Hand aufs Herz, wer kennt das Wort „Zuflussdosierung“ und was könnte damit gemeint sein, wenn es einem auf einem Leuchtschild an der Stadtgrenze begegnet?
Der Autor dieser Zeilen dachte spontan an die Waschmitteleinspülung einer Waschmaschine oder den Absperrhahn eines Geschirrspülautomaten.
Und tatsächlich liegen diese Assoziationen rein technisch betrachtet gar nicht so weit weg von dem, was damit gemeint ist.
Mit dem, was auf dem Schild angezeigt wird und was bei den folgenden Ampeln dann für angepasste Rotphasen sorgt, soll der „Zufluss“ von zusätzlichem Verkehr in die Innenstadt von Osnabrück ab Juli bereits an der Stadtgrenze „dosiert“ werden.
Sensoren überall in der Stadt liefern aktuelle Daten
Dirk Ohde, Leiter des Fachdienstes Geodaten der Stadt Osnabrück, erläuterte knapp eine Woche vor dem Start des umweltorientierten Verkehrs- und Mobilitätsmanagements (UVM) bei einem Ortstermin in Nahne, wie zukünftig der Verkehr in die Stadt reguliert werden soll. Das System verarbeitet dafür Daten, die mehr als 70 in den vergangenen Jahren installierte Sensoren überall in der Stadt sammeln.
Ralf Krenkel, Geschäftsführer des Unternehmens Bellis, von dem das UVM in Osnabrück eingerichtet wurde, betonte bei der Erläuterung des Systems, dass bei der Datenerfassung keine Kameras eingesetzt werden. Auf Radartechnologie basierende Sensoren, die kein Bild im eigentlichen Sinne erfassen, sondern nur Daten über die Größe und Geschwindigkeit einzelner Fahrzeuge ermitteln, geben die Informationen an einen zentralen Rechner weiter, der wiederum die Ampelanlagen und die Leuchtschilder am Straßenrand steuert.
Flüssigerer Verkehr und geringere Schadstoffe
Henrik Möllenkamp vom Fachdienst Geodaten, betont das Ziel, die Verkehrsqualität insbesondere in den Spitzenzeiten deutlich zu verbessern und dabei gleichzeitig die NO2-Belastung an den Hotspots und im Stadtgebiet im Allgemeinen mit möglichst minimalen Eingriffen zu reduzieren.
Das System, das im Rahmens des Förderprojektes „Saubere Luft“ des Bundes umgesetzt wurde, wird zunächst im Bereich der Osnabrücker Innenstadt und der zuführenden Straßen realisiert. Hier wurden in der Vergangenheit die Grenzwerte der NO2-Jahresmittelwerte an mehreren Abschnitten überschritten.
Demnächst kommen die Daten in einer App aufs Smartphone
In wenigen Monaten sollen Verkehrsteilnehmer aus Osnabrück und den Umlandgemeinden über eine App bereits vor der Abfahrt Informationen abrufen können, welche Verkehrslage sie erwartet.
Mittelfristig ist eine Einbindung in moderne Fahrzeugsysteme geplant.
Zusätzlich zu aktuellen Informationen über die Verkehrslage können die an den Einfahrtstraßen installierten Informationstafeln u.a. auch vor Gefahren wie Eisglätte oder Nebel warnen.
Ob der Begriff „Zuflussdosierung“ Bestand haben wird, ist noch offen. Ralf Krenkel vom Hersteller Bellis kann sich auch andere Begriffe wie „Pförtnern“ vorstellen. Allerdings, so Krenkel, ist mit einer aktiven „Dosierung“ des Verkehrs auch nicht regelmäßig zu rechnen. Nur wenn wirklich schlimme Schadstoffwerte erwartet werden, soll bereits an der Stadtgrenze aktiv „eingegriffen“, also „dosiert“ werden.