsitzenden Felsch.
Konkret heißt es: „In ihren Äußerungen erwähnen sie ausschließlich ihre Genossen und verschweigen dabei die vielen konservativen und aktiven Widerstandskämpfer.“
Die aus konservativen Kreisen der CDU entstandene Werteunion zählt neben dem aus einem Adelsgeschlecht stammenden Hitlerattentäter Oberst Graf Schenk von Stauffenberg, der zeitweise ein Befürworter Hitlers war, aber trotz Führungsverantwortung in der Wehrmacht nie der NSDAP beitrat, auch Mitverschwörer Oberleutnant Werner von Haeften auf, „sowie über 200 später Hingerichtete, darunter Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben, 19 Generäle, 26 Oberste, zwei Botschafter, sieben Diplomaten, ein Minister, drei Staatssekretäre sowie der Chef des Reichskriminalpolizeiamts. Auch zahlreiche Oberpräsidenten, Polizeipräsidenten und Regierungspräsidenten gehörten zu den Opfern dieses mutigen Widerstandes“.
Bezug vom 20. Juli zu Grünen und SPD wird durch „Aktion Gewitter“ deutlich
[Ergänzung des Redakteurs] Von der Werteunion ausgespart, aber nicht unerwähnt bleiben müssen die Hitler-Gegner die in der auf den 20. Juli folgenden Racheaktion von den Nationalsozialisten ins Visier genommen wurden.
In der ‚Aktion Gewitter‘ (auch ‚Aktion Gitter‘) wurden im gesamten Einflussbereich der Nationalsozialisten zahlreiche bislang nur unter Beobachtung stehende Kritiker und Feinde der NS-Diktatur festgenommen, gefoltert und teilweise in die KZ-Todeslager geschickt.
Auch in Osnabrück wurden mehr als 50 überwiegend nicht-konservative Gegner der NS-Diktatur, darunter SPD-Mitglieder, Gewerkschaftler und Kommunisten, verhaftet.
Nicht nur über den gemeinsamen Feind Adolf Hitler, sondern auch über die Opfer der in direktem Bezug stehenden Racheaktion, erklärt sich das Engagement von linken Parteien zum 20. Juli.
[Nachtrag 26. Juli 2024] Ein Leser machte unsere Redaktion darauf aufmerksam, dass es sich beim von der Werteunion als „Widerstandskämpfer“ genannten Chef des Reichskriminalpolizeiamtes um Arthur Nebe gehandelt habe. Der sei aber kein Widerstandskämpfer gewesen, sondern ein NS-Verbrecher, auch wenn er wegen angeblicher Beteiligung am Attentat auf Hitler am 20. Juli hingerichtet wurde. Diese Einschätzung wird auch durch einen Wikipedia-Eintrag gestützt.