Ob es wirklich „Angst“ vor Peta ist, wie die Angler vermuten, oder vielleicht sogar ein an entscheidender Stelle agierender Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der als Vegetarier „ein persönliches Problem“ mit dem Verzehr von Fischen hat, wie ebenfalls von Seiten der Angler vermutet wird, ist unklar. Vorerst ist allerdings sicher, dass es in diesem Jahr keine Ferienpass-Angelaktion geben soll.
Im Gespräch mit unserer Redaktion erläuterte Dirk Sazalowski, der selbst einige der Angelkurse in der Vergangenheit geleitet hatte, wie so eine Ferienpasstag zusammen mit erfahrenen Anglern eigentlich aussieht.
Erste Erfahrung: Das Smartphone wird eingesammelt
Nachdem man gemeinsam zur Nackten Mühle ins Nettetal oder in den Landkreis nach Ankum oder Melle gefahren ist, müssen die Ferienpasskinder erstmal das Smartphone abgeben. „Das gehört zum Angeln dazu“, so Sazalowski, der selbst über einen Jugendgruppenleiterschein verfügt und dem ganz besonders wichtig ist, den Kindern einen Tag im Einklang mit der Natur zu zeigen. Allein die kurzfristige Trennung vom digitalen Begleiter und die Erfahrung, sich einmal für ein paar Stunden nur auf eine Sache zu konzentrieren, sieht der Jugendgruppenleiter als großen Lerneffekt.
Wir fragen unsere Leser:
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PETA machte Schlagzeilen durch Anzeige
Das Angeln steht allerdings im Mittelpunkt bei einer der beliebtesten Ferienpass-Veranstaltungen der letzten Jahre, doch hier gab es in diesem Jahr unerwartete Probleme. Im vergangenen Jahr hatte, die sich selbst als „Tierrechtsorganisation“ bezeichnende Organistaion Peta, für ein wenig Aufregung und vor allem Schlagzeilen gesorgt, als sie Anzeige gegen die Osnabrücker Ferienpassaktion erstattete. Peta wollte einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erkennen und unterstellte den Veranstaltern die Aktion mit den Kindern sei eine reine „Werbemaßnahme„. Die Staatsanwalt sah das anders und wies die Klage ab. Aber irgendetwas dieser offensichtlich unbegründeten Klage muss bei den verantwortlichen der Stadtverwaltung hängen geblieben sein, vermutet Sazalowski. Bereits vor dem Abgabetermin für Veranstaltungsvorschläge zum Ferienpass 2017 habe man ihm unmissverständlich klar gemacht, dass ein erneutes Ferienpass-Angeln in diesem Jahr unerwünscht sei.
Kinder dürfen die Fische selbst nicht töten
Das Tierschutzgesetz, auf das sich Peta beruft, verbietet es, dass Kinder einen selbst gefangenen Fisch auch töten. „Das übernehmen die ausgebildeten Erwachsenen“, erläutert Dirk Sazalowski. Beim Ausnehmen der Fische sind die Kinder wieder dabei: „Für viele Kinder ist es eine wichtige Erfahrung, dass Fisch nicht fertig filetiert und paniert aus der Tiefkühltruhe des Supermarkts kommt“.
So etwas wie „Spassangeln“, bei dem Tiere nach dem Fang wieder ins Wasser geschmissen werden, gibt es für die Mitglieder des Angelverbands NWA bei den Ferienpassveranstaltungen nicht. Im Gegenteil: „Es wird genau darauf geachtet, dass das »Lebensmittel Fisch« geachtet wird“. Was nicht bei einem gemeinsame Grillen verzehrt wird, bekommen die Kinder mit nach Hause. Das ist für viele Kinder „eine Erfahrung fürs Leben“, ist sich der auch pädagogisch ausgebildete Jugendgruppenleiter sicher.
Oberbürgermeister delegierte Antwort „nach unten“
Dirk Sazalowski schrieb, bevor er sich an die lokalen Medien wandte, auch eine direkt an Oberbürgermeister Wolfgang Griesert gerichtete Anfrage, die unserer Redaktion in Kopie vorliegt. Statt vom OB gab es nur eine kompakte Antwort von Fachbereichsleiter Hermann Schwab, an den die Aufgabe nach unten durchgereicht wurde:
Im Ferienpass 2017 soll auf ein Angelangebot für Kinder verzichtet werden. Dies ist das Ergebnis einer intensiven Diskussion der städtischen und freien Träger, die im Ferienpass Angebote durchführen. Darunter ist auch der Träger der „Nackten Mühle“, in dessen Auftrag Sie nach Ihren eigenen Angaben im letzten Jahr ein Angelangebot für Kinder durchgeführt haben.
Nach Ansicht der für den Ferienpass Verantwortlichen passt dieses Angebot aus pädagogischen und ethischen Gründen nicht in das städtisch organisierte Ferienpassprogramm. Es bleibt Ihnen unbenommen, ein Angelangebot in eigener Organisation und Verantwortung innerhalb oder außerhalb der Ferien durchzuführen.
Unsere Redaktion wandte sich zwischenzeitlich an das Presseamt der Stadt, erhielt aber auch nur eine inhaltlich ähnliche und kompakt formulierte Antwort.
FDP beklagt Gehorsam gegenüber „Gutmenschentum“
Etwas deutlicher ist da schon die erste Reaktion der Kommunalpolitik, die am Samstagmorgen unsere Redaktion erreichte. Moritz Gallenkamp, Kreisvorsitzender der Osnabrücker FDP, bezeichnet die Streichung des Angelprogramms durch die Stadt als „großen Fehler“ .
„Es ist ein großer Fehler, dass die Stadt Osnabrück das Angeln aus dem Ferienpassprogramm auf Druck der Organisation PETA gestrichen hat. Hier wird dem Gutmenschentum wieder blind der Gehorsam geboten, aus eventueller Angst einer öffentlichen sachlichen Auseinandersetzung.
Durch das Angeln werden Kinder an die Natur herangeführt, ihnen wird vermittelt, was es heißt die Natur zu respektieren, was es bedeute, mit einem Lebewesen umzugehen und es ggf. für den eigenen Verzehr zu töten. In Zeiten, in der Millionen von Tonnen von Lebensmitteln tagtäglich vernichtet werden, ist dies besonders wichtig. Die Naturschutzorganisation PETA verurteilt Angler pauschal als Hobbyfischer, die Tiere aus reiner Lust an der Freude quälen und töten. Es sind aber gerade die Angler, die sich um die Gewässer und den Besatz der Gewässer kümmern und nicht PETA.
Naturschutz und Tierschutz ist wichtig, aber er muss an der richtigen Stelle erfolgen und dies wird nicht durch das Verbot des Angelprogramms erwirkt. Wenn Kinder nicht den respektvollen Umgang mit Lebewesen lernen dann lernen sie das Geschenk des Lebens nicht zu schätzen. Anstatt, dass PETA sich freut, dass es Menschen gibt, die Kinder mit der Natur zusammenbringen, werden Angler als Tierquäler und Tiermörder stigmatisiert! Es sind die Angler, die morgens an den See gehen, um Flora und Fauna von Dreck zu reinigen, tut dies auch PETA!?“
Symbolbilder