Dr. E.h Fritz Brickwedde (links) und Andreas Busemann freuen sich über den Besucherrekord im Zoo Osnabrück /Foto: Jasmin Schulte
Obwohl der Zoo im vergangenen Jahr etwa zweieinhalb Monate schließen musste, haben so viele Besucher wie noch nie die Tiere am Schölerberg besucht. Der Tierpark verzeichnet einen Besucherrekord für 2021 und eine positive Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr. Die nächsten Meilensteine: Die Eröffnung der Wasserwelten in diesem Jahr sowie das finanzielle Mammutprojekt „Kui Bui“.
In den letzten beiden Jahren gab es viele Pandemieverlierer: Die Gastronomie, die Eventbranche und viele Zoos im Bundesgebiet. Der Osnabrücker Zoo kann das nicht von sich behaupten. 1,1 Millionen Menschen statteten dem Zoo im vergangenen Jahr einen Besuch ab. Das sind rund 150.000 Besucher mehr als 2020. Im vergangenen Jahr waren besonders der März sowie der Juli und August für einen Zoobesuch beliebt. So konnten Eintrittserlöse von rund 7,12 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Damit wurde das Rekordjahr 2019 finanziell überboten, in dem etwa 400.000 Euro weniger durch Eintrittsgelder eingenommen wurde. Zoopräsident Dr. E.h. Fritz Brickwedde spricht von einem „fantastischen Geschäftsjahr trotz Corona-Pandemie“. Das sei vor allem allen Zoofreunden zu verdanken, die den Zoo auch in dieser schwierigen Zeit nicht im Stich gelassen haben.
Gesamterlöse in Höhe von mehr als 10 Millionen Euro
10.744.000 Euro – das ist die erwirtschaftete Summe des Zoos 2021. Dieser Betrag setzt sich vor allem aus diesen drei Posten zusammen: 66 Prozent ergeben sich aus den Einnahmen durch Eintrittsgelder, 16 Prozent durch Spenden und die Erbschaft von Maria Ahrens in Höhe von 1,36 Millionen Euro, 6 Prozent durch Sponsoringerlöse. Für diese Zahlen hätte der Osnabrücker Zoo auch viel getan – etwas das Open Air Kino, die Rüsselmahlzeit oder auch die Zoo-Lights, so Brickwedde. Andreas Busemann, Geschäftsführer des Zoo Osnabrücks, betont allerdings auch, dass in anderen Städten wie etwa Münster der städtische Zoo wesentlich mehr Zuwendungen von der Stadt erhielt. In Zahlen: Der Münsteraner Zoo erhält rund 4,8 Millionen Euro, der Osnabrücker Zoo hingegen nur 700.000 Euro, von denen 300.000 Euro für Tilgungen und Abschreibungen vorgesehen sind. Dazu sei man mit der Stadt derzeit in Zuschussverhandlungen, so Busemann.
Finanzierungsplan für Elefantenpark „Kui Bui“
Mittlerweile sind nahezu alle Teile des Zoos ausgebaut worden. Auf dem Plan stehen nur noch die Seelöwen, die in den Wasserwelten einziehen werden (Eröffnung am 7. Juli). Busemann spricht hier von einem „Meilenstein in der Geschichte des Zoos“. Was mit der alten Seelöwenanlage im Herzen des Zoos passiert, ist bisher noch unklar. Was allerdings für den Tierpark ganz klar ist: „Unsere Besucherzahlen sind abhängig von unseren Investitionen.“ Immer dann, wenn der Zoo eine Themenwelt umgebaut und eröffnet hat, seien die Besucherzahlen in die Höhe geschossen. Aktuelle Beispiele sind etwa die Löwenanlage „Mapungubwe“ oder die neue Erdmännchenanlage. Mit einem Besucherandrang rechne man auch durch die neuen Wasserwelten mit der Kulisse eines nordischen Fischerdorfs, Felsküste und einer Nordsee-Dünenlandschaft. Das Highlight: Große Unterwassereinblicke für die Besucher.
Preissteigerung bei den Eintrittsgeldern
In den vergangenen zehn Jahren sind die Zookarten deutlich teurer geworden. Nach aktuellen Besucherzufriedenheitsanalysen seien die Besucher damit allerdings zufrieden. Man konnte durch die getätigten Investitionen sogar im Vergleich über den Zeitraum von zehn Jahren die Preiszufriedenheit steigern. „Der Zoo lebt von den Eintrittsgeldern“, macht Busemann deutlich. Eine Einzeljahreskarte liegt derzeit bei 52 Euro pro Person. Damit lohnt sich die Dauerkarte bereits beim zweiten Besuch, denn ein Erwachsener zahlt im Zoo 27 Euro, Kinder zwischen 15,50 und 18,50 Euro. Um den Elefantenpark zu finanzieren, sei es allerdings nötig, in den kommenden Jahren noch einmal an den Preisen zu schrauben. Mithilfe einer Masterarbeit der Uni Osnabrück hat der Zoo ermittelt, wie hoch der Preiskorridor für die Besucher ist. 8 Euro Aufschlag für die Jahreskarte und 2,50 Euro bei der Tageskarte wären für die Besucher finanziell tragbare Preise. „Höhere Eintrittsgelder sind eigentlich nicht das Ziel, sondern mehr Besucher“, sagt Busemann.
16 Millionen Euro für Elefantenpark
„Das neue Elefantengehege wird das größte und vorerst letzte Projekt in der Geschichte des Zoos sein“, so der Geschäftsführer. Der Plan ist, 2025 mit den Investitionen zu beginnen. Die Lebenszyklen der Themenwelten hätten sich deutlich verlängert, sodass in nächster Zeit – bis auf das Elefantenparadies – keine höheren Investitionen geplant sind. „Wir investieren dann nicht mehr in Millionenprojekte, sondern nur noch in die Erhaltungskosten“, ergänzt Brickwedde. In den letzten 25 Jahren hat der Osnabrücker Zoo rund 50 Millionen Euro investiert. „Nicht jede Generation sieht einen neuen Zoo, sondern ganze Generationen sehen den Zoo“, erklärt Busemann. Das sei eine absolute Veränderung über die letzten Jahre hinweg. „Mit ‚Kui Bui‘ ist der Zoo dann auch zukunftsfest.“
Neuer “Elephant Social Club”
„Um einen Kredit aufzunehmen, müssten mindestens 800.000 Euro im Jahr für Zinsen und Tilgungen eingenommen werden“, stellt der Geschäftsführer klar. Der Finanzierungsplan sieht hier wie folgt aus: 240.000 Euro möchte der Zoo durch seinen neuen Elephant Social Club aufbringen, der exklusiv für Geschäftsführer ist. Eine Mitgliedschaft kostet monatlich 100 Euro. Gegenwert: 2 Präsenzveranstaltungen (Tag im Zoo und im Medienhaus der NOZ) sowie 10 bis 15 virtuelle Termine, in denen jeweils ein Firmenchef referiert und sich die Chefetagen branchenübergreifend austauschen können. Außerdem rechnet man mit 100.000 Euro über Spenden und Events wie die Rüsselmahlzeit sowie weiteren 100.000 Euro durch den Verkauf der Zooprodukte. Ein Projekt, das stark ins Gewicht fallen soll, ist der Rüssel-Walk-of-Fame, der aus Elefantenpfotenabdrücken mit Firmenlogos entstehen soll. Rund 600.000 Euro erwartet der Zoo hiermit zu erwirtschaften. 2025 könne man dann entscheiden, ob die Baustaufe 1 für das Gehege der Dickhäuter realistisch ist. Da es sich hier um ein einmaliges Projekt handelt, müsse dann in der Bauphase 2 das nötige Geld durch Preissteigerungen bei den Tickets zusammenkommen.