Die steuerlichen und politischen Rahmenbedingungen in Deutschland begünstigen eine Kluft zwischen den Idealvorstellungen von Familienarbeitsteilung und der gelebten Realität. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB).
Ergebnisse der Auswertung
Ein Team des DIW und BiB wertete Daten aus dem familiendemografischen Panel FReDA aus, welches repräsentativ Personen zwischen 18 und 50 Jahren befragt. Für Familien mit Kindern im Alter von zwei, vier oder acht Jahren betrachtet weniger als die Hälfte das Zuverdienermodell als ideal, bei dem eine Vollzeitarbeit des Vaters durch Teilzeitarbeit der Mutter ergänzt wird. Tatsächlich leben jedoch 63 Prozent der Familien in Westdeutschland und 38 Prozent in Ostdeutschland in dieser Konstellation. Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich beim sogenannten Sorgemodell, bei dem beide Elternteile rund 30 Stunden pro Woche arbeiten und sich die Erziehungsarbeit teilen. Diese Form der Arbeitsteilung ist für rund ein Drittel der Befragten ideal, wird aber tatsächlich nur von drei bis sechs Prozent gelebt.
Die Untersuchung führt diese Unterschiede vor allem auf strukturelle Gründe zurück. Insbesondere das Zusammenspiel von Ehegattensplitting und Minijobs sowie der beitragsfreien Mitversicherung von Ehepartnern in der gesetzlichen Krankenversicherung begünstigt das sogenannte Zuverdienermodell, bei dem die Mutter lediglich einen Minijob annimmt, während der Vater Vollzeit arbeitet.
Ursachen und mögliche Lösungsansätze
Eine Schlüsselrolle spielt laut der Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics im DIW Berlin, Katharina Wrohlich, das deutsche Steuer- und Transfersystem. Zusätzlich begünstigt der Gender Pay Gap, also der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern, das Zuverdienermodell. Diese Faktoren machen es für viele Familien finanziell attraktiv. Die Autorinnen und Autoren der Auswertung plädieren daher für Reformen, um eine gleichere Aufteilung von Lohn- und Sorgearbeit zu fördern.
Die Ergebnisse der Auswertung wurden in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe veröffentlicht.
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