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Türchen 13: So wird Weihnachten in der Ukraine gefeiert

Kutia (Symbolbild)

Im HASEPOST-Adventskalender erwartet unsere Leserinnen und Leser täglich bis zum 24. Dezember abwechselnd entweder eine fortlaufende Osnabrücker Weihnachtsgeschichte oder das Weihnachtsfest einer anderen Kultur. Wir wünschen euch (trotz aller Krisen) eine schöne und besinnliche Zeit! 

Irina Glushchenko kam vor zehn Jahren aus der Ukraine nach Osnabrück. Mittlerweile hilft sie ihren vielen Landsleuten, die aufgrund des Krieges in ihrer Heimat Zuflucht in der Friedensstadt suchen, in ihren neuen Alltag zu finden. Zur Weihnachtszeit hat sie unserer Redaktion erzählt, wie die Feiertage in der Ukraine verbracht werden.

„Weihnachten ist neben Ostern einer der beiden wichtigsten Feiertage“, berichtet Glushchenko. „Das Weihnachtsfest beginnt am Vorabend des 24. Dezembers (nach gregorianischem Kalender) oder dem 6. Januars (nach julianischem Kalender), mit dem Aufgang des ersten Sterns. An diesem Abend finden Gottesdienste und Liturgien statt, und das Weihnachtsfasten endet.“ Bereits seit der Antike glaube man in der Ukraine, dass man streng bis zum Abendessen fasten solle. Zum Fastenbrechen würden zwölf ganz spezielle Speisen zubereitet, die mit der Familie zusammen gegessen werden. Wichtig sei, dass alles ordentlich ist, die Frauen bereiten das Essen vor und auch das Vieh müsse gefüttert werden, so Glushchenko.

Kutia und Sud zu Weihnachten

„Obligatorische Weihnachtsgerichte, die uns seit der Antike überliefert sind, sind Kutia und Uzvar (Sud). Der Sud wird aus getrockneten Früchten hergestellt – getrocknete Äpfel, Birnen, Pflaumen“, erzählt Glushchenko. Für Kutia würden die Früchte mit Weizen- oder Gerstenbrei gegessen, gemischt mit Rosinen, Mohn, Honig und Nüssen. „Jede Komponente von Kutia wird als Symbol betrachtet: der endlose Kreislauf des Lebens, Fruchtbarkeit, irdische und himmlische Segnungen.“ Der Gastgeber setze sich als Erster an den Tisch, zündet die Weihnachtskerze an und segnet das Abendessen. Danach kostet er Kutia und verteilt es an die Familie.

Kutia (Symbolbild)„Nach Kutia kann man zu anderen Gerichten übergehen – Fisch, Pilze, Borschtsch, Knödel, gedünsteter Kohl, Kartoffeln, Uzvar“, berichtet Glushchenko weiter. In verschiedenen Regionen der Ukraine seien die Gerichte für Heilig Abend unterschiedlich, aber ihre Anzahl bleibe konstant. Einen Ehrenplatz im Haus sollte „Didukh“ haben – eine Roggen-, Weizen- oder Hafergarbe, die die Ernte und das Wohlergehen symbolisiert und ein Talisman der Familie ist.

Kultur der Weihnachtsmärkte kommt auch in die Ukraine

Ingesamt sei Weihnachten in der Ukraine im Vergleich zu Deutschland eher ein ruhiges und familiäres Fest. An Feiertagen besuche man einen Gottesdienst, zur Begrüßung heiße es üblich „Jesus ist geboren!“ – „Lobe ihn!“. „Eine wichtige Tradition und ein Merkmal des ukrainischen Weihnachtsfestes ist die Weihnachtskrippe (‚Wertep‘) und ‚Koljaduwannja‘, wenn Kinder und Erwachsene von Haus zu Haus gehen und Weihnachtslieder singen, die ‚Koljadky‘ genannt werden. In diesen Liedern wünschen sie den Bewohnern für das kommende Jahr Wohlstand und Gottes Gnade. Im Gegenzug erhalten die Sternsinger Süßigkeiten, geben ihnen Geld oder laden sie sogar zu Tisch ein“, erklärt Glushchenko.

Kinder in der Ukraine erhalten Geschenke am Nikolaustag und am 1. Neujahrstag, auch ein Weihnachtsbaum sei an Weihnachten und Silvester nicht wegzudenken. „Vor kurzem ist die Kultur der Weihnachtsmärkte auch in der Ukraine in den großen Städten aufgetaucht“, berichtet Glushchenko. Abschließend erzählt die Ukrainerin: „Weihnachten in meiner Familie war immer ein ruhiges und gemütliches Familienfest. Wir haben immer den Weihnachtsbaum geschmückt und versucht, zwölf Gerichte vorzubereiten. Und ich erinnere mich auch, wie wir, als wir in der Stadt lebten, etwas Leckeres im Laden kauften und an Heiligabend auf den Hof gingen und heimatlose Hunde und Katzen fütterten.“


Hier geht es zu allen bislang erschienenen Teilen unserer Osnabrücker Weihnachtsgeschichte und hier zu den Artikel über das Weihnachtsfest einer anderen Kultur.


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

  

   

 

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