Andreas Voßkuhle, Vorsitzender des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“, äußert sich kritisch zur derzeitigen Bildungsarbeit in Deutschland zur Bekämpfung des Antisemitismus und fordert eine innovative Herangehensweise. Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts beklagt, dass trotz weitreichender Bildungsangebote in Schulen, der Antisemitismus weiterhin präsent ist und viele Bürger über grundlegende historische Ereignisse unzureichend informiert sind.
Neuausrichtung der Bildungsarbeit
Andreas Voßkuhle kritisiert in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“, dass die bisherige Art der Bildungsvermittlung über den Nationalsozialismus in Schulen offenbar viele junge Menschen nicht richtig erreicht. „Vielleicht brauchen wir noch andere Kommunikationsformate, wir denken hier zu bürgerlich“, so Voßkuhle. Der mangelnde Kenntnisstand vieler Bürger über historische Ursachen, wie beispielsweise den Nahost-Konflikt, lässt ihn die Wirksamkeit der Bildungsarbeit in Deutschland hinterfragen.
Das unsichtbare Drittel
Der von Voßkuhle geführte Verein „Gegen Vergessen – für Demokratie“ versucht, milieuspezifisch zu arbeiten und insbesondere jene Teile der Bevölkerung anzusprechen, die durch normale Bildungsarbeit bisher zu wenig erreicht wurden. Hierzu gehören insbesondere die Menschen, die als das „unsichtbare Drittel“ der Gesellschaft bezeichnet werden. Es handelt sich um Menschen, die selten zu Wort kommen und oftmals demokratiekritische Ansichten haben, sich selbst aber als unpolitisch betrachten.
Infektionskraft des Antisemitismus
Zudem zeigt sich Voßkuhle besorgt über die steigende Präsenz und „neue Infektionskraft“ des Antisemitismus in der Gesellschaft. „Diese Entwicklung macht mich fassungslos“, sagt Voßkuhle und betont, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft Empathie und Solidarisierung nicht durch Appelle, sondern durch Aufklärung und Werben für die Werte der Demokratie erreicht werden können.
Appelle an Muslime
Ebenso äußert sich Voßkuhle kritisch zu Bekenntnis-Appellen an Muslime, sich von der Hamas abzugrenzen. „Empathie und Solidarisierung erzeugt man nicht durch Appelle. Es ist wie mit der Liebe: Man kann sie nicht einfordern, man kann nur für sie werben“, erklärt Voßkuhle gegenüber dem „Tagesspiegel“. Seine Forderung liegt darin, durch verbesserte Bildungsarbeit und differenzierte Ansprache, das Bewusstsein für die Bedeutung und Gefahren des Antisemitismus zu schärfen und somit zu einer stabilen und demokratischen Gesellschaft beizutragen.
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