Kin-Ball-Mannschaft beim TSG Dissen / Foto: Schulte
1,22 Meter groß und weniger als ein Kilo schwer: Das ist der Kin-Ball. Im TSG Dissen hat sich die Trendsportart aus Kanada bereits etabliert und rund 15 junge Erwachsene spielen dort regelmäßig um den Sieg. Doch worum geht es dabei eigentlich? Unsere Redaktion hat sich den Spielehit einmal angeschaut.
Mittwochabend, 19 Uhr: Der neonpinke Kin-Ball fliegt bereits zum Aufwärmen durch die Halle. Einmal die Woche treffen sich hier um die 15 Spielerinnen und Spieler, um sich eineinhalb Stunden bei der Teamsportart so richtig auszupowern. Laut der Mannschaft handelt es sich um die einzige Gruppe in ganz Norddeutschland. Dabei wurde das Spiel bereits 1986 in der Großstadt Québec in Kanada erfunden. „Wir haben uns in Oberhausen mal ein Spiel angeschaut“, erzählt Linus Eggert. Er und sein Vater Stefan Eggert, der bereits langjähriger Handballtrainer ist, waren sofort begeistert und etablierten den Kin-Ball zunächst im Handballtraining und mittlerweile als eigene Einheit am Mittwochabend im Verein. Das kommunikative und ausdauernde Spiel hat gleich mehrere Besonderheiten.
Drei Teams spielen gegeneinander
Anders als bei üblichen Mannschaftssportarten spielen nicht nur zwei, sondern drei Teams mit jeweils vier Spielern gegeneinander. In jedem Team muss dabei mindestens eine Frau sein. Nach dem Anpfiff halten zwei Personen aus einem Team den Ball in der Luft, sodass Spieler drei und vier die Möglichkeit haben, ihn aufzuschlagen. Vor dem Angriff einer gegnerischen Mannschaft muss zunächst „OMNIKIN“ (die Marke für den offiziellen Kin-Ball) sowie die Farbe des Teams (Bleu, Gris und Noir) gerufen werden, das angegriffen werden soll. Angespielt wird mmer das Team, das die meisten Punkte hat. Das muss nun verhindern, dass der Ball auf den Boden aufkommt und anschließend die Mannschaft mit der nächsthöheren Punktzahl anspielen. Gerade das „Retten“ des Balls vor dem Aufkommen erfordert dabei maximalen Körpereinsatz. Schafft das Team es nicht, den Ball aufzufangen, erhalten die anderen beiden Teams einen Punkt. „Klingt erst kompiziert, aber wenn man es erst einmal spielt, ist es ganz einfach“, so Linus Eggert.
Mit „geringen Einstiegsschwierigtkeiten“ wirbt auch das Spiel, da keine Vorkenntnisse benötigt werden. Erreicht ein Team elf Punkte, scheidet das Team mit dem niedrigsten Punktestand aus. Bis zur Punktzahl 13 spielen dann nur noch zwei Teams um den Sieg auf dem 20 x 20 Meter großen Feld.
Teamsport für alle Generationen
Die Spielerinnen und Spieler im Dissener Verein sind zwischen 17 und 21 Jahren alt. Diese geringe Altersspanne sei allerdings eher die Ausnahme, denn in den meisten Mannschaften würden deutlich mehr Generationen gemeinsam spielen. Sebastian Austmeyer spielt mit, um sich „ordentlich auszupowern“, Jana Kuntz findet, dass „das einfach mal etwas anderes ist, als die üblichen Sportarten wie Handball oder Fußball, die jeder spielt“ und Luisa Sandfordt gefällt vor allem der Teamgeist beim Spiel. Denn eines ist klar: Kommunikation ist das A und O beim Spiel. Nur mit einer gemeinsamen Strategie lässt sich der große Ball so schlagen, dass die gegnerische Mannschaft keine Chance hat, ihn zu retten.
In Deutschland noch recht unbekannt
Die in Deutschland noch recht unbekannte Sportart vereint Koordination, Schnelligkeit, Ausdauer und Reaktionsvermögen. Besonders populär ist das Spiel in Kanada, Japan, Korea, aber auch in Frankreich, Belgien und der Schweiz. Mittlerweile haben sich in 17 Ländern nationale Verbände organisiert – so auch in Deutschland. Erst kürzlich gab es eine Nationalspielersichtung in der Dissener Gruppe. Alle Damen sowie Linus Eggert und Elias Klöker sind in die engere Wahl für die Kin-Ball-Nationalmannschaft gekommen. „Dadurch dass es noch nicht so viele Spieler in Deutschland gibt, hat man momentan gute Chancen, in die Nationalmannschaft zu kommen“, so der 18-jährige Eggert. Die Entscheidung, ob sie dabei sind, erhalten sie in den nächsten Wochen.
Und wer jetzt Lust hat, mitzumachen: Das Kin-Ball-Training findet immer Mittwoch von 19 bis 20:30 Uhr im TSG Dissen statt.