80 Millionen Euro soll die Sanierung des Osnabrücker Theaters kosten. Spätestens seit der Handgiftenrede von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert Anfang Januar kursiert diese Zahl – und bereits am Dienstag sollen die Mitglieder des Osnabrücker Stadtrats grundsätzlich über die Investition entscheiden.
Politiker sollen ohne “Plan B” und ohne Finanzierungskonzept entscheiden
Allerdings ist noch vollkommen offen, wo das viele Geld herkommen soll. Ebenso scheint offen zu sein, ob es nicht doch abstimmungsfähige Alternativen zu der kostspieligen Renovierung des Jugendstil-Gebäudes am Domhof gibt?
Lediglich die FDP verweigerte sich bislang in Ausschusssitzungen vorab ein OK für die Pläne zu geben. Und auch der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) brachte die Frage auf, warum denn keine Verlegung an den Stadtrand geprüft worden sei?
Handreichungen der Verwaltung für die Ideen der beiden kleinen Fraktionen gibt es jedoch nicht. Durch die Einbeziehung eines externen Beratungsunternehmens wurde die Entscheidung über einen “Plan B” oder gar “Plan C” der Politik entzogen.
Kultur-Stadtrat bezeichnet faktisch nicht-vorhandenen “Plan B” als “Horrorszenario”
Statt konkrete Alternativen zu präsentierten, erklärte der hauptamtliche Kultur-Stadtrat Wolfgang Beckermann in der jüngsten Sitzung des Kultur-Ausschusses, einen “Plan B” würde es schlicht nicht geben. „Plan B sind für mich nur Varianten von Horrorszenarien“, so Beckermann gegenüber den Ausschussmitgliedern.
Immerhin, so die Vorlage über die von den Ratsmitgliedern am Dienstagabend entschieden werden soll, gab es zwei grundsätzliche Alternativen (“Realisierungsvarianten”) zur vollständigen Sanierung, die aber im Vorfeld der politischen Debatte von einer externen Beratungsgesellschaft, der “Partnerschaft Deutschland GmbH”, geprüft und verworfen wurden:
A. Vollständige Sanierung Theater und Neubau Probenzentrum mit Generalsanierung des bestehenden Theaters, Errichtung eines Probenzentrums auf einem externen Grundstück auf Grundlage der Vorplanung.
B. Neubau Theater und Probenzentrum mit Neubau des Theaters mit integriertem Probenzentrum auf einem fiktiven Grundstück in der Innenstadt Osnabrücks auf Grundlage einer 1:1 Abbildung des Bestands.
C. Null-Variante als sukzessive Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen während der Nutzungsphase sowie Neubau eines externen Probenzentrums auf Grundlage der Ergebnisse der Variante A.
Irgendwie – so genau und im Detail erschließt sich das aus den bislang öffentlich vorliegenden Unterlagen nicht – müssen die externen Berater dann für Variante “A” entschieden haben, die nach Angaben der Verwaltung die “wirtschaftlichste Lösung” sei; trotz der stolzen Summe von 80 Millionen Euro, für die es keinen Neubau sondern lediglich eine erneute Sanierung eines schon mehrfach sanierten Gebäudes gibt.
Stadt rechnet bereits mit knapp 30% Kostensteigerung
“Aufgrund der bisherigen Planungen” so die am Dienstag zur Abstimmung stehende Vorlage, “ist von Bruttobaukosten von rd. 62 Mio. € auszugehen”. Die in der aktuellen Diskussion kursierenden “80 Millionen” resultieren aus einem bereits jetzt einberechneten “Risikopuffer” in Höhe von 18 Millionen Euro, mit dem voraussichtliche Preissteigerungen abgepudert werden sollen.
Die Baukosten von 62 Millionen Euro (ohne den Risikopuffer) umfassen 20 Mio. € für den Hochbau, 22 Mio. € für die Technik, 10 Mio. € für die Planung, 5 Mio. € für ein externes Probenzentrum und bereits hier auch schon 5 Mio. € für bereits eingeplante Baukostensteigerungen.
Steuerzahler aus dem gesamten Bundesgebiet sollen zur Kasse gebeten werden
Dass die Stadt Osnabrück die Kosten nicht alleine “wuppen” kann (Zitat Anette Harding, SPD-Ratsfraktion) ist auch der Verwaltung klar, daher geht man dort von einer Beteiligung von Steuerzahlern aus dem Rest der Republik aus, damit in Osnabrück das Theater saniert werden kann. Ohne überhaupt auch nur einen einzigen Euro aus Berlin oder Hannover zugesagt bekommen zu haben, wird eine 2/3 Finanzierung aus überregionalen Finanztöpfen und durch sonstige Förderer vorausgesetzt. Doch die gibt es bislang noch nicht…