Direkt nach den Herbstferien, die es auch für die Lokalpolitiker gibt, will die Stadtverwaltung im Betriebsausschuss Immobilien- und Gebäudemanagement am kommenden Dienstag einen „Grundsatzbeschluss“ herbeiführen, um die Bebauung der einzigen verbliebenen Freifläche am Wall auf den Weg zu bringen – das Schicksal des alten Baumbestands im ehemaligen Klostergarten wäre damit besiegelt.
Nach vorliegenden Plänen, sollen nur wenige Bäume direkt vor dem Dominikanerkloster erhalten bleiben.
Es soll ganz offensichtlich alles schnell gehen, nachdem durch Recherchen der Hasepost und einer nur an der Oberfläche geführten Debatte in der letzten Sitzung des Stadtrats, die Pläne der Verwaltung bekannt wurden, am Dominikanerkloster eine Freifläche zu bebauen, die von mehr zwei Dutzend alten Großbäumen bestanden wird. Bislang steht die Fläche am Vormittag exklusiv der Verwaltung und in den Nachmittagsstunden auch öffentlich als Parkplatz zur Verfügung. Von den unter den Bäumen abgestellten Autos abgesehen, hat die Fläche bislang den Charakter eines kleinen Stadtparks.
Politik soll 150.000 Euro für Architektenwettbewerb bewilligen
In einer bereits im Ratsinformationssystem veröffentlichten Vorlage wird angemerkt, dass der Großbaumbestand im ehemaligen Klostergarten „als wertvoll und erhaltenswert einzuschätzen“ sei und dass die Auswirkungen einer möglichen Bebauung der Fläche „auch aus stadtklimatischer Sicht näher zu prüfen“, seien. Mit dem Ziel der Vorlage, einen Hochbauwettbewerb als Realisierungswettbewerb vorzubereiten und dafür 150.000 Euro bereitzustellen, werden jedoch jetzt die Weichen für konkrete Pläne gestellt, aus denen man später wegen der bereits entstandenen Kosten faktisch wohl nicht mehr aussteigen wird.
Nur die Bäume vor dem Amtssitz von Frank Otte sind sicher
Da die Existenz der Bäume auf der Freifläche, die in der Stadthistorie nie bebaut war, sondern einst ein Klostergarten und später ein Exerzierplatz war, nicht geleugnet werden kann, gibt es auch zaghafte Versuche einer Baumrettung.
In den unserer Redaktion vorliegenden Plänen soll der „Baumschutz“ nur für die Bäume gelten, die direkt an das denkmalgeschütze Klostergebäude heranreichen, in denen Stadtbaurat Frank Otte seinen Dienstsitz hat, und zu dem aus Gründen des Denkmalschutzes ohnehin Abstand („Achtungsabstand“) gehalten werden muss.
Die „wesentlichen raumbestimmenden Großbäume vor dem ehemaligen Dominikanerkloster“, denen die Verwaltung ausdrücklich einen Bestandsschutz gewähren will, sind in Summe jedoch nur maximal sechs, 20 Bäume stehen zur Disposition.
BOB positioniert sich gegen Neubaupläne der Verwaltung
Am Freitagvormittag verschickte der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) eine Pressemitteilung, in der sich die kleine Gruppierung deutlich gegen die Pläne der Verwaltung stellt und hinterfragt, warum die Verwaltung überhaupt ein Stadthaus 3 benötigt?. Eine Frage, die in der vergangenen Ratssitzung auch Dr. Thomas Thiele (FDP) gestellt hatte, die von den anwesenden Vertretern der Verwaltung aber nicht beantwortet wurde.
„Wenn wir es mit dem Klimaschutz wirklich ernst meinen, dann müssen Bäume erhalten bleiben, denn deren wichtige Funktion für das Stadtklima werden durch Thermographiebilder eindrucksvoll belegt“, argumentiert der BOB und nimmt dabei Bezug auf eine Visualisierung der im Sommer von der US-Raumfahrtagentur NASA ermittelten Wärmeverteilung in der Stadt Osnabrück, die unsere Redaktion vor einigen Tagen exklusiv veröffentlichte.
Auf den Aufnahmen ist deutlich die kühlende Wirkung der durch die Innenstadt fließenden Hase (blau) und der kühlende Einfluss des Bürgerparks auf das Stadtklima zu erkennen. Das kühlende Grün begrünter Hinterhöfe in den heißen Sommermonaten ist ebenfalls deutlich in rot dargestellt und wird, so BOB, wird von den Anwohnern ausdrücklich bestätigt.