Eingang zu den Gertrudenberger Höhlen / Foto: Schulte
Die Stadt will nicht mehr mit dem Gertrudenberger Höhlen e. V. zusammenarbeiten. Eher gesagt mit dessen Vorsitzendem Wilfried Kley, der eine denkmalschutzrechtliche Anordnung erhielt, die dem Verein seine weitere Arbeit unmöglich macht.
Der Höhlenverein hatte bis zuletzt versucht, die Höhlen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Doch seit 2012 wurden ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt, die die Erschließung der Höhlen und die Vision, unterhalb des Bürgerparks einmal Konzerte zu veranstalten, in weite Ferne rücken ließen. Insbesondere vermeintliche Giftfässer waren ein großes Problem. Der Verein pochte immer wieder darauf, dass in den verbuddelten Fässern giftige Stoffe gelagert werden, die Stadt hielt dagegen. Bis heute befinden sich laut Kley die Fässer in den Höhlen, die Stadt bestreitet sogar ihre Existenz.
Erst kürzlich schien es für den Verein ein Licht am Ende des Tunnels zu geben. Der niedersächsische Landesarchäologe hatte sich die Höhlen unterhalb des Bürgerparks angeschaut und wollte nun alle Parteien an einen Tisch zusammenbringen. Doch das wird jetzt wohl nur noch schwer möglich sein.
Verein muss Arbeiten einstellen
Eigentümer der Höhlen sind die Stadt, das Ameos-Klinikum und ein Privatmann, der unweit der Höhlen wohnt. „Nach mehreren Gesprächen unter den Eigentümern hat sich die Stadt Osnabrück der Bitte angeschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Verein Gertrudenberger Höhlen e. V. auszusetzen“, erklärt Stadtbaurat Frank Otte auf Nachfrage. Und zwar so lange bis Gesprächspartner benannt werden, „mit denen auf Augenhöhe und wertschätzend die weitere Zusammenarbeit besprochen werden kann“. Das sei mit dem jetzigen Vorsitzenden laut Otte nicht möglich. Man hätte Kley bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Zusammenarbeit mit den Eigentümern in der von ihm geführten Form nicht möglich sei. „Die Stadt hat bereits vor längerer Zeit darum gebeten, einen anderen Ansprechpartner zu benennen“, so Otte. Dies sei von Kley „strikt abgelehnt“ worden. Der Vereinsvorsitzende hätte auf den Anschuldigungen gegen Mitarbeiter der Stadt beharrt und ihnen gedroht.
Die Stadt hat dem Verein nun die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder benennen sie einen neuen Ansprechpartner gegenüber der Stadt oder der Verein kann nicht mehr weiterarbeiten. Der Verein hatte seit Bestehen die Höhlen erforscht und Interessierte durch das unterirdische Gangsystem geführt. Rund 200.000 Euro hat der Verein bis dato in die Gertrudenberger Höhlen investiert. Dass die Stadt nun das Umkehrprinzip anwende und Kley „vom Retter zum Verbrecher“ mache, ist für den Vorsitzenden unverständlich. Er selbst sei damals „nur angetreten, um das Denkmal zu schützen und die Forschungsarbeit voranzubringen“. Doch auch er habe jetzt die „Schnauze voll“ und fühle sich von der Stadt denunziert und in die Ecke gedrängt.
Stadt wehrt sich gegen Giftfässer-Geschichte
„Im Rahmen der Begehung der zugänglichen Räume sowie auch bei der Öffnung eines bis dahin verschlossenen Raumes sind keine Fässer vorgefunden worden“, sagt Otte. Der Verein berief sich bisher auf einen Zeitzeugen, der wisse, dass Fässer in die Höhlen geschafft worden seien. Dieser habe laut Otte nicht ausgesagt, dass Fässer in das Höhlensystem gebracht wurden, sondern lediglich dass sein Vater in den 1950er Jahren Fässer zu einem Abstellort in der Nähe der Höhlen transportiert habe und diese am nächsten Morgen nicht mehr dort standen. Der Zeuge sei nicht bereit gewesen, diese Aussage zu unterschreiben. Insgesamt sei es nach dem Stadtbaurat wenig plausibel, dass Fässer in die Höhlen gebracht wurden. „Damals konnte man derartige Fässer per Kfz oder Lkw sehr einfach in die umliegenden Deponien bringen, während sie in das Höhlensystem mühsam per Hand hätten eingelagert werden müssen.“ Aus diesem Grund sehe man derzeit keine Veranlassung dazu, weitere, sehr aufwändige Untersuchungen in den unzugänglichen Bereichen der Höhle durchführen zu lassen, die ein etwaiges Vorhandensein von Fässern sicher ausschließen würden.
Kley hingegen fürchte sich vor den Folgen, wenn die Giftfässer, von deren Existenz er überzeugt ist, durchrosten. Nach 50 Jahren müssten sie marode sein – und diese Zeit ist bereits überschritten. Feine Risse im Fels der Höhle hätten sich durch Baumwurzeln ergeben. Sollten dort Schadstoffe austreten, könnte diese so einfach aus der Höhle an die Oberfläche gelangen. Er wolle sich nicht vorstellen, was dann passiere.
Wer kümmert sich um das Höhlensystem?
Verboten wurden dem Verein laut denkmalschutzrechtlicher Anordnung unter anderem das „Erstellen von Durchbrüchen und Bohrungen“, „Bergen von etwaigen schadstoffbelasteten Gütern“ sowie „die ungenehmigte Nutzung und bauliche Veränderung des Höhlensystems“. Vermutlich werden also noch weniger Interessierte die Höhlen zu Gesicht bekommen. Nur mit Abstimmung werden dem Verein laut Otte „wichtige Führungen durch die Höhlen“ gestattet.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, werden die Höhlen wohl erst einmal unberührt bleiben. „Bisher wurde mit der Politik und den Eigentümern keine Weiterentwicklung diskutiert oder abgestimmt“, heißt es von Otte auf Nachfrage, was denn mit den Höhlen passiere, wenn der Verein sich nicht mehr mit ihnen befassen darf. Man wolle mit einem anderen Gesprächspartner vonseiten des Vereins als Kley darüber beraten.