Teil 2 zur Zukunft der Gastronomie, auch in der Hasestadt
Was geht ab? Welche Entwicklungen müssen Gastronomen aufgreifen, damit sie auch in Zukunft noch am Markt bestehen können? Welche Entwicklungen werden das Ess- und Ausgehverhalten beeinflussen? In unserer Serie „Rettet die Osnabrücker Kneipenkultur!“ stellen wir unseren verehrten Leserinnen und Lesern heute 7 Thesen zur Zukunft der Gastronomie vor. Diese Thesen wurden im Laufe dieses Jahres vom GDI Gottlieb Duttweiler Institute Zürich unter der Leitung von Dr. David Bosshart erarbeitet.
Die Digitalisierung schafft komplett neue Wettbewerbsverhältnisse
Die fortschreitende Digitalisierung revolutioniert den Außer-Haus-Markt: die Grenzen zwischen Retail und Gastronomie sowie zwischen On- und Offline verschwimmen. Klassische Gastronomiestrukturen verlieren an Bedeutung, sie bekommen vermehrt Konkurrenz aus dem Tech-Sektor. Reservierungs-, Bestell- und Bezahlsysteme, neue Nahrungsmittel und On-Demand-Lieferdienste lokaler Bauernhöfe zählen zu den Innovationen durch branchenfremde Unternehmen. Es ist unwichtig, über welchen Vertriebskanal der Kunde der Zukunft bedient wird. Für ihn zählt nur, das richtige Angebot zur richtigen Zeit verfügbar zu haben. Der erfolgreiche Gastronom von morgen muss deshalb auf allen Vertriebskanälen medial präsent sein.
Gestiegene Ansprüche an Convenience Food (= bequemes bzw. ganz oder teilweise zubereitetes Essen)
Unser Alltag ist geprägt von Mobilität, Flexibilität und Tempo. Die Qualitätsansprüche der Konsumenten und die Bedeutung von Convenience-Food steigen – die Weiterentwicklung zum Komfort-Essen prägt die Zukunft. Dabei gilt es, zwei Herausforderungen zu meistern. Zum einen möchten Verbraucher Transparenz bei Herkunft, Produktionsbedingungen, Nähr- und Zusatzstoffen von Convenience. Zum anderen befriedigt Convenience nicht die Sehnsucht nach frischem, natürlichem, lokalem, biologischem Essen. Die Gastronomie steht vor der Herausforderung, die fehlende Verbindung zwischen Convenience und nachhaltigen Ess-Erlebnissen durch neue Konzepte zu schließen und sich gegenüber Retail, Take-away oder Food-Automaten zu behaupten.
Homing statt Cocooning – Der Kampf um die letzte Meile nimmt zu
Angesichts der steigenden Mobilität gewinnt das Essen zuhause wieder an Bedeutung. Konsumenten nutzen hierfür neu entstehende Lieferdienste und Technologien. Je reichhaltiger, einfacher und verfügbarer die Bestellmöglichkeiten sind, desto eher wird darauf zurückgegriffen. Delivery-Food-Dienste feuern diese Entwicklung zusätzlich an: sie liefern Rezepte, Zutaten oder gar Köche, die das Essen beim Kunden zuhause zubereiten. Traditionelle Food-Formate haben zukünftig die Aufgabe, sich vor diesem Hintergrund neu zu positionieren und den Restaurantbesuch wieder schmackhaft zu machen.
Social Food schlägt Geschmack
Street Food Festival statt Konzert – Essen wird immer mehr zum Lifestyle und damit ein Identifikationsmittel, Statussymbol und Ausdrucksmedium. Das Ambiente in den Restaurants gewinnt dadurch an Bedeutung und bietet der Gastronomie gute Chancen, sich gegen den „Homing“-Trend zu stellen. Restaurants können sich als Orte der Inspiration und des Wissens etablieren, als Erholungsplätze für Körper und Geist, als Orte des geselligen Zusammenseins und des Lifestyles, als Sinnbilder für Abenteuer, Neugier und als sozialer Lebensmittelpunkt.
Migration Food – Essen ist identitätsbildend
Durch Migration entsteht zukünftig eine große Nachfrage nach kulturspezifischen Angeboten. Essen aus Persien, Afghanistan und einigen Ländern Afrikas, wie beispielsweise Ghana, beeinflusst das gastronomische Angebot von morgen. Wichtig ist dabei eine kulturspezifische Kundenansprache. Globale Marketing-Botschaften erreichen die Angehörigen einer Minderheit nur noch bedingt. Diese Entwicklung bietet vor allem der Individual-Gastronomie neue Möglichkeiten für die Gäste-Gewinnung und zeigt sich vor allem im Zuwachs von familiär geprägten Restaurants. Aber auch große Ketten setzen auf kulturspezifische Angebote.
High-Tech und Bio-Romantik
Konsumenten haben zwei sich widersprechende Bedürfnisse: sie verlangen nach den Bequemlichkeiten der High-Tech-Food-Industrie, also nach einer großen Auswahl an innovativen, persönlich gestalteten und schnell erreichbaren Produkten. Gleichzeitig sehnen sich Verbraucher nach einer romantischen Welt der Bio-Produkte. Das Restaurant der Zukunft verbindet High-Tech mit Bio-Romantik: High-Tech unterstützt im Hintergrund die Bedürfnisse nach Romantik, nach Überblick und Geschichten, nach Transparenz und Nachhaltigkeit. Online ergänzt sich mit Offline. Das Essen der Zukunft ist schnell wie Fast-Food und hochwertig wie Bio-Produkte.
Markenbotschafter statt anonyme Brands
Geschichten der Food-Produzenten gewinnen an Bedeutung und übernehmen verstärkt die Aufgaben eines Labels. Sie stellen eine Einheit mit ihren Produkten dar und bürgen persönlich für ihre Qualität. Diese Personifizierung weckt bei den Konsumenten zunehmend Vertrauen. Für das Restaurant der Zukunft sind Mitarbeiter, Servicepersonal, Koch und Besitzer entscheidend. Ihre persönliche Kompetenz in Bezug auf die Produkte, ihre Herstellung und Weiterverarbeitung ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg.
Für Hinweise auf Neueröffnungen oder Aktionen in der Gastronomie sind wir immer sehr dankbar. Schickt uns alles, was interessant sein könnte, entweder per E-Mail info@hasepost.de oder unter Fax 0541/20280379. In dringenden Fällen könnt ihr uns auch gerne unter 0541/20280370 anrufen.