Nicht immer lassen sich Überproduktionen vermeiden. Diese Erfahrung macht auch die Q1 Energie AG beim Verkauf von Tagesgerichten, Backwaren und Snacks an ihren Tankstellen. Doch statt das überschüssige Essen wegzuschmeißen, geht es ab sofort in Osnabrück mithilfe der App „Too Good To Go“ als qualitativ hochwertige Ausschussware an interessierte Kunden.
Vor einigen Wochen sorgte das Unternehmen Too Good To Go (TGTG) mit seiner App gegen Lebensmittelverschwendung beim TV-Format „Die Höhle der Löwen“ für Furore.
Mit den TV-Investoren wurde während der Aufzeichnung ein Rekord-Deal in Höhe von 1 Million Euro vereinbart. Was die Zuschauer in der Ausstrahlung nicht erfuhren: Der Deal mit den prominenten Finanziers scheiterte im Verlauf der Nachverhandlungen. Doch das aus Dänemark nach Deutschland expandierende Startup floriert auch ohne die Kapitalspritze und schreibt seine Erfolgsgeschichte nun ohne Maschmeyer & Co fort.
Die Idee des Startups: Über die App können Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkte ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholer anbieten. Die Kunden bestellen und bezahlen direkt über die App und brauchen ihre Portion dann nur im angegebenen Zeitfenster im Laden abzuholen. „Wir setzen uns für eine Welt ein, in der produzierte Lebensmittel auch konsumiert werden“, betont Teresa Rath, Marketingleiterin bei TGTG. Durch die App-Idee verhelfen die Macher dazu, dass das Essen wieder mehr Wertschätzung erfährt und dabei wertvolle Ressourcen geschont werden. „Mit der Q1 Energie AG haben wir in der Region eine erste Vorreiterin gefunden, die nicht nur Backwaren, sondern auch reguläre Tagesgerichte anbietet“, sagt Rath.
Eigenen Angaben nach hat das Unternehmen Too Good To Go in den vergangenen Wochen bereits in über 100 deutschen Städten 1500 Partner gefunden, die für bundesweit mittlerweile über eine halbe Million User Anlaufstelle für den Kauf von überschüssigen Lebensmittel sind.
Bislang zwei Osnabrücker Unternehmen am System beteiligt
Neben dem Osnabrücker Energieversorger Q1 engagiert sich auch die Bäckerei Welp aus Haste. Der Osnabrücker TGTG-Pionier bietet im Geschäft in der Bramstraße zwischen 17:30 und 18:00 Uhr bunte „Überraschungs-Tüten“ an, Kostenpunkt: 2,50 Euro.
Bei Q1 sind für eine „Feinschmecker-Tüte“, die auch einen wechselnden Inhalt des Backwaren-Sortiments enthalt, ebenfalls 2,50 Euro fällig – ein überzähliges Tagesgericht ist ab 16 Uhr für 3,90 Euro erhältlich.
Startup rannte offene Tür ein
Für den in Osnabrück ansässigen Energieversorger und Betreiber von bundesweit über 200 Tankstellen stellte sich schon lange die Frage, wie der hervorgerufene Schwund an Lebensmitteln und die damit einhergehende Lebensmittelverschwendung entgegengewirkt werden könne. „Wir sind angehalten, unsere frisch zubereiteten Backwaren und Snacks nach vier Stunden aus der Auslage zu entfernen“, betont Frederick Beckmann, Vorstand bei der Q1 Energie AG. Dies sei der gesetzlichen Vorgabe, aber auch dem eigenen Qualitätsanspruch des Unternehmens geschuldet, erklärt Beckmann. Nichtsdestotrotz gebe es an den überschüssigen Lebensmitteln nichts zu bemängeln. „Sie sind eigentlich viel zu gut für die Tonne“, bemängelt er.
Um auch seiner sozialen Verantwortung als Unternehmen gerecht zu werden, soll mithilfe der TGTG-App der Anteil von weggeworfenen Lebensmitteln drastisch verringert werden. Das System wird seit dem 1. Dezember in der Q1 Tankstelle am Kurt-Schumacher-Damm eingesetzt. Dort ist das Unternehmen nicht nur mit einem Bistro und Backshop, sondern auch mit einem täglich wechselnden Mittagstisch vertreten, der jeden Tag aufs Neue von der hauseigenen Köchin Christel Hofmann frisch zubereitet wird.
Osnabrücker Tafel wird weiter versorgt
Bereits seit langem übergibt Q1 nicht verkaufte Schnittbrötchen an die Osnabrücker Tafel. Das wird auch weiterhin der Fall sein, verlautet Daniel Hopkins, PR Manager bei Q1. „Das Angebot für die User von TGTG umfasst neben übrig gebliebenen Portionen des jeweiligen Tagesgerichtes auch belegte Baguettes, Salate, Joghurts mit frischen Früchten und vieles mehr“, sagt er. Was die Kunden etwa beim Kauf einer „Schlemmer-Tüte“ erhalten, kann im Vorfeld leider nicht genau gesagt werden, da sich die Produktauswahl erst im Laufe des Tages durch den entsprechenden Nichtverkauf ergibt. Beim Tagesgericht sieht das anders aus. „Über die hinterlegte Speisekarte können die User genau sehen, was am jeweiligen Tag in unserer Oase angeboten wird“, sagt Hopkins.
Ein Rollout des Systems sei auch an weiteren Q1 Standorten mit Backshops, Bistros und Mittagstischangeboten angedacht. „Wir beobachten, wie das Angebot in Osnabrück angenommen wird und wie sich der unternehmensinterne Ablauf gestaltet“, erklärt Frederick Beckmann.
Titelfoto: Q1 Energie AG