Im Foyer des Osnabrücker Stadthauses liegen mehr als 300 Butterpäckchen auf dem Boden. Genauer gesagt: 375+1. Die HASEPOST hat sich das angesehen und nachgefragt, was es damit auf sich hat.
Ist das Kunst oder kann das weg? Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zu 375 Jahren Westfälischer Frieden hat die Künstlerin Sigrun Menzel eine neue, sicher nicht alltägliche Installation auf den Weg gebracht und 375+1 Butterpäckchen auf einem acht Millimeter dicken Funkenschutzglas im Stadthaus-Foyer angeordnet. Jedes Päckchen steht für ein Jahr, das seit dem Friedensschluss nach dem Dreißigjährigen Krieg vergangen ist. „Plus eins steht dabei für die Zukunft, für alles, was noch kommt“, erklärt Menzel.
Ein Tisch, den man sich aufs Brot schmieren kann
Doch wie kam sie auf die Idee zu der Installation mit dem Titel „Fest. Tisch.“? Initialzündung war eine Ausstellung im Kloster Bentlage vor ein paar Jahren, bei der Tische interpretiert wurden. Damals habe sie entschieden: „Wenn ich mal einen Tisch mache, dann aus Butter. Den Tisch kann man sich aufs Brot schmieren.“ Ihre Chance sollte sie nun zum Friedensjubiläum bekommen.
Sigrun Menzel stellt auch sogleich klar, dass die Butterpäckchen nicht einfach auf dem Boden liegen. Sie bilden vielmehr eine drei Meter lange und einen Meter breite Tischplatte, wohingegen die Tischbeine in der Erde stecken. „Die Erde ist der Tisch“, sagt die Künstlerin, die täglich im Stadthaus anzutreffen ist und sich darüber freut, wenn sie mit Mitarbeitenden der Verwaltung genauso wie mit Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch kommt.
Butter aus Tschechien symbolisiert den Prager Fenstersturz
Die von verschiedenen Personen gespendeten Butterpäckchen stammen aus Ländern und Regionen, die den Westfälischen Frieden miteinander geschlossen haben. So finden sich Päckchen unter anderem aus Spanien, Italien, Frankreich, Schweden oder den Niederlanden in dem Buttertisch wieder. Dominierend ist dabei die goldene „Beurre Rose“ aus Luxemburg. Weil der Dreißigjährige Krieg durch den Zweiten Prager Fenstersturz ausgelöst wurde, darf selbstverständlich auch eine Butter aus Tschechien nicht fehlen.
Nicht nur die Buttertafel ist international, sondern auch das ausliegende Gästebuch, in das sich viele Besucherinnen und Besucher in verschiedenen Sprachen mit schönen Zeilen rund um das beliebte Streichfett eingetragen haben. Ob wohl auch mal ein Päckchen abhandengekommen ist? „Bislang noch nicht, aber ich bin ja auch als Hüterin des Tisches immer vor Ort“, schmunzelt Sigrun Menzel. Wobei kürzlich mal ein Kind eine Butter mitgenommen, dann jedoch wieder zurückgebracht habe.
Alles in Butter
Was hat nun aber Butter mit Frieden gemeinsam? Die Künstlerin erklärt: „Frieden ist zerbrechlich, kaputtmachbar und ein Transportgut durch die Zeit. Butter aber hilft dabei, dass etwas nicht zerbricht. Denn im Mittelalter wurden Geschirr und Gläser in flüssige Butter eingelegt und nach dem Erstarren als Block transportiert, um Bruchschäden zu verhindern.“ Daher stamme auch die Redewendung „Alles in Butter“ als Synonym für „Alles in Ordnung“ und ist damit das Gegenteil von Unsicherheit und Krieg.
Der perfekte Ort
Den Ort der Ausstellung, das Foyer im Stadthaus, hält Sigrun Menzel für perfekt. „Ich bin total dankbar für diesen Ort und könnte mir keinen schöneren vorstellen.“ Dort im Souterrain, fast wie unter der Erde, gibt es eine besondere Perspektive: auf Augenhöhe die Pflanzen am Hang, oben der Fuß- und Radweg, direkt vor den Füßen auf dem Steinboden die Installation. „Noch bis zum 31. Oktober lade ich alle Interessierten ein, den Tisch, an den wir uns setzen, neu zu denken“, so Menzel. Die Installation kann montags bis donnerstags von 8:00 bis 18:00 Uhr sowie freitags von 8:00 bis 13:00 Uhr besichtigt werden, die Künstlerin ist meistens ab 10:00 Uhr vor Ort.