Die Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, hat das umstrittene Verfahren des „Sensitivity Reading“ verteidigt. Trotz Kritik sieht sie eine große Zukunft für die Methode, die zur Überprüfung von Texten auf sexistische oder rassistische Stereotypen dient.
Sensitivity Reading als Angebot, nicht als Dogma
In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ betonte Schmidt-Friderichs, dass „Sensitivity Reading“ ein Angebot und kein Dogma sei. Sie unterstrich dabei die individuelle Entscheidungsfreiheit jedes Verlags: „Jeder Verlag entscheide das für sich selbst. Genauso wie der eine gendert, der nächste nicht.“
Kritik an der Methode
Obwohl die Methode ihre Befürworter hat, gibt es auch Kritiker, die „Sensitivity Reading“ als Form der Zensur sehen. Schmidt-Friderichs räumte ein, dass es zu diesem Thema kritische Stimmen gibt. Sie argumentierte jedoch, dass es wertvoll sei, wenn Experten auf möglicherweise verletzende Wörter oder Ausdrücke hinweisen könnten. „Darin liegt ein wertvoller Hinweis,“ sagte sie.
Zukunft des Sensitivity Reading
Die Vorsitzende des Börsenvereins hob hervor, dass das Wissen um „Sensitivity Reading“ bald ein integraler Bestandteil der Lektorate sein werde. Junge Lektoren brächten diese Perspektive automatisch mit und Verlage könnten ihre Grenzen definieren. „Verlage könnten dann sagen, was in ihre Bücher hineinkomme und was nicht,“ erläuterte sie und betonte, dass „Sensitivity Reading“ eher als Leitplanke denn als Rotstift zu verstehen sei.
Über die Verlegerin
Karin Schmidt-Friderichs hat seit 2019 den Vorsitz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels inne. Der Verein richtet unter anderem die Frankfurter Buchmesse aus, die in diesem Jahr zum 75. Mal stattfindet.