Das Verwaltungsgebäude der Paracelsus-Kliniken hat sich die Stadtverwaltung bereits “gesichert” um dort in Zukunft Teile der Stadtverwaltung unterzubringen. Nun steht, in direkter Nachbarschaft, auch das Bettenhaus der Para-Klinik zur Disposition. Eine Option für ein Stadthaus 3, das anders als am Dominikanerkloster wirklich “kurze Wege” verspricht?
Ein Gedankenspiel von Hasepost-Herausgeber Heiko Pohlmann
“Ambulante Ärzteversorgung” soll zukünftig im Haupthaus der Paracelsus-Klinik am Natruper Holz angeboten werden, wenn die eigentliche Klinik in fünf bis sechs Jahren in den Neubau des Marienhospitals umgezogen ist. So viel wollte Werner Lullmann, Geschäftsführer der Niels-Stensen-Kliniken beim am Mittwoch eilig einberufenen Pressetermin schon verraten, doch was wird aus dem Bettenhaus, in dem aktuell noch rund 180 Betten untergebracht sind?
Stadthaus 3 am Dominikanerkloster frühestens in fünf Jahren fertig
“In fünf oder sechs Jahren kann viel passieren”, orakelte der Klinik-Chef. Wer die Osnabrücker Lokalpolitik verfolgt, kennt die Zeitangabe “fünf Jahre” auch aus dem Zusammenhang mit den von Stadtbaurat Frank Otte vorangetriebenen Bebauungsplänen für die Freifläche des ehemaligen Klostergartens. Der von der Verwaltung – ohne dafür den tatsächlichen Raumbedarf nachweisen zu können – favorisierte Neubau eines Stadthaus 3 hat nach bisherigem Stand einen Zeithorizont bis zur Fertigstellung von fünf Jahren.
Weil die Lokalpolitik das Thema aber inzwischen zumindest vorübergehend von der Agenda genommen hat, könnten es wohl auch sechs Jahre werden – mit Einwänden bei der Bauplanung und den entlang der alten Stadtmauer zu erwartenden archäologischen Funden, auch bis zu 10 Jahre oder mehr.
Ehemalige Paracelsus-Verwaltung steht ab 2021 zur Verfügung
Weitaus kürzer ist der Zeithorizont an dessen Ende die Verwaltung erstmals Zugriff auf das Verwaltungsgebäude der Paracelsus-Kliniken erhält. Ab Ende kommenden Jahres bzw. zum 1. Januar 2021, so inzwischen geleakte Details aus den Verträgen zwischen Stadtverwaltung und Klinikkonzern, kann die Stadtverwaltung über die Räumlichkeiten an der Sedanstraße verfügen – rechtzeitige Kündigung der nur noch als Mieter dort residierenden Klinikverwaltung vorausgesetzt.
Paracelsus-Geschäftsführer Dr. Dr. Martin Siebert bestätigte im Pressegespräch, dass die Räume zwar inzwischen verkauft wurden, die Stadtverwaltung jedoch noch keine Kündigung ausgesprochen hat. Wenn es soweit ist, werde man überlegen, ob die Verwaltung der Paracelsus-Kliniken die Stadt Osnabrück verlässt oder sich an anderer Stelle in der Stadt neue Räumlichkeiten suchen werde.
Bettenhaus der Para-Klinik in direkter Nähe zu Verwaltungsbau
Wenn dann, egal ob in einem Jahr oder auch erst in fünf oder sechs Jahren, die Stadtverwaltung in das ihr bereits gehörende Verwaltungsgebäude an der Sedanstraße ziehen wird, würde das nun zur Disposition stehende Bettenhaus der Paracelsus-Klinik vis-à-vis liegen. Zwar getrennt durch die noch zu bauende Verbindungsstraße in den Wissenschaftspark, aber fußläufig doch deutlich näher als das Stadthaus 1 und 2 von der bislang für das Stadthaus 3 in Betracht gezogenen Freifläche am Dominikanerkloster.
Altenheim hat mehr Zukunft als Büroarbeitsplätze?
Alternativ könnte sich der katholische Klinikkonzern Niels-Stensen allerdings auch dafür entscheiden am Natruper Holz ein Altenzentrum zu etablieren. Eine derartige Nutzung hätte eine direkte Anbindung an die geplante ambulante Ärzteversorgung und läge in Nachbarschaft zum bestehenden Küpper-Menke Stift an der Sedanstraße.
Alte Menschen unterzubringen ist angesichts des demographischen Wandels vermutlich zukunftssicherer als Büroarbeitsplätze, die bei fortschreitender Digitalisierung und Bürokratieabbau ohnehin bald obsolet werden könnten.
Niels-Stensen und Stadtverwaltung haben jetzt viel zu beraten
Auch wenn grundsätzliche Zweifel bestehen, warum im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts überhaupt noch in Büroarbeitsplätze investiert werden muss: Für Verwaltung und Politik, die mit den Niels-Stensen-Kliniken nun ohnehin sehr viel Beratungsbedarf hinsichtlich der Aufstockung der bereits begonnenen Baupläne am Marienhospital haben, könnte die “Option” eines Stadthaus 3 an der Sedanstraße ein interessantes Asset in der Verhandlung mit den Klinik-Managern des Bischofs werden.
Vielleicht wäre da ja ein “Deal” möglich, der den alten Baumbestand am Dominikanerkloster schützt, während in der Neustadt durch den Klinikneubau weitere Fläche versiegelt wird. Zudem kennt sich Osnabrück mit der Konversion von Klinik zu Verwaltung aus: Das Stadthaus 1 war früher das Stadtkrankenhaus.