Der Motor von Volkswagen stottert. In Dresden wurden am Freitag, mit dem Ende der Phaeton-Fertigung, 400 Mitarbeiter auf andere VW-Werke verteilt. Das VW-Werk Osnabrück verliert im Mai (HASEPOST berichtete) mit der Einstellung des Golf Cabriolet sein Volumenmodell, die Auslauffertigung des alten VW Tiguan wird langfristig keine Arbeitsplätze in den ehemaligen Karmann-Hallen sichern. Schon seit einiger Zeit wird spekuliert, Magna Steyr könnte bei Volkswagen Osnabrück einsteigen oder den Standort seines ehemals schärfsten Wettbewerbers komplett übernehmen.
Nach einem Bericht der NOZ (Abruf ggf. kostenpflichtig) sucht der österreichische Auftragsfertiger Magna Steyr für seinen Kunden Jaguar Land Rover (JLR) zusätzliche Produktionskapazitäten. Magna Steyer übernimmt, wie früher Karmann, für seine Kunden die Fahrzeugentwicklung, Teilefertigung und auf Wunsch auch die komplette Produktion überwiegend kleiner Bauserien. Aktuell wird nach Unternehmensangaben für Mercedes Benz der Geländeklassiker „G-Klasse“ und für BMW die Kombi- und Geländeversion des Mini produziert.
Land Rover Evoque Cabrio aus Osnabrück?
Tatsächlich wäre die Produktion der Cabrioversion des erfolgreichen Geländewagen „Evoque“ eine Kleinserienproduktion, wie sie für die Magna Steyr typisch ist. Doch dafür benötigen die Österreicher dringend neue Produktionskapzitäten. Allerdings soll die offene Variante nur einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz der Gesamtproduktion ausmachen, da offene Fahrzeuge in vielen Märkten – insbesondere dem für Land Rover wichtigen chinesischen Markt – inzwischen als unverkäuflich gelten. Ein Trend, der auch das Aus für das Golf Cabrio verursachte.Wenn Magna Steyr in Osnabrück produzieren würde, wäre die Frage zu klären, ob es sich für Land Rover lohnt für dieses Nischenmodell die komplette Komponentenlogistik zwischen dem britischen Stammwerk und Osnabrück aufzubauen. Außerdem hat die Fertigung des ungewöhnlichen SUV-Cabriolets auf der Insel bereits begonnen.
Borgward ist wieder da – und will in Deutschland produzieren
Ähnlich wie vier Jahrzehnte später Karmann, war der kleine Bremer Automobilhersteller Borgward Ende der 60er Jahren zwischen die Mühlen der großen Automobilproduzenten geraten. Die heutige Mercedes-Fertigung in der Hansestadt hat ihre Wurzeln in der Historie der einst unabhängigen Borgward-Werke.
Auf Betreiben von Christian Borgward, dem Enkel von Carl F. W. Borgward, und mit viel Geld aus China, wurde die Traditionsmarke in den vergangenen Jahren reaktiviert. In einer ehemaligen Lastwagen-Fabrik in Beijing ist inzwischen die Produktion eines Geländewagens angelaufen, dessen Design und Technik maßgeblich von deutschen Designern und Ingenieuren entwickelt wurde. Auf der Automobilmesse in Genf wurde vor wenigen Wochen bereits das zweite Modell mit dem markanten Borgward-Logo präsentiert.Als erste Märkte haben die neuen chinesischen Borgward-Inhaber den Heimatmarkt, Indien und Südamerika ins Auge gefasst. Für Europa will Borgward vor allem elektrische und teil-elektrische Hybrid-Antriebe anbieten und sich damit von den etablierten Wettbewerbern abheben.
Wie der Nachrichtensender n-tv Ende Februar berichtete, wird für den anspruchsvollen deutschen und europäischen Markt eine Fertigung in Deutschland geprüft. In Deutschland gibt es allerdings keine Kapazitäten eines Auftragsfertigers, es sei denn Magna Steyr steigt bei Volkswagen Osnabrück ein.
Borgward-Enkel Christian Borgward hatte schon 2008 über eine mögliche Produktion (damals noch „entweder“) durch Karmann oder Magna Steyr nachgedacht.
Fotos: Borgward Group, Land Rover Jaguar