In der Weihnachtszeit beschert unser HASEPOST-Adventskalender euch besinnliche Meldungen und weihnachtliche Geschichten: Ausflugs- und Dekotipps, Festtage an besonderen Orten, winterliche Rückblicke und rührende Weihnachtsgeschichten – 24 Artikel an 24 Tagen decken alles ab, um Weihnachtsstimmung in unserer Hasestadt zu verbreiten.
Wenn die Weihnachtstage in greifbare Nähe rücken, werden die ansonsten meist vollständig gefüllten rund 800 Betten im Klinikum so wenig belegt sein wie zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr. Für ein wenig weihnachtliche Stimmung im Krankenhaus sorgen die Seelsorgenden, denen eine rührende Geschichte besonders im Kopf geblieben ist.
Auch im Klinikum macht die Corona-Pandemie vor den Weihnachtstagen keinen Halt. Im vergangenen Jahr durften die Patientinnen und Patienten auch über die Tage des Familienfestes keinen Besuch erhalten, in diesem Jahr kann – Stand jetzt – immerhin ein Angehöriger vorbeischauen. Nicht nur für die Patientinnen und Patienten stellt die Pandemie eine große Herausforderung dar, sondern auch für die Pflegenden. Während die erste Corona-Welle noch mit viel Angst verbunden gewesen sei, habe man in der Folge dazu gelernt und die weiteren Wellen besser bewältigen können.
Fünf Seelsorgende im Klinikum
Ein wenig weihnachtliche Stimmung im Klinikum verbreiten die drei evangelischen und zwei katholischen Seelsorgenden. Sibylle Hartong und Jörg Menke gewähren einen Blick in ihren Arbeitsalltag: „Wir gehen zu den Patienten, versuchen Kontakte über und zu Angehörigen herzustellen, begleiten die Angehörigen auf den Intensivstationen und im Sterbeprozess. Die Patienten und Angehörigen können mit uns reden, müssen es aber nicht“, beschreiben die beiden Seelsorger im Klinikum ihr Berufsbild. Auch für die Mitarbeiter und Pfleger des Klinikums sei immer ein Ohr offen. „Wir reden mit den Menschen über das Leben der Patienten, aber auch über das Sterben. Der Mensch steht dabei immer im Mittelpunkt“, erklärt Hartong weiter. Neben den Gesprächen fällt auch das aktive Begleiten von Patienten und deren Angehörigen im Sterbeprozess in den Aufgabenbereich der Seelsorgenden: „Wir sind dabei, wenn jemand stirbt, hören den Angehörigen zu, beten mit ihnen, holen Kaffee, begleiten die Menschen.“
Mit viel Freude im „anstrengenden“ Beruf
Langweilig werde es dabei nie, denn wenn die Seelsorger nicht gerade aktiv auf die Menschen im Krankenhaus zugehen, klingelt oft das Telefon im eigenen Büro, wie Menke berichtet: „Dann ruft entweder die Pflege an und teilt uns den Gesprächsbedarf von Patienten mit oder wir hören von Angehörigen, dass sie sich Unterstützung für ihre Verwandten oder Bekannten auf den Station wünschen.“ Insbesondere Patientinnen oder Patienten, die über einen längeren Zeitraum im Klinikum liegen, würden auch selber den Kontakt zu den Seelsorgenden suchen. Von den jüngeren Patientinnen und Patienten wünscht sich Hartong eine ähnliche Eigeninitiative: „Es ist nicht so, dass hier ein Pastor herum läuft und man gemeinsam betet. Wir reden, tauschen uns aus – das hilft auch jungen Menschen.“
„Es ist anstrengend“, gibt Hartong zu. „Ich kenne die Person in der Regel nicht, werde sie vermutlich nicht wieder treffen, muss daher sehr wachsam im Gespräch sein.“ Nach dem Gespräch gebe es im Büro ein Stück Schokolade, anschließend kurz durchatmen, „21, 22, und dann kann es wieder völlig neu von vorne losgehen“, ergänzt Menke. „Alles ist dabei: weinen, Stille, Trauer, mühsame und einfache Gespräche.“ Trotzdem üben Hartong und Menke ihren Beruf mit viel Freude aus, genauso ihre seelsorgenden Kolleginnen und Kollegen Helga Hollander, Horst Betzold und Stephan Feldmann.
Adventsgeschichten und Weihnachtslieder – Weihnachten im Klinikum
„Über Weihnachten soll grundsätzlich alles raus, was raus kann – Patienten genauso wie Pflegende. Und das ist auch gut so, weil die Menschen ja auch mir ihren Familien feiern wollen“, sagt Hartong. Im Haus seien dann viele junge Kollegen, während die Pflegenden mit Kleinkindern meist zuhause Zeit mit der Familie verbringen könnten. „An Silvester gestaltet sich das dann andersrum“, ergänzt die Seelsorgerin.
Um etwas weihnachtliche Stimmung zu verbreiten, wird das Krankenhaus etwas geschmückt, den Eingangsbereich ziert ein großer Weihnachtsbaum mit Krippe. An Heiligabend findet in der Kapelle des Klinikums ein Gottesdienst statt, an dem außerhalb von Corona-Zeiten teils bis zu 60 Personen teilnehmen. Wie schon 2020 soll der Gottesdienst auch in diesem Jahr auf die Zimmer übertragen werden. Wer mag, kann sich dann ganz einfach dazuschalten. Darüber hinaus bieten die Seelsorger zahlreiche Aktionen an: Die offen zugängliche Kapelle, in der das Jahr über regelmäßig abwechselnd katholische und evangelische Gottesdienste stattfinden, wird geschmückt, einmal pro Woche werden von dort Adventsgeschichten vorgelesen und in die Zimmer übertragen. An Heiligabend plane man im Anschluss an den Gottesdienst außen um das Klinikum zu gehen, Kerzen und Lichter aufzustellen und Weihnachtslieder zu singen.
Musizieren an Heiligabend
Hartong erinnert sich noch gut an das vergangene Jahr als ein Trompetenspieler und zwei Kinder die Seelsorgenden beim Musizieren begleiteten: „Wir haben in den vielen Innenhöfen des Klinikums eineinhalb Stunden lang Musik gemacht und viele Patienten und Kollegen haben sich gefreut.“ Menke ist eine Geschichte besonders in Erinnerung geblieben: „Wenige Wochen nach Heiligabend kam eine Kollegin, die im Klinikum und einem Altenheim arbeitet, zu mir und erzählte von einem Patienten, der im Altenheim lebt und auch schon lange regelmäßig hier im Klinikum ist. Der Mann habe ihr von den Liedern und Lichtern erzählt und berichtet, dass er dabei weinen musste. Aus den Lichtmomenten habe er neue Lebenskraft gezogen. Wenige Wochen später verstarb der Patient.“
Menke fährt fort: „Das Musizieren macht uns selbst Spaß, gerade weil auch ganz viele Leute im Nachthemd an den Fenstern standen und mitgesungen haben. Einige Wochen später dann mitzubekommen, dass es für einen Menschen so einen Moment hervorgerufen hat, berührt sehr. Das ist einfach schön.“ Wie viele aus ihren Fenstern gucken würden, sei egal, „wir machen es dieses Jahr wieder“, sind sich die Seelsorgenden sicher.