Aleksandr Sindeev zeigt Väterchen Frost. / Foto: Guss
Im HASEPOST-Adventskalender erwartet unsere Leserinnen und Leser täglich bis zum 24. Dezember abwechselnd entweder eine fortlaufende Osnabrücker Weihnachtsgeschichte oder das Weihnachtsfest einer anderen Kultur. Wir wünschen euch (trotz aller Krisen) eine schöne und besinnliche Zeit!
Aleksandr Sindeev ist bereits seit 2020 Städtebotschafter in Osnabrück und kommt ursprünglich aus dem russischen Twer. Mit dem Weihnachten in seiner Heimat habe das Fest hierzulande wenig gemeinsam.
Sein erstes deutsches Weihnachten im vergangenen Jahr hat Sindeev gut in Erinnerung behalten: „Ich war total zufrieden, habe Glühwein getrunken und die Tage sehr genossen.“ In Twer werde Weihnachten wie in weiten Teilen des orthodoxen Russlands nicht so gefeiert wie in Deutschland. „Nach dem julianischen Kalender wird am 6. und 7. Januar Weihnachten gefeiert. Es gibt eine Fastenzeit und Nachtgottesdienste, auch einen großen in Twer“, erzählt Sindeev. Der zentrale Nachtgottesdienst aus Moskau werde auch live in alle Landesteile übertragen. „Ansonsten kommen die Angehörigen zusammen, es gibt keine Bescherung und es wird bescheiden gegessen.“
Silvester- statt Weihnachtsfest
Statt Weihnachten werde die Silvesternacht besonders zelebriert, wie der Botschafter weiter erzählt: „In der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar wird groß gefeiert. An Neujahr kriegen die Kinder Geschenke. Hier in Deutschland gibt es das Christkind, in Russland kommt Väterchen Frost mit seiner Schneetochter.“ Zur Geschichte vom Christkind-Pendant erzählt Sindeev: „In der slawischen Zeit gab es eine Gestalt namens Frost, die im Wald gelebt hat und manchmal rauskam, um die Holzhäuser von damals zu zerstören. Väterchen Frost war also ursprünglich eine böse Gestalt.“ Irgendwann habe man dann die christliche Tradition mit dem Nikolaus übernommen und Väterchen Frost sei eine nette Figur geworden, die es mittlerweile sogar in echt gibt: „Väterchen Frost hat eine eigene Residenz, an die Briefe geschickt werden können mit Wünschen. Ob das wirklich klappt, weiß ich nicht, aber viele Kinder glauben daran.” Übrigens: Wer sich nicht benimmt, bekommt keine Rute, sondern einfach nichts! Eine Woche vor Neujahr gebe es in Twer außerdem eine Messe mit vielen kleinen Läden, wo die Menschen zusammenkämen.
In diesem Jahr wird Sindeev Weihnachten erneut in Deutschland verbringen: „Ich feiere deutsche Weihnachten und freue mich schon darauf.“ Anfang Januar würde er gerne in der serbisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Georg an der Wersener Straße vorbeischauen. Dort werde es in diesem Jahr wieder einen besonderen Gottesdienst geben.