Giuseppe Verdis „La Traviata“ gehört zu den meistgespielten Opern weltweit und ist auch beim Osnabrücker Publikum sehr gefragt. Da es für fast alle Vorstellungen der fantastischen Inszenierung von Matthias Oldag am Theater Osnabrück nur noch Restkarten gibt, sind nun für 2024 zwei Zusatzvorstellungen (25. Mai, 2. Juni) angesetzt worden.
In der vorherigen Spielzeit hatte Oldag in Osnabrück eine opulente Inszenierung von „Gräfin Mariza“ geschaffen, die von eindrucksvollen Bildern geprägt war. Mit „La Traviata“ beweist er nun seine Fähigkeit, sich ebenso in die Welt des puristischen Kammerspiels zu versetzen. Das Bühnenbild von Darko Petrovic besteht im Wesentlichen aus einer erhöhten, quadratisch-schrägen Spielfläche, die sich um die eigene Achse drehen kann und lediglich durch vereinzelte Möbelstücke und Requisiten ergänzt wird. Petrovics Kostüme spiegeln die Farben Schwarz, Rot und Weiß wider und verleihen der Inszenierung ein hochwertiges und ästhetisches Erscheinungsbild.
Regisseur Matthias Oldag gibt seinen Solistinnen und Solisten viel Raum, um sich in einem intimen Kammerspiel zwischen Violetta, Alfredo und dessen Vater Giorgio zu entfalten. Besonders beeindruckt die herausragende Sophia Theodorides, die bereits in Osnabrück die Titelrolle in „Lucia di Lammermoor“ gesungen und das Publikum begeistert hat. Mit großer Hingabe verkörpert sie jetzt die unglücklich verliebte Violetta und liefert eine Darbietung, die von dramatischen Ausbrüchen bis hin zu den höchsten Tönen alles bietet.
James Edgar Knight begeistert mit seiner eindringlichen Interpretation des Alfredo, die sowohl durch kraftvolle Höhen als auch durch lyrische Ausdruckskraft beeindruckt und perfekt mit Theodorides harmoniert. Rhys Jenkins überzeugt als Giorgio mit einer gelungenen Darstellung der Vaterfigur und vokaler Stärke. Olga Privalova lässt ihren geschmeidigen Mezzosopran als Flora erstrahlen, während auch Daniel Preis (Gastone), Jan Friedrich Eggers (Douphol), Susanna Edelmann (Annina) und Mikolaj Bonkowski (Dr. Grenvil) stimmlich überzeugen. Darüber hinaus ist der von Sierd Quarré einstudierte Chor erneut herausragend.
Der Erfolg dieses Werks ist jedoch auch der Musik zu verdanken. Daniel Inbal am Dirigentenpult erkennt die kraftvolle Wirkung der Partitur, versteht die Nuancen von Dynamik und Tempo und bringt das Osnabrücker Symphonieorchester herzzerreißend zum Glänzen. Ein wahrer Genuss für die Sinne!