Es ist das Reizthema für Bürger aus Eversburg und der angrenzenden Gemeinde Lotte-Büren (NRW): der Bahnübergang an der Atterstraße. Wie es ausschaut, wird der Bahnübergang zwischen der Spedition Munsberg und der Grundschule Eversburg noch bis weit über das Jahr 2030 erhalten bleiben.
Es wurde plötzlich sehr still, als Ralf Lieder vom städtischen Fachbereich „Geodaten und Verkehrsanlagen beim Bürgerforum Eversburg an diesem Mittwochabend (12. Mai) einen kurzen Status zur möglichen Untertunnelung des niveaugleichen Bahnübergangs an der Atterstraße (Eversburg) erläuterte. Ganz offensichtlich ein Thema, das viele der etwa 50 anwesenden Bürgerinnen und Bürger bewegt.
Es gibt keinen verbindlichen Zeitplan für einen Tunnel
Er habe „keine guten Nachrichten“ kündigte Lieder an, was danach folgte. Zwar prüfe das Eisenbahntechnische Bundesamt weiterhin ein Planfeststellungsverfahren für eine zukünftige Untertunnelung, bislang sei aber kein verbindlicher Zeitplan aufgestellt worden und, so seine Einschätzung, dabei werde es in absehbarer Zeit auch bleiben.
Hinderungsgrund für eine schnelle Lösung an der Atterstraße sei die Bahn, so Liedler.
Eine geänderte Gesetzeslage, das Eisenbahnkreuzungsgesetz, zwingt die Bahn nun dazu 90% der Kosten zu tragen. Bundesweit wollen nun alle Gemeinden, die bislang über einen Verteilungsschlüssel erheblich höhere Kostenanteile tragen mussten, ganz dringend die verbliebenen Bahnübergänge mit Tunneln oder Brücken beseitigt wissen.
Bürger sammelten schon tausende Unterschriften
Nach Angaben einer Teilnehmerin aus dem Plenum wird die Forderung nach einer Untertunnelung bereits seit Jahrzehnten immer wieder von Bürgern an die Lokalpolitik und die Deutsche Bahn herangetragen. Ein weiterer Teilnehmer verwies darauf, dass man vor ein paar Jahren binnen kürzester Zeit mehr als 2.700 Nachbarinnen und Nachbarn aus Eversburg dazu motivieren konnte, eine Petition zu unterzeichnen.
Vor dem Hintergrund, dass ähnliche Unterschriftenlisten immer wieder und bundesweit laufen, die Bahn aber wenig motiviert sei, die Kosten für derartige Projekte selbst zu tragen, dämpfte Ralf Lieder die Hoffnungen der Bürger, dass sich irgendjemand bei der Bahn beeindruckt zeigen könne und auf diesem Wege der Übergang in Eversburg priorisiert würde.
Mindestens 4,5 Stunden pro Tag steht der Verkehr
Im Jahr 2015 hatte der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Griesert ebenfalls beim Bürgerforum Eversburg eine Untersuchung vorgestellt, dass die Schranken an der Atterstraße täglich rund 4,5 Stunden unten sind. Nach Schätzung einer Anwohnerin, dürfte dieser Zeitrum inzwischen auf mehr als 5 Stunden täglich angewachsen sein.
Auf Nachfrage, ob denn wenigstens alle Grundstücke gesichert seien, die notwendig sind um dann irgendwann eine Rampe unter die Gleise zu bauen, zum Beispiel auch die Betriebsfläche der angrenzenden Spedition Munsberg, erwiderte der städtische Beamte, dass er im Detail keine Stellung nehmen könne. Grundsätzlich aber seien die Gespräche in der Vergangenheit schon sehr weit gediehen gewesen und alle Beteiligten hätten signalisiert, dass zum Beispiel über einen Grundstückstausch eine Lösung herbeigeführt werden könne. Aber auch hier sei inzwischen eine Verhandlungspause eingetreten, da sich die Bahn, die schließlich fast die gesamte Rechnung tragen müsse, sich nicht mehr bewegt.
Und irgendwann kam dann die Einschätzung: „Das kann noch Jahrzehnte dauern.“
Es gäbe eine Möglichkeit: Die Stadt übernimmt das Projekt von der Bahn
Einziger Ausweg sei, so Liedler, dass die Stadt das Projekt übernehmen würde. Mit einem kurzen Blick auf den ebenfalls anwesenden Stadtkämmerer Thomas Fillep (SPD) machte der Verwaltungsbeamte klar, dass dafür wohl das Geld fehlen dürfte.
Bevor schließlich eine Eversburger Bürgerin resigniert zusammenfasste, dass die Betroffenen wohl 50 Jahre auf den Tunnel gewartet hätten und es nun weitere 50 Jahre werden könnten, blieben die einzigen im Plenum anwesenden Kommunalpolitiker Sven Schoppenhorst (CDU) und Heiko Panzer (SPD) angesichts der – wenn auch nur vagen – Lösungsmöglichkeit, dass die Stadt hier eine Lösung schaffen könne, auffallend still.
Eine Diskussion darüber, warum nicht die Stadt Verantwortung für dieses Projekt übernehmen will, fand nicht statt.
Heiko Panzer führt auf seiner noch immer online verfügbaren Homepage zur Kommunalwahl 2021 das Thema „Planungen für die Untertunnelung des Bahnübergangs Atterstraße“ prominent auf. Dieses Ziel wird das SPD-Ratsmitglied und die Bürgerinnen und Eversburg wohl noch lange begleiten.
Kommentar des Redakteurs
Schaut man sich Eversburg – vor allem auch hinter dem Bahnübergang – an, hat man schnell den Eindruck, einen vergessenen und in Teilen auch bereits gescheiterten Stadtteil zu erleben. Die sozialen Probleme entlang der Atterstraße und die offensichtlich nur geringe Bereitschaft der Hauseigentümer im Bereich hinter dem Bahnübergang irgendetwas zu investieren (die Fassaden und die Nutzung der Ladengeschäfte zeigen dies deutlich), sprechen Bände.
Der Bahnübergang blockiert die Entwicklung von halb Eversburg und das massiv!
Man ist vom Neumarkt – verlässlich – oft schneller in Bohmte oder Lengerich als in Eversburg, jedenfalls dann, wenn man zu einem ungünstigen Zeitpunkt vor der Bahn oftmals über 10 Minuten ausgebremst wird – und das passiert häufig. Zukünftig will die Bahn den Fernverkehr zwischen Amsterdam und Berlin noch intensivieren.
Ein Teil des Containerverkehrs von China (Landweg!) in die Niederlande wird inzwischen quer durch Eversburg abgewickelt.
Wie lange will man noch warten? Bis die Schranken sechs oder sieben Stunden pro Tag unten sind? Der Zeitpunkt wird kommen! Auch das übrigens ein Teil der politisch gewollten Verkehrswende. Die aber geht nicht ohne Infrastruktur, und dazu gehört auch das Miteinander von Bahn und Straßenverkehr, da wo sie sich kreuzen.
Nun gut, aus Sicht einzelner Politiker und Verwaltungsbeamter hatte der ohne Not erfolgte Umbau des Schlossgartens und haben Projekte wie Umbau des Ledenhofs, Fahrrad-Zählgeräte oder Möbel auf Parkplätze zu platzieren, eine höhere Priorität. Und weil so ganz nebenbei auch mal eben zweistellige Millionenbeträge an windige australische Banker verjuxt wurden oder die Stadtwerke sich unter den Augen des überwiegend aus fachfremden Feierabendpolitikern besetzten Aufsichtsrats um einen ebenfalls bei rund 15 Millionen Euro liegenden Betrag vor allem beim Energieeinkauf verzockten, ist für so ein wichtiges Projekt natürlich kein Geld da. Da ist es einfach den Schuldigen bei der Bahn auszumachen. Aber wir wissen jetzt: Die Bahn wird auch weiterhin nichts tun!
Die anwesenden Politiker hätten nicht einfach nur schweigen sollen, es hätte sich ein Loch im Boden auftun müssen!