„Vielleicht noch im Herbst 2018, vielleicht auch erst 2019“
Diese recht unpräzise Zeitangabe ist die neueste Aussage für den Eröffnungstermin des „OSKAR“ getauften Shoppingcenter-Projekts am Neumarkt. Wer sich da nicht mehr so genau festlegen will ist Björn Reineking, der als Projektmanager für den französischen Unibail-Rodamco Konzern bei einer öffentlichen Fraktionssitzung der SPD im Ratssitzungssaal den aktuellen Status des Projekts vorstellte.
Das gegen Ende der Veranstaltung ein neuer möglicher Eröffnungstermin im Raum stand, ist der Nachfrage einer Bürgerin zu verdanken. Trotz umfangreicher Erklärungen, wie und warum man das Konzept verändert hat – was implizit die erneute Verzögerung erklären sollte -, versuchte der Vertreter des Investors dieses Thema zu umschiffen.
Zum Gebäude des Shoppingcenters selbst – was die neue Raumaufteilung und die inhäusigen Shop-Fassaden angeht – gab es gegenüber einer ähnlichen Veranstaltung der CDU-Fraktion im April (siehe Artikel dazu hier) von Seiten des Investors sonst keine Neuigkeiten.
Termine wurden vom Investor schon viele genannt
Der Eröffnungstermin ist eine heikle Angelegenheit, auch und vor allem für die Osnabrücker Sozialdemokraten. Dies wird deutlich, schaut man sich frühere Terminversprechen an, die in der politischen Debatte von den Shoppingcenter-Befürwortern teils vehement verteidigt wurden und doch schnell Makulatur waren:
„Weihnachten 2014“, spekulierte das Stadtblatt noch im Frühjahr 2012 als Eröffnungstermin, in einem großen Artikel, der auch ein Interview mit dem früheren Projektmanager Nils Perpeet beinhaltete.
Konkreter wurde der Vertreter des Investors Björn Reineking zwei Jahre später. Im September 2014 im Interview mit der Lokalzeitung NOZ (Abruf ggf. gebührenpflichtig), als der Beginn der Abrissarbeiten bereits für das Frühjahr 2015 avisiert und der Eröffnungstermin auf Jahresende 2017 festgelegt wurde. Die reichlich unmißverständliche Interviewfrage von NOZ-Lokalchef Wilfried Hinrichs lautete: „Die Eröffnung ist für Ende 2017 geplant?“, Reineking antwortete: „Ja. Wir wollen im Herbst 2017 eröffnen.“
Und vor ungefähr einem Jahr erklärte SPD-Chef Frank Henning im Stadtrat, unter Bezugnahme auf Gespräche mit dem Investor, dass noch im Herbst 2015 mit dem Abriss begonnen werde. Tatsächlich wurde die dafür notwendige (aber fehlerhafte) Abrissanzeige aber erst im Februar dieses Jahres präsentiert.
Wie HASEPOST exklusiv recherchierte, war der von der Regenbogenfraktion stolz präsentierte Antrag jedoch unvollständig ausgefüllt und somit nichtig.
In Veröffentlichungen der Pariser Konzernzentrale wurde allerdings auch schon „Post 2019“ (= nach 2019) als Eröffnungstermin angegeben, wie unsere Redaktion im Herbst 2015 recherchierte. Auf schriftliche Nachfrage korrigierte das Düsseldorfer Büro damals die Pariser Zentrale mit “Eine Eröffnung ist für 2017/2018 geplant”.
Nun sagt ein Vertreter aus Düsseldorf also 2018/2019…
Am 1. Juli sollen die Archäologen anrücken
Obwohl man mit der Abrissanzeige – von Reineking am Mittwochabend fälschlich als „Abrissgenehmigung“ bezeichnet – „jederzeit“ loslegen könne, wolle man aber erstmal die Archäologen auf dem Gelände des ehemaligen Wöhrl-Parkhauses ihre Arbeit machen lassen. Das werden etwa vier Monate dauern, und dann würde mit dem Abriss begonnen.
Ob dann auch tatsächlich mit dem Bau begonnen werde – auch wenn er auf Nachfrage später die oben zitierte Angaben 2018/2019 als Eröffnungsdatum nannte, lies Björn Reineking offen.
Reineking war an diesem Abend in Vertretung für seinen Chef Ulrich Wölfer gekommen, der wegen „Terminschwierigkeiten“ nicht kommen konnte. Im April stand Wölfer einer ähnlichen Veranstaltung der CDU zur Verfügung. Dort war dieser deutlich vorsichtiger bei der Nennung von Terminen. Wenn irgendwann – zu einem nicht näher bezeichneten Termin – die “richtigen” Mieter für ein “Mietkonzept” beieinander wären, würde man mit dem Bau beginnen, so Wölfer im April.
Theo Bergmann will keine Heuschrecke sein
Anders als bei der öffentlichen Fraktionssitzung der CDU, konnte die SPD auch den Immobilienkaufmann Dr. Theo Bergmann als Gast gewinnen.
„Nur für den Fall, dass ihn einer für eine Heuschrecke halten würde“, erklärte dieser die rund 100jährige Verbundenheit seiner Familie mit der Stadt, die sich vor allem im Einzelhandel einen Namen mit den Kaufhäusern „Bergmann“ und „Thomas“ gemacht hat.
„Neumarkt war ein Schrottplatz“ als neues Narrativ für Wöhrl-Schliessung
Viele Osnabrücker werden sich noch daran erinnern, dass Bergmann einst selbst Vermieter für die Nürnberger Textilkette Wöhrl war, die sich gleich in zwei seiner Immobilien eingemietet hatte. Vom jetzigen Sportarena-Haus und dem Haus, in dem nun H&M angesiedelt ist, wechselte Wöhrl später auf die andere Seite des Neumarkts in das ehemalige HERTIE-Kaufhaus.
Den Umstand, dass Wöhrl damals erst die Immobilie an einen Versicherungskonzern verkaufte und dann 2002 Osnabrück verliess (laut Bergmann „klamm und heimlich“), erklärte der inzwischen in Hamburg wohnende Kaufmann damit, dass der Neumarkt schon damals zu einem „Schrottplatz“ verkommen sei.
Die Fachzeitschrift Textilwirtschaft hatte 2002 eine ganz andere – und betriebswirtschaftlich auch nachvollziehbare – Erklärung. Osnabrück war damals die einzige norddeutsche Filiale und mehr als 600 Kilometer vom Stammsitz entfernt, was insbesondere auch zu Problemen bei der Logistik geführt hatte. Wöhrl expandierte zu dem Zeitpunkt vor allem in Süddeutschland und den südlichen Teilen Mitteldeutschlands.
Bergmann sieht sich als Ideengeber für den neuen Neumarkt
Den Neumarkt-Tunnel, als verbindendes Element zwischen Großer Straße und Neustadt bezeichnete Bergmann als „irgendwann aus der Zeit gelaufen, weil kein Mensch mehr unter die Erde ging“, und der Neumarkt hatte „kein Konzept mehr“.
Er selbst habe Mitte der 90er Jahre begonnen ein „ganzheitliches Konzept“ zu entwickeln, wie es mit dem Neumarkt wieder vorangehen könne.
Ohne sich an den Vertreter des OSKAR-Investors zu wenden, der ja bereits einige Terminversprechen hat platzen lassen, stellte Bergmann die Frage in den Raum: „Ich frage mich, was hat die Verzögerung uns solange gekostet?“
Was jetzt investiert werden würde, inklusive des neuen Justizzentrums und des von ihm geplanten neuen Gebäudes vor H&M („Baulos 2“), bezifferte der Hamburger Immobilienkaufmann „in Summe“ mit 240 Millionen Euro.
Seit den 90er Jahren würde Kaufkraft in „Schuhkarton-Warenhäuser“ in die Umlandgemeinden abfliessen, dieser Abschwung solle nicht weitergehen, so Bergmann.
Dem Investor – an dem er über die Neumarkt 14 GmbH selbst beteiligt ist (was er nicht erwähnte), seien „Rückenschüsse“ hinzugefügt worden, und nun werde ihm auch noch vorgeworfen, dass er krumm läuft, wiederholte Bergmann mehrmals an diesem Abend.
Seine Erwartung für den Neumarkt brachte Theo Bergmann auf den Punkt:
„Das Maß der Zufriedenheit wirD groß sein, wenn dieser Platz fertig ist.“