Geschenke
Im HASEPOST-Adventskalender erwartet unsere Leserinnen und Leser täglich bis zum 24. Dezember abwechselnd entweder eine fortlaufende Osnabrücker Weihnachtsgeschichte oder das Weihnachtsfest einer anderen Kultur. Wir wünschen euch (trotz aller Krisen) eine schöne und besinnliche Zeit!
Lillie zweifelt am Weihnachtsmann
Bärbel hat bereits alle Päckchen beisammen, gut verpackt und verstaut an einem Ort, an dem Lillie ganz sicher nicht suchen wird. Das dachte Bärbel zumindest.
Doch am Dienstagnachmittag sucht Lillie verzweifelt nach ihrem Lieblingskuscheltier. Sie durchwühlt ihre Kommoden und Schränke, schaut im Wäschekorb nach und sogar hinter jeder Gardine im Haus. Doch keine Spur von „Monki“. Natürlich muss auch Bärbel mithelfen, aber auch sie findet den kleinen Plüschhasen nicht auf Anhieb. „Wo hattest du ihn denn zuletzt?“, fragt sie Lillie.
„Ich versuche auch schon die ganze Zeit, mich daran zu erinnern.“
„Gestern hast du ihn doch noch mit ins Wohnzimmer genommen.“
„Ja, und dann mit nach oben. Aber wohin dann?“
Wo sie auch suchten – keine Spur von „Monki“. In ihrer Verzweiflung versucht Lillie es im Schlafzimmer ihrer Mutter. Eigentlich war das sinnlos, das wusste sie selbst. Aber manchmal war Bärbel etwas zerstreut und legte dann etwa ihren Autoschlüssel auf das Waschbecken im Badezimmer oder stellte ihr Buch in Lillies Regal. Warum sollte sie also nicht beim Aufräumen ihren Hasen in einen ihrer Schlafzimmerschränke gesteckt haben? Sie stöberte erst durch den Kleiderschrank ihrer Mutter und machte sich dann an eine ihrer Kommoden. Doch bis auf Kleidung fand sie dort nichts. Sie warf einen Blick unters Bett und konnte ihren Augen kaum glauben. Waren das …? „Geschenke“, entfährt es Lillie.
„Was hast du gesagt?“, fragt ihre Mutter und kommt ins Schlafzimmer. Als sie Lillies Unterkörper unter dem Bett hervorlugen sieht, beschleunigt sich ihr Herzschlag. Mist.
„Was hast du gesagt, mein Schatz?“, versucht Bärbel, die Situation zu überspielen.
„Hier unten liegen Geschenke“, stellt Lillie fest. „Wofür sind die?“ Ihre Stimme klingt gedämpft.
Bärbel musste schnell etwas einfallen. „Die sind … die will … ich noch spenden.“
„Aber wir haben doch schon alle weggebracht“, sagt Lillie, während sie unter dem Bett hervorkrabbelt.
„Ich habe noch ein paar Sachen gefunden und dachte, ich kann dann noch ein oder zwei weitere Pakete verschenken.“
„Und warum hast du die unter dem Bett stehen?“
Warum musste dieses Kind immer alles ganz genau wissen? „Die … standen mir die ganze Zeit im Weg herum und ich hatte noch keine Zeit, die Pakete wegzubringen.“ Oh man, lügen kann ich auch einfach nicht.
Lillie mustert sie mit verschränkten Armen vor der Brust skeptisch. „Darf ich dann noch mal mitkommen, wenn du die Pakete wegbringst?“
„Aber sicher. Wollen wir das morgen machen?“ Irgendwie muss Bärbel Zeit schinden, um noch ein paar Dinge zu besorgen und neue Päckchen zu verpacken.
Lillie willigt ein. „Und wo ist jetzt ‚Monki‘?“
„Also hier nicht. Lass uns noch mal auf dem Sofa schauen. Vielleicht hat er sich zwischen den Kissen versteckt?“
Tatsächlich. Da lag der kleine Stoffhase eingekuschelt zwischen den Kissen. Dann bleibt für Bärbel wohl nur noch die Frage: Wo bekomme ich so schnell etwas Neues her und vor allem das gleiche Geschenkpapier? Die letzte Rolle hatte sie für die anderen Pakete unter dem Bett aufgebraucht. Sie musste sich schleunigst etwas einfallen lassen, denn Lillies Glaube an den Weihnachtsmann sollte nicht durch so einen blöden Zufall zerstört werden.
Mehr von Lillie gibt es in Türchen 22 wieder zu lesen.
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