Wie viel es dem Klinikum Osnabrück wert war ein Bild hinter verschlossenen Türen aufzuhängen, ist bekannt und hat bereits zu einer kostspieligen Untersuchung durch einen Wirtschaftsprüfer und reichlich schlechter Presse geführt.
Wie viel bei einem binnen weniger Stunden eingefädeltem Verkauf zurück in die Klinik-Kasse geflossen ist und wie der Verkaufspreis ermittelt wurde, daraus macht das Klinikum ein Geheimnis.
Auch beim VfL Osnabrück investierte das städtische Krankenhaus in ein teures Bild, das an der Bremer Brücke aufgehängt wurde.
Schon zu Beginn der – nennen wir es mal „Kunstkauf-Affäre“ – ging es vor allem um Geld. Stolze 14.000 Euro, so die Recherchen der Tageszeitung NOZ, wurden von dem jahrelang klammen und erst vor zwei Jahren wieder in die Gewinnzone zurückgekehrten Osnabrücker Krankenhausbetrieb für ein Bild des Osnabrücker Künstlers Helle Jetzig bezahlt.
Aufgehängt wurde das Bild in einem der Öffentlichkeit und den Patienten nicht zugänglichen Besprechungsraum.
Nach Bekanntwerden wurde das Bild umgehend verkauft
Innerhalb eines Tages, nachdem der kostspielige Kunstkauf einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden war, meldete das Klinikum, dass das Bild schon wieder verkauft sei, der Käufer aber nicht genannt werden wolle und auch der Verkaufspreis nicht bekannt werden soll. Immerhin, so das Klinikum, soll das Bild weiterhin als Leihgabe den Besprechungsraum zieren.
Zuvor hatte die Osnabrücker FDP gefordert, dass Geschäftsfüher Alexander Lottis am besten selbst das Bild kaufen sollte.
Klinikum schweigt über Käufer und Kaufpreis
Trotz der Ankündigung über wesentliche Teile des Verkaufs Stillschweigen zu wahren, hat unsere Redaktion im Verlauf der vergangenen Tage mehrfach beim Klinikum nachgefragt, wer denn der Käufer gewesen sei und wie zu welchem Preis die Eigentumsrechte übertragen wurden [wir vertreten die Auffassung, dass das Klinikum als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge presserechtlich dazu verpflichtet ist auf Nachfrage wenigstens den Kaufpreis zu benennen – wir behalten uns hier verwaltungsrechtliche Maßnahmen vor um diese Angaben zu erhalten; die Redaktion].
Eine Sprecherin des Klinikums bat am Freitag um Verständnis für die Intransparenz des neuerlichen Verkaufs der kostspieligen Besprechungsraum-Zierde: „Wir können Ihren Wunsch nach Auskunft durchaus nachvollziehen. Gleichzeitig bitten wir um Verständnis, dass wir uns an die getroffenen Vereinbarungen mit dem Käufer halten möchten. Diese beinhalten, dass sowohl der Käufer als auch der Kaufpreis nicht genannt werden. Dafür stellt der Käufer das Bild als Dauerleihgabe dem Klinikum zur Verfügung. Wir bestätigen aber, dass der Verkaufspreis höher ist, als der ursprüngliche Ankaufspreis. Es ist dem Klinikum kein Vermögensschaden entstanden.“
Kein Vermögensschaden – wirklich?
Ob dem Klinikum tatsächlich kein „Vermögensschaden“ entstanden ist, kann jedoch nur beurteilt werden, wenn alle Zahlen auf dem Tisch liegen. Nach Recherchen der Kollegen von der NOZ kann der Marktwert des Bildes nach Einschätzung der Kunstexpertin Julia Draganovic, Direktorin der Kunsthalle Dominikanerkirche, auf mindestens 25.000 Euro taxiert werden.
Dass über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart wurde, ist für den Kunstmarkt eher ungewöhnlich. Käufer von Kunstwerken bleiben aus nachvollziehbaren Gründen oft anonym, die jeweils aktuell erzielten Kaufpreise sind jedoch wichtige Anhaltspunkte für die Wertsteigerung einzelner Künstler und des Kunstmarktes insgesamt und unterliegen gemeinhin nicht der Geheimhaltung.
International agierende Preisdatenbanken wie artnet oder ArtPrice.com verzeichnen alle aktuell im Angebot befindlichen Werke und bereits am Kunstmarkt erzielte Preise für einzelne Künstler.
Der Verkauf hochwertiger Bilder erfolgt in der Regel über Galerien, Auktionshäuser und spezialisierte Vermittler, die sicherstellen sollen, dass der Verkäufer den bestmöglichen am Markt erzielbaren Preis erhält. Ein kurzfristiger und freihändiger Verkauf eines auch international anerkannten Künstlers, dürfte eher die Ausnahme sein – zumindest, wenn dieser buchstäblich „über Nacht“ erfolgt.
IHK läßt sich beim Verkauf von Kunst deutlich mehr Zeit
Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass die Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim sich nach internem Beschluss von den in ihrem Besitz befindlichen Bildern des Osnabrücker Ausnahmekünstlers Felix Nussbaum trennen will. Ziel der IHK ist, dass diese Bilder in Osnabrück der Öffentlichkeit zugänglich bleiben, gleichzeitig aber im Interesse der IHK-Mitglieder ein marktgerechter und somit auch möglichst hoher Verkaufspreis erzielt wird.
Auf Nachfrage der HASEPOST erklärte ein Sprecher der IHK in der vergangenen Woche, dass man weiter im Gespräch dazu sei. Ganz so schnell wie bei dem städtischen Krankenhaus ist man bei den Vertretern der lokalen Wirtschaft also offenbar nicht, wenn es um den Verkauf wertvoller Kunst geht.
Stadtverwaltung bezahlte Wirtschaftsprüfer um Kunstkauf zu prüfen
Offen am eiligen Verkauf des Klinkum-Bildes ist auch, ob bei der Aussage, dass dem Klinikum kein Vermögensschaden entstanden sei, auch die sonstigen Nebenkosten des umstrittenen Kunst-Ankaufs eingerechnet wurden?
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Stadtkämmerer Thomas Fillep, dass die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, die beauftragt wurde die Rechtmäßigkeit des Kaufs zu überprüfen, ihren Auftrag dazu nicht vom Klinikum sondern von der Stadtverwaltung erhielt und dafür auch aus der Stadtkasse bezahlt wurde.
Warum für die Sonderprüfung dieser Angelegenheit, die es in derartiger Form in der Vergangenheit noch nie gegeben habe, so Fillep, eine externe Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt wurde und nicht das städtische Rechtsamt, begründete der Stadtkämmerer damit, dass die Beauftragung „in Abstimmung mit dem Rechtsamt“ erfolgte. Hintergrund sei, dass den externen Prüfern das Klinikum „bereits bekannt“ gewesen sei. Fillep betonte, dass die Prüfung „ohne Beanstandung“ erfolgt sei. Die Kosten für die Wirtschaftsprüfung bezeichnete der Verwaltungsvorstand als „dem Aufwand entsprechend“, ohne den tatsächlichen Rechnungsbetrag zu Lasten der Bürger genauer zu beziffern.
Klinikum bezahlte auch Bild in der VfL „Helden-Galerie“
Im Rahmen der Berichterstattung über den umstrittenen Kunstkauf machte uns ein Leser auch auf einen anderen kostspieligen „Bilderkauf“ der Finkenhügel-Klinik aufmerksam.
Im November berichtete der VfL auf seiner Website über eine Erweiterung der „Helden-Galerie“ an der Außenfassade der Bremer Brücke. Neben dem Planungsbüro pbr und dem Modehaus L+T wurde auch im Namen und unter dem Logo des städtischen Klinikums ein großformatiges Bild des verdienten Ex-VfL-Spielers Wolfgang Kaniber an die Stadionfassade gedübelt.
Auf Nachfrage unserer Redaktion nach den Beweggründen und den Kosten dieses Sponsorings, antwortete das Klinikum umfangreich, aber erneut ohne konkrete Zahlen zu nennen: „Seit einigen Jahren haben wir einen engen Bezug zum dem VfL. Wie Sie wissen, haben wir einen VfL-Kreißsaal und dürfen zu dem jährlich stattfindenden Wohltätigkeitslauf zugunsten der Kinder-Bewegungsstadt Osnabrück verschiedene VfL-Spieler begrüßen. Dadurch ist uns bekannt, dass der VfL Osnabrück – wie das Klinikum – ein Traditionsunternehmen in der Stadt ist und für aktive Gesundheitsförderung steht. Aus diesem Grund hat sich die Geschäftsführung des Klinikums Osnabrück entschieden, enger mit dem VfL zu kooperieren. Die Kooperation beinhaltet u.a., dass das Klinikum Osnabrück verschiedene Werberechte mit/bei dem VfL nutzen kann.
Somit können wir das Klinikum, die Akademie und die entsprechenden Angebote dieser Einrichtungen einer großen Öffentlichkeit präsentieren. Alle Vereinbarungen der Partnerschaft sind zeitlich begrenzt.“