Merlin Polzin machte einst erst als Nachwuchs-, dann als Co-Trainer beim VfL Osnabrück seine ersten Schritte im Profifußball. Seit Sonntag ist der 34-Jährige nun offiziell Cheftrainer des einstigen Bundesliga-Dinos, dem Hamburger SV. Dort, wo er einst in der Jugend seine Trainerkarriere begann, steht er damit jetzt erstmals in oberster Verantwortung.
Nach vier erfolgreichen Spielen als Interimstrainer entschied sich der HSV am Wochenende, Polzin das Vertrauen auszusprechen und ihn dauerhaft zum Chefcoach zu befördern. Die Entscheidung fiel einen Tag nach einem überzeugenden 5:0-Sieg gegen Greuther Fürth, der die Hamburger zur Saison-Halbzeit auf den dritten Tabellenplatz und damit ganz nah an die so dringend gewünschten direkten Aufstiegsplätze der hochspannenden 2. Bundesliga katapultierte.
„In den knapp vier Wochen gemeinsamer Trainingsarbeit ist eine deutliche Entwicklung erkennbar, auf die wir in 2025 aufsetzen und aufbauen wollen“, erklärte HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz. „Merlin und sein Team genießen nicht nur in der Mannschaft, sondern auch bei uns Verantwortlichen volles Vertrauen. Das sind eindeutige Argumente, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.“
Vom Co-Trainer zum Chefcoach
Polzin wechselte 2020 gemeinsam mit Daniel Thioune vom VfL Osnabrück, den Chef Thioune und Co Polzin in die 2. Bundesliga und dort zum Klassenerhalt führten, nach Hamburg. Nach Thiounes Entlassung blieb Polzin dem HSV treu, nahm auch unter Nachfolger Tim Walter die Rolle in zweiter Reihe ein. Als dieser 2024 nach einem abermals verpasste Aufstieg und einer sportlichen Misere ebenfalls entlassen wird, rückt Polzin erstmals für ein Spiel ins erste Glied – und als dann Steffen Baumgart als neuer Trainer vorgestellt wird, wieder zurück ins zweite. Nachdem auch der Ex-Kölner nicht die gewünschten Erfolge bringen kann, darf Polzin Ende November wieder ran – und nun bleiben.
In seiner kurzen Amtszeit als Interimstrainer sammelte Polzin acht Punkte aus vier Spielen. Trotz der Kritik an den Unentschieden gegen Darmstadt (2:2) und in Ulm (1:1) überzeugte er durch die positive Entwicklung des Teams und den klaren Erfolg gegen Fürth.
Rückhalt aus Mannschaft und Führungsetage
Ein entscheidender Faktor für Polzins Beförderung war der Rückhalt aus der Mannschaft. Nach dem Fürth-Spiel hatten sich gleich mehrere Spieler deutlich für ihn ausgesprochen. „Also ich kann ganz ehrlich sagen, von meiner Seite aus, von der Mannschaft aus, wollen wir mit Merlin weitermachen“, erklärte Stürmer Davie Selke und lobte auch Polzins Mitarbeiter Loic Favé und Richard Krohn: „Sie sind sehr akribisch, inhaltlich sehr, sehr gut, nehmen uns Jungs und die Mannschaft immer wieder mit.“
Auch Kapitän Sebastian Schonlau hob die Stärken des neuen Cheftrainers hervor: „Er kennt die Jungs natürlich in- und auswendig. Das ist sicherlich ein Vorteil für ihn. Er hat es geschafft, Inhalte reinzubringen, aber auch Lockerheit, Spaß und eine gewisse Gier.“ Linksverteidiger Miro Muheim fügte nach dem Fürth-Spiel hinzu: „Ich bin fest davon überzeugt, dass Merlin unser Trainer bleibt. Er macht einen super Job.“
Polzins große Herausforderung beim HSV
Polzin selbst zeigte sich nach der Ernennung motiviert: „Die Arbeit mit dem Team und dem Staff macht mir unheimlich viel Spaß, das habe ich immer betont. Jetzt gilt es, die Spielidee, die von mutigem und zielstrebigem Offensivfußball und gemeinschaftlichem Verteidigen geprägt ist, weiter zu vertiefen.“
Die Erwartungen an Polzin sind hoch, zumal zwischenzeitlich prominente Namen wie Bruno Labbadia, Lukas Kwasniok und Danny Röhl als mögliche Trainerkandidaten gehandelt wurden. Mit seiner akribischen Arbeitsweise hat sich der 34-Jährige allerdings das Vertrauen von Spielern und Verantwortlichen erarbeitet, den Verein zum Aufstieg zu führen – so wie er es einst an der Seite von Daniel Thioune, der mit seinen Düsseldorfern ebenfalls in die 1. Bundesliga will, eine Klasse tiefer mit dem VfL tat.