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Köln (dts) – Deutschland ist “sozial durchlässiger” als bisher angenommen. Eine wichtige Rolle komme dabei der Selbständigkeit zu, so eine eine noch unveröffentlichte Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), über die die “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” (FAS) berichten wird.
Im Jahr 2018 war die Bundesrepublik in einer Auswertung zur Einkommensmobilität der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf den hinteren Plätzen gelandet. Die OECD hatte gezeigt, dass es im Durchschnitt sechs Generationen dauere, bis arme Menschen in Deutschland in die Mittelschicht aufsteigen. Die Studie des IW will nun zeigen, dass die OECD einen wichtigen Kanal der sozialen Durchlässigkeit vernachlässigt habe: die Selbständigkeit. In der OECD-Analyse kamen nur abhängig Beschäftigte vor.
Sobald IW-Forscher Maximilian Stockhausen Selbständige in seine Untersuchung mit einbezog, fiel der Zusammenhang zwischen den Einkommen von Vätern und Söhnen um etwa ein Drittel geringer aus. Statt sechs Generationen dauere der Aufstieg “nur” drei bis vier Generationen. “Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich im guten Mittelfeld”, sagte Stockhausen der FAS. Besonders positiv entwickelte sich das Einkommen zwischen den Generationen in den Fällen, in denen der Vater abhängig beschäftigt, der Sohn selbständig war. Das Ergebnis wird als besonders gute Nachricht für Menschen mit Migrationshintergrund gewertet.
Laut einer Auswertung der KfW gründeten sie im Jahr 2021 wieder überdurchschnittlich oft ihr eigenes Unternehmen, wie schon im Jahrzehnt vor der Pandemie. Im ersten Pandemiejahr 2020 waren die Migranten in dieser Hinsicht kurzzeitig hinter den Bevölkerungsdurchschnitt zurückgefallen.