Außenansicht Studierendenzentrum / Foto: Schulte
Bereits seit 2015 laufen die Planungen für das neue Gebäude, das den Innenstadt-Campus um ein Studierendenzentrum bereichern soll. Am Montag (27. Juni) wurde der rund 5 millionenschwere Bau feierlich eingeweiht – doch vor der Fensterfront tummelten sich rund 30 Studierende, die Plakate mit Schriftzügen wie “Das Studizentrum stinkt auch ohne Mikrowelle” oder “5 Millionen leere Versprechungen” hochhielten.
Dass das Studierendenzentrum der Universität Osnabrück einen langen Planungshorizont hatte, das stellte auch Uni-Präsidentin Prof. Dr. Susanne Menzel-Riedl noch einmal klar. Die ersten Planungen habe es bereits 2015 gegeben, der Baubeginn folgte 2019 und nun – 2022 und rund drei Jahre später – kann das Studierendenzentrum nun feierlich eröffnet werden. Zuvor musste allerdings das ehemalige Spielplatz-Gelände zwischen dem Erweiterungsgebäude und der Mensa von der Stadt gekauft werden. Daraufhin schrieb die Stadt einen Architektenwettbewerb für die Umgestaltung des Schlossgarten aus. “Für uns war es immer unstrittig, dass wir dieses Gebäude ermöglichen wollen. Wir wissen unsere Universität zu schätzen und das lassen wir uns auch etwas kosten”, so Oberbürgermeisterin Katharina Pötter. Rund 5 Millionen Euro kostet das neue Uni-Zentrum.
Möbel gibt es in dem neuen Gebäude mit Holzfassade allerdings noch nicht, man hoffe diese zum Wintersemester 2022/23 aufstellen zu können, damit das fertige Gebäude dann auch endlich genutzt werden könne.
Gebäude soll Begegnungs- und Rückzugsort sein
Doch wozu dient das Studierendenzentrum überhaupt? Nach Göttinger Vorbild, die einzige, andere niedersächsische Stadt mit einem solchen Bau, habe man die Planungen aufgenommen. Im vierstöckigen Gebäude mit einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern werde es von unten nach oben hin leiser. Konkret bedeutet das: Im Erdgeschoss gibt es einen sogenannten Mehrzweckraum, in dem unter anderem kulturelle Veranstaltungen stattfinden können. Außerdem finden sich hier eine Ausstellungsfläche für studentische Projekte, die Fahrradwerkstatt des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) und eine Kinderbetreuung. In den oberen Etagen wird es dann leiser: Dort gibt es Einzel- und Gruppenarbeitsplätze in unterschiedlichen Größen und Open-Space-Bereiche. Studierende erhalten mit ihrer CampusCard Zugang zum Gebäude.
Menzel-Riedl spricht von einer “modernen, optimalen und inspirierenden Arbeitsatmosphäre”, die den besonderen Bau auszeichne. Christina von Pozniak-Bierschenk vom Staatlichen Baumanagement Region Nord-West, das als Bauherr fungiert, betont, dass der neue Gebäudekomplex für Begegnung und Rückzug zugleich sorge. Architekt Prof. Klaus Sill nennt den optisch “rohen” Bau “Werkstatt für Wissenschaft, Forschung, Kommunikation und Interdisziplinarität”. In einem zeitaufwendigen Verfahren habe man es letztlich sogar geschafft, dass das neue Studierendenzentrum eine BNB-Zertifizierung (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) erhalte und mit der Auszeichnung “Silber” habe man es als eines der wenigen öffentlichen Bauvorhaben geschafft, die Bedingungen für eine nachhaltige und ressourcenschonende Bauweise zu schaffen.
Protest von Studierenden während der Eröffnung
Während der feierlichen Eröffnung positionierten sich Studierende vor der großen Fensterfront und hielten selbstgestaltete Schilder in die Höhe. “Vom Präsidium enttäuscht und übergangen” oder “Keine Ausnahmen” prangte auf ihnen. Bereits im Vorfeld hatte das Studentische Bündnis für das Studierendenzentrum einen Protest unter dem Namen “Studierendenzentrum: Ein Fundament aus Lügen” angekündigt. “Wir fordern, dass Wünsche in einem Zentrum, das unseren Namen trägt, einbezogen werden”, so Maxim Dunken vom studentischen Bündnis. Man wolle die eigene Uni mitgestalten, doch das Präsidium habe es ihnen verwehrt.
Ein Studierendenzentrum ohne Wünsche der Studierenden?
Neben der Forderung, dass die Meinungen und Bedürfnisse der Studierenden ernst genommen werden sollen, fordern sie darüber hinaus das Uni-Präsidium auf, sich öffentlich zu entschuldigen. In der Vergangenheit seien vorherige Absprachen mit den studentischen Vertreterinnen und Vertretern zum Nutzungskonzept ignoriert, Zusagen zurückgenommen und spätere Gesprächsangebote mit der entsandten studentischen Planungsgruppe und dem Studierendenrat abgelehnt worden. Laut dem Bündnis habe man sich etwa auf Öffentliche Veranstaltungen mit 200 Personen im Multifunktionsraum sowie Mikrowellen für das Aufwärmen von Speisen vor Ort geeinigt. Dafür sprechen ihrer Meinung nach vor allem die verkürzten Öffnungszeiten der Schlossgarten-Mensa nach Corona. Früher habe sie von 9 bis 18 Uhr geöffnet, heute nur noch von 11:30 bis 14:30 Uhr. Für Studierende, die sich im neuen Zentrum vornehmlich in den Abendstunden treffen wollen, seien Mikrowellen daher ein Muss.
Mikrowelle vs. Mensa
Das neue Nutzungskonzept sehe nun allerdings nur noch 99 Personen bei Veranstaltungen sowie keine warmen Speisen im gesamten Gebäude vor. Dies begründe man unter anderem damit, dass man sonst in Konkurrenz mit der Mensa des Studentenwerks trete. Dunken spricht von einem “abstrusen Argument”, da das Studentenwerk eine öffentliche Versorgungsanstalt sei, die nicht gewinnorientiert handeln sollte – und man damit außerdem der Mensa die Qualität ihres Essen abspreche. Mit dem Protest erhoffe man sich ein Umdenken, denn auf bisherigem Wege habe man nichts erreichen können. Bereits bei der Schlossgartenumgestaltung hatten Vertreterinnen und Vertreter des AStA beklagt, nicht gehört zu werden.