Wer sich auf der Homepage der Osnabrücker Stadtwerke umschaut, wird mit Formulierungen wie „Haushaltskund:in“ konfrontiert. Es wird also aktiv und unter Einsatz von Sonderzeichen „gegendert“, obwohl Osnabrücks Oberbürgermeisterin explizit nicht gendern möchte. Gelten Grundsätze für die Stadtverwaltung für das städtische Tochterunternehmen nicht?
Wir haben bei den Stadtwerken und der Stadtverwaltung nachgefragt, wieso bei den Stadtwerken „gegendert“ wird und ob vielleicht eine Rückkehr zu den erst jüngst aktualisierten Empfehlungen vom Rat für deutsche Rechtschreibung geplant ist. Gibt es vielleicht auch einen Konflikt mit den Regeln, die für die Stadtverwaltung gelten?
Oberbürgermeisterin kassierte 2022 den Gender-Zwang für die Verwaltung
Zu den ersten Amtshandlungen von Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, die auch Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke ist, gehörte im Februar 2022, dass eine unter ihrem Amtsvorgänger Wolfgang Griesert eingeführte Dienstanweisung zum Gendern in der Verwaltung wieder kassiert wurde.
Gendersterne, Binnen-I und Doppelpunkte gibt es in der Verwaltung nicht mehr
Die unter Ausschluss der Öffentlichkeit von Griesert und dem Vorstand der Stadtverwaltung eingeführte Richtlinie wurde von Pötter nicht nur zurückgenommen, es wurde auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auf Gendersterne, Unterstriche und das große Binnen-I fortan in der Verwaltung grundsätzlich verzichtet wird. Eine sehr deutliche Vorwegnahme der jüngsten Entscheidung des deutschen Rechtschreib-Rats.
Eine geschlechtergerechte Sprache wird in der Verwaltung seither durch die Verwendung möglichst neutraler Begriffe wie „Studierende“ gefördert.
Vom Rechtschreib-Rat und der Bevölkerung wird das Gendern abgelehnt
Der vor zwei Jahren vom Stadtrat bestätigte Vorstoß der Oberbürgermeisterin erfolgte bereits unter Bezugnahme auf den Rat für deutsche Rechtschreibung, der in der vergangenen Woche nochmals deutlich feststellte, dass Gendersternchen und Co. keine Bestandteile der deutschen Sprache sind. Zudem, das zeigen zahlreiche Umfragen, lehnen weite Teile der Bevölkerung das Gendern deutlich ab.
Obwohl zu 100 Prozent in städtischem Eigentum, sehen die Stadtwerke sich offensichtlich nicht an die bereits vor mehr als einem Jahr getroffenen Vorgaben aus dem Rathaus gebunden. In dem stadteigenen Betrieb wird auch weiterhin Genus (grammatisches Geschlecht) und Sexus (biologisches Geschlecht) miteinander verwechselt und daraufhin munter – wenn auch nicht durchgängig – „gegendert“.
Stadtwerke wollen mit Gendersprache „Respekt“ zeigen
Auf Nachfrage unserer Redaktion rechtfertigt Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer das Gendern bei den Stadtwerken wie folgt:
„Sowohl die teils erhitzt und emotional geführte öffentliche Diskussion als auch die sachliche Diskussion bei uns im Hause zum Thema geschlechtergerechte Sprache zeigt deutlich, wie wichtig es ist, dass wir als kommunales Unternehmen dieses Thema sehr bedacht und mit großer Sorgfalt behandeln. So stellen wir bei der öffentlichen Debatte z.B. immer wieder mit Erstaunen fest, dass ebenso wichtige Themenfelder wie die einfache und leichte Sprache oftmals vernachlässigt werden.
Uns ist es sehr wichtig, die Frage, wie wir informieren und kommunizieren, umfassend zu beleuchten. Wir haben daher vor einigen Monaten ein internes Diversitäts-Projekt aufgesetzt, in dem Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen freiwillig und unabhängig von Hierarchien daran arbeiten, wie vielfältig wir als Unternehmen bereits sind und wo und wie wir uns besser aufstellen können. Innerhalb dieses Projektes wird auch beleuchtet, wie vielfältig und inklusiv wir mit den Menschen kommunizieren – wohlwissend, dass es dabei kein richtig und kein falsch gibt. Oberste Prämisse ist: Wir stehen für Vielfalt und möchten unseren Respekt gegenüber Menschen jeden Geschlechts deutlich machen.“
Stadtverwaltung hofft auf Rückkehr zu „anderen Formulierungen“
Vonseiten der Stadtverwaltung erklärte Stadtsprecher Arne Köhler, dass „in der Schriftsprache von der Verwaltung prinzipiell das generische Maskulinum angewendet wird. So ist bei uns zum Beispiel normalerweise von ‚Bürgerinnen und Bürger‘ oder auch von ‚Bürger-/innen‘ die Rede und nicht bloß von ‚Bürgern‘.“
Der Stadtsprecher äußert mit Blick auf die Stadtwerke und der jüngsten Entscheidung der Sprachwächter die Hoffnung, dass die aktuelle Klarstellung der Expertinnen und Experten dazu führen könnte, dass „an der einen oder anderen Stelle, an der in einem Onlineauftritt innerhalb des Konzerns Stadt derzeit zum Beispiel mit einem Doppelpunkt gegendert wird, künftig stattdessen eine andere Formulierung verwendet wird“.
Und was macht die HASEPOST?
Köhler verweist auch darauf, dass „auch auf der Seite der ‚Hasepost‘ […] gelegentlich die ‚Radfahrenden‘ oder die ‚Mitarbeitenden‘ zu finden sind.
Antwort der Redaktion: Das ist richtig, wir versuchen soweit möglich neutrale Formulierungen zu finden oder – weil im Internet noch genügend Platz ist – auch einfach beide Geschlechter zu nennen, wie „Leserinnen und Leser“.
In unserem Impressum weisen wir ansonsten deutlich darauf hin, dass wir grundsätzlich das generische Maskulinum verwenden.