„Wichtig ist was hinten raus kommt!“
Stadtwerke-Verkehrsvorstand Dr. Stephan Rolfes brachte mit knappen Worten auf den Punkt, was Ziel einer in dieser Woche laufenden Messreihe ist, für die zwei Stadtwerke-Dieselbusse vom TÜV Nord mit speziellen Messgeräten ausgestattet werden.
Echte Messwerte statt Prüfstand-Ergebnisse
Das „was hinten raus kommt“, sind die „Realemissionen“, also die Abgase, die so ein Bus tatsächlich bei seiner Fahrt durch die Hasestadt entlässt, und nicht bei Testfahrten des Herstellers oder unter Laborbedingungen im Prüflabor.
Ausgewählt wurden für die Testfahrten zwei nicht mehr ganz fabrikneue Exemplare der Hersteller Mercedes und MAN, die zudem mit unterschiedlichen technischen Verfahren ihr Abgas reinigen.
Stadtwerke gehen offen mit dem Thema Abgas um
„Natürlich stoßen unsere Dieselbusse – trotz neuester EEV-Standards – Schadstoffe aus. Das ist nicht von der Hand zu weisen“, betonte Stadtwerke-Verkehrsvorstand Dr. Stephan Rolfes bei der Busaufrüstung in der Stadtwerke-Buswerkstatt. „Aber nicht zuletzt der sogenannte VW-Dieselskandal hat deutlich gemacht, dass es sehr sinnvoll sein kann, Herstellerangaben zu den Bus-Emissionen in einem Echttest zu überprüfen.
Stadtplaner wollen wissen woher die Emissionen kommen
Der bei der Präsentation der Test-Busse ebenfalls anwesende Stadtbaurat Frank Otte betonte, wie wichtig es für die Verwaltung ist verlässliche Daten über die Emissionen zu erhalten. Die bisherigen Ergebnisse der stationären Messanlagen zeigen „wie hoch die Belastung ist“, jetzt aber müssen die Stadtplaner wissen „woher die Schadstoffe kommen“, so Otte.
Getestete Busse bleiben noch lange im Einsatz
Beide Busse, die jetzt getestet werden, gehören zu der Fahrzeuggeneration, die von den Stadtwerken nach Plan auch über den Beginn der für 2018 geplanten Elektrifizierung des gesamten innerstädtischen Liniennetzes (HASEPOST berichtete) hinaus noch eingesetzt werden.
Geht alles so wie geplant, werden diese Busse noch bis ca. 2024 auf Osnabrücks Straßen rollen – also noch eine Weile ihren Anteil an der Luftbelastung haben.
Sollten es die Messergebnis nahe legen, und die Industrie entsprechende Angebote machen, sei man offen die Busse auch mit entsprechenden Filtern auszurüsten, so Dr. Rolfes.
Wenn es zukünftig neue Filtertechnologien geben sollte, können dann auch die jetzt erfassten Werte als Vergleichsmaßstab für neue Messsungen genutzt werden, ist der Stadtwerke-Chef überzeugt.
Eines der beiden getesteten Fahrzeuge arbeitet mit einer Harnstoff-Einspritzung (Ad-Blu) zur Abgasreinigung, der andere Busmotor bearbeitet die Abgase durch zusätzliche Verbrennung, um so die Schadstoffwerte zu minimieren.
Sandsäcke und 400 Kilo Messtechnik statt Fahrgäste
Die beiden Dieselbusse werden in zwei Zeiträumen im August auf der Linie 41 zwischen Düstrup und Haste pendeln. „Die Busse halten an allen Haltestellen und bewegen sich im normalen Verkehrsfluss“, erläuterte Stadtwerke-Vorstand Dr. Stephan Rolfes. Allerdings ohne Fahrgäste – um die sensiblen Messverfahren nicht zu behindern, sind lediglich der Fahrer sowie ein TÜV-Ingenieur an Bord. „Unsere Busse haben im Regelfall nun mal auch Fahrgäste – die werden ‚gewichtsmäßig‘ durch Sandsäcke ersetzt“, so Dr. Rolfes weiter. Mehrere Sandsäcke mit einem Gesamtgewicht von jeweils rund 2.200 Kilo werden in die Busse gepackt. Messtechnik und -personal bringen nochmal knapp 400 Kilo auf die Waage.
Warum ausgerechnet die Linie 41?
„Die Linie 41 führt über alle HotSpots, die wir in Osnabrück haben“, erläutert Stephan Rolfes die Auswahl der Teststrecke. Die Linie führt über die Hasestraße, den Busring, den Neumarkt und durch die Johannisstraße. „Genau die Orte, wo sich der Osnabrücker Busverkehr in Sachen Geschwindigkeit und Umweltbedingungen wohl am meisten von dem unterschiedet, was die üblichen Testszenarien für die Abgasmessungen vorsehen“, so Rolfes.
Messfahrten unter realen Bedingungen
„Für die Datenanalyse zeichnen die Sensoren zudem die Umgebungsklimadaten wie Luftdruck, Lufttemperatur und Luftfeuchte auf“, erläuterte Sergej Dreger vom Institut für Fahrzeugtechnik und Mobilität des TÜV Nord. Dreger und sein Expertenteam haben im Rahmen unterschiedlicher Forschungsvorhaben bereits vergleichbare Bus-Emissionsmessungen in anderen Städten durchgeführt. „Die Ergebnisse sind dank unserer modernen Messtechniken und -verfahren verlässlich und präzise“, betonte Dreger. Voraussetzung dafür sei, dass die Messfahrten unter realen Bedingungen durchgeführt werden. „Das heißt: Tagsüber, auf Linie, im normalen Stadtverkehr und mit passendem Gewicht.“
Die in den Bussen installierten Messgeräte erfassen dabei die sogenannten gasförmigen Emissionen: darunter Kohlenstoffmonoxid (CO), unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC) und das derzeit in der Öffentlichkeit diskutierte Stickstoffdioxid (NO2).
Ergebnisse sollen noch dieses Jahr vorliegen
Eine kleinere fünfstellige Summe investieren die Stadtwerke in die Messfahrten. „Wir sind den Stadtwerken für Ihr Engagement sehr dankbar“, sagte Stadtbaurat Frank Otte. „Schließlich erhoffen auch wir als Stadt Osnabrück uns präzise und verlässliche Daten zu den realen Emissionen der Busse.“ Bislang misst die Stadt an drei Stellen in der Innenstadt die generelle Stickstoffdioxidbelastung in der Luft. Dabei werden die festgelegten Grenzwerte regelmäßig überschritten. „Nach Auswertung aller Daten werden wir sicherlich eine genauere Aussage dazu treffen können, welchen Anteil die Dieselbusse an der Schadstoffbelastung haben“, so Otte. Der Stadtbaurat geht davon aus, dass die Ergebnisse im Spätherbst dieses Jahres vorliegen werden.