Die Martinistraße ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Osnabrücks. Doch die tausenden Autos verursachen Lärm, Emissionen und sind ein Ärgernis für die Anwohner. In der Lagerhalle wurde daher am Mittwochabend (5. Februar) über eine mögliche Umgestaltung der Straße diskutiert.
Der “Verein für Baukultur Osnabrück” lud am Mittwochabend zu einer besonderen Diskussionsveranstaltung ein. In der Lagerhalle wurden acht Vorträge im sogenannten „PechaKucha-Format“ gehalten. Das Wort PechaKucha kommt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie »durcheinanderreden« oder »Stimmengewirr«. Es handelt sich um eine Präsentationstechnik, die 2003 von “Klein Dytham Architecture” in Tokyo entwickelt und in der ganzen Welt verbreitet wurde. Jeder Beitrag wird auf 20 Folien vorgestellt, jede dieser Folien ist dabei 20 Sekunden lang zu sehen. Insgesamt dauert jeder Vortrag genau 20 x 20 Sekunden, also 6:40 Minuten. Durch das Format sollen die Experten ihre Meinung besonders Prägnant auf den Punkt bringen. In Osnabrück war es die 13. „PechaKucha“ Nacht. Ideen zur Umgestaltung der Martinistraße gibt es schon länger. 2018 zeigten Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros Konzept- und Ideenskizzen über die Stadtgestalt und die Mobilität der Zukunft in Osnabrück. Die Martinistraße nahm dabei eine zentrale Rolle ein.
Geschlossene Baulücken, Mode und eine Schwebebahn
Am Mittwochabend wurden einige der Ideen in der Lagerhalle vorgestellt. Die Referenten waren sich einig, dass der Status quo der Martinistraße unbefriedigend sei, ihre Vorstellungen von der Zukunft der Straße gingen aber stark auseinander. Dr. Stephan Zech, Vorstand des „Vereins für Baukultur Osnabrück“, erklärte den etwa 100 Zuhörern seine Ideen zur Gestaltung der Verkehrsader. Zech möchte vor allem den Raum entlang der Straße verändern, das heißt Baulücken schließen, Gebäude aufstocken und den vorhandenen Platz besser nutzen. Im Anschluss präsentierte Hanno Garthaus seinen Plan zur schrittweisen Umgestaltung der Straße bis 2050. Bis 2025 möchte Garthaus den Mittelstreifen verbreitern und mit Bäumen bepflanzen. Ab 2030 soll es eine eigene Fahrspur für den bis dahin stark ausgebauten ÖPNV geben und ab 2050 sollen kaum noch Autos auf der Martinistraße fahren, Busse und Fahrräder könnten ungestört im Schatten der Bäume über einen Boulevard rollen. Nach einer Pause hielt unter anderem die in der Martinistraße ansässige Modeschöpferin Anette E. Schneider (Paletot Mode im Loft) einen Vortrag. Sie erzählte von ihrer Arbeit in den „Martinihöfen“ und forderte die nächtliche Freigabe der rechten Fahrspur zum Parken, den Ausbau und die Begrünung des Mittelstreifens sowie den langfristigen Rückbau auf zwei Fahrspuren. Den letzten Vortrag hielt Dieter Otten. Der emeritierte Professor warb für sein „Sungilder“ Projekt und möchte bis 2024 eine erste Teststrecke in der Martinistraße errichten.