Die Inflation stieg in den vergangenen Monaten stark an, die Europäische Zentralbank (EZB) wollte den Leitzins lange nicht anheben. Nun stehen die Anhebung des Leitzinses und höhere Zinsen auf Finanzierungen bevor. Doch was bedeutet diese Situation am Finanzmarkt für jene, die gerade ihren Traum vom Haus im Grünen verwirklichen? Welche Zinsentwicklungen sind für Immobilienkredite zu erwarten? Dieser Artikel erklärt, mit welchen Entwicklungen zu rechnen ist und was man bei der Kreditvergabe beachten sollte.
EZB hebt den Leitzins an
Die Inflation hat beinahe ein historisches Höchstmaß erreicht. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands sind sich einig, dass die Inflation auch in naher Zukunft hoch bleiben wird. Grund dafür sind mehrere Aspekte. Da gibt es zum einen steigende Energiekosten. Zum anderen gibt es Lieferengpässe, die das Angebot einschränken, während die Nachfrage bestehen bleibt. Aktuelle Prognosen rechnen mit einer Inflation zwischen 6,5 und 7,5 Prozent. Das führt nicht nur zu Teuerungen für Konsumenten. Auch im Finanzsektor entstehen dadurch Schwankungen. Nach langem Hin und Her änderte die EZB kürzlich ihren bisherigen Weg und beschloss eine Anhebung des Leitzinssatzes ab Juli 2022. Somit steigt der Leitzins von null auf 0,25 Punkte. Diese Reaktion von der EZB Chefin Christine Lagarde kam deutlich später als erwartet. Weitere allgemeine Informationen zu Inflation und Zinsen gibt es z.B. auf kreditmagazin.net.
Höhere Zinsen für Wohnbaukredite
Während sich die Zentralbanken 2021 noch nicht einig waren, ob die Zinsen steigen, sinken oder gleich bleiben, steht nun eine Zinserhöhung fest. Doch welche Konsequenzen hat die aktuelle Zinspolitik auf die Zinsen für Kredite? Kreditnehmer werden die Kursänderung zu spüren bekommen. Zwar ändern sich die Zinsen von laufenden Hypotheken nicht. Doch für alle Kredite, die jetzt neu aufgenommen werden, erhöhen sich die Zinsen deutlich. Auch eine Anschlussfinanzierung ist ein neuer Kredit und unterliegt somit den gestiegenen Zinsen. Das betrifft vor allem Bauherren, die bereits einen Wohnbaukredit aufgenommen haben und eine Anschlussfinanzierung für die Fertigstellung des Baus benötigen. Die Nachfrage nach Krediten wird dadurch sinken. Doch Inflation und Wohnbaukredit hängen auch noch in einer anderen Weise zusammen. Denn selbst bei gleichbleibender Zinsrate eines bestehenden Kredits haben sich die Lebenserhaltungskosten deutlich erhöht. So wird es mittlerweile auch für Hausbauer mit einem leistbaren Wohnbaukredit immer schwieriger, die Raten zu begleichen.
Alternative zum bestehenden Kredit
Derzeit erwarten die Banken jedoch nicht nur bei Immobilienfinanzierung eine Zinssteigerung, sondern auch bei Konsumentenkrediten. Wegen der höheren Preise kommen Hausbauer mit einem bestehenden Wohnkredit unter Umständen nicht mit der zugesicherten Summe aus. Doch was tun, wenn der laufende Kredit nicht für das Bauprojekt oder die Renovierung genügt? Eine mögliche Lösung wäre ein erhöhter Kreditrahmen. Doch manche Bankberater raten von einer Abänderung bestehender Kredite ab. Schließlich wird es die günstigen Zinsen so schnell nicht wieder geben. Stattdessen wird Kreditnehmern zur Aufnahme eines zusätzlichen Kredites geraten. Doch den muss man sich auch leisten können.
Gut überlegen und vergleichen
Daraus folgt, wer einen neuen Kredit oder einen Extra-Kredit aufnehmen möchte, sollte die eigene finanzielle Situation gut einschätzen können. Dabei geht es nicht nur darum, die monatliche Kreditrate zusätzlich zu den Fixkosten und Lebensmitteleinkäufen begleichen zu können. Darüber hinaus braucht es etwas finanziellen Spielraum für unvorhergesehene Kosten. Denn wer schon eine Immobilie finanziert hat, weiß: Erst beim Bauen fällt auf, was man bei der Planung vergessen hat. Zudem sollten die Kreditraten gründlich verglichen werden. Hierfür holen Bauherren idealerweise Informationen von mehreren Anbietern ein.
Strengere Kriterien für die Kreditvergabe
Für künftige Häuslebauer können nicht nur die Preis- und Zinssteigerung eine Hürde sein. Auch die Vergabe von Immobilienkrediten wollen die Banken in Deutschland strenger gestalten. Diese Vorgabe kommt von der Bafin, die Banken und anderen Kreditvergabeinstituten zu erhöhter Vorsicht bei der Neuvergabe von Hypotheken rät. Angesichts des möglichen Risikos, mit dem Verbraucher durch die Tilgungsraten belastet werden oder überlastet werden könnten eine ratsame Maßnahme. Auch die Banken selbst müssen Vorkehrungsmaßnahmen treffen und bis Anfang 2023 einer höheren Finanzpuffer als bisher aufbauen. Damit sollen sich die Banken selbst vor Kreditausfällen schützen.
Fazit
Nicht alles wird teurer, denn die guten Zinskonditionen für laufende Kredite bleiben bestehen. Insgesamt verschlechtert sich die Finanzlage aus Verbrauchersicht jedoch. Mit der Erhöhung des Leitzinssatzes trifft die EZB einen wichtigen Schritt der Regulierung. Dennoch steigen alle Kosten für Häuslebauer: höhere Lebenserhaltungskosten, Baukosten, Energiekosten und steigende Zinsen für die Neuaufnahme eines Kredites.