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So wollen die Osnabrücker Landtagskandidierenden im Wahlkreis Ost auf den Fachkräftemangel reagieren

Leineschloss bei Nacht

Die Wahlplakate stehen, der Wahlkampf ist eröffnet: Am 9. Oktober wählt Niedersachsen einen neuen Landtag. Die HASEPOST stellt in den kommenden Wochen die insgesamt dreizehn Kandidierenden aus Osnabrück und ihre Ideen für Niedersachsens Politik vor. Dieses Mal geht es um das Thema Fachkräftemangel: Wie wollen die Kandidatinnen und Kandidaten Ausbildungsberufe attraktiver machen und die Abwanderung von Fachkräften verhindern?

* Die Reihenfolge orientiert sich dabei an den Mehrheiten im Osnabrücker Rat.

Osnabrückerinnen und Osnabrücker des Wahlkreises Ost finden in diesem Artikel die Antworten der jeweiligen Kandidierenden. Zu diesem Wahlkreis gehören die Stadtteile Innenstadt, Darum/Gretesch/Lüstringen, Fledder, Gartlage, Kalkhügel, Nahne, Schinkel, Schinkel-Ost, Schölerberg, Sutthausen, Voxtrup und Widukindland. Die Antworten der Kandidierenden im Wahlkreis West gibt es hier.

Anne Kura für die Grünen

Für Anna Kura ist klar, dass allein der Umbau der Gesellschaft zur Klimaneutralität schon in praktischer Hinsicht eine Menge Arbeit sei. „Dafür fehlen vielerorts aktuell Fachkräfte: nicht nur im Handwerk, in der Pflege oder in der Kinderbetreuung und Bildung“, stellt die 38-Jährige fest. Deshalb dürften keine jungen Menschen mehr auf dem Weg zum erfolgreichen Schul- oder Berufsabschluss verloren gehen. „Dementsprechend müssen wir im Bildungssystem mehr auf Chancen und weniger auf Hürden setzen“, führt Kura aus. So wolle man die berufsbildenden Schulen unterstützen, Bildungsübergänge erleichtern und lebenslanges Lernen ermöglichen. Gerade im Bildungs- und Pflegebereich müssten die Arbeitsbedingungen attraktiver gemacht und besser bezahlt werden. „Zudem müssen wir müssen die Chancen von Einwanderung stärker nutzen, dazu gehört eine bessere Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen“, erklärt die Landesvositzende.

Frank Henning für die SPD

Frank Henning möchte sich für die Ausbildung von Fachkräften und für ein Recht auf Ausbildung stark machen und will zudem die Jugendberufsagenturen in Niedersachsen weiter ausbauen. „Wichtig ist auch, dass wir den Weg zur gebührenfreien schulischen Ausbildung weitergehen. Bildung muss gebührenfrei sein – von der Kita bis zur Hochschule“, macht der 55-Jährige deutlich. „Wir müssen mehr junge Menschen für die duale Ausbildung gewinnen, daher gilt es, in den Schulen nicht nur für die akademische, sondern auch für die duale Ausbildung zu werben und zu informieren“, fügt Henning hinzu.

Ausgebildete Fachkräfte in der Region und in Niedersachsen zu halten, sei eine gemeinsame Aufgabe von Politik und Unternehmen. „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit gut ausgebildete junge Menschen hier bei uns bleiben und nicht abwandern“, ist sich Hennin bewusst. „Dazu gehört Kinder- und Familienfreundlichkeit, allen voran die beitragsfreie Kita, die wir auf Landesebene umgesetzt haben, und die beitragsfreie Krippe, die wir hier in Osnabrück umsetzen wollen.“  Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein wichtiger Beitrag zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, zur Erhöhung der Erwerbsquote und zur Reduzierung des Fachkräftemangels. Unternehmen seien dabei aber ebenso in der Pflicht wie die Politik, passende Rahmenbedingungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen, beispielsweise durch mehr Betriebskindergärten und die Einhaltung der Kriterien Guter Arbeit.

Auf Landesebene wolle man außerdem Fachkräfte-Servicecenter etablieren, die als zentrale Anlaufstelle für Unternehmen zu Fragen der Personalrekrutierung und Mitarbeiterbindung dienen sollen. Dazu gehörten z. B. auch die Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, eine verbesserte Arbeitsmarktintegration von Langzeitarbeitslosen, aber auch der Übergang von Menschen mit schwerer Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.

Verena Kämmerling für die CDU

Verena Kämmerling ist der Meinung, dass Politik dabei grundsätzlich nur gemeinsam mit der Wirtschaft agieren könne. Zudem gelte es, in der Bildungspolitik dafür zu sorgen, dass bereits an den Schulen über die Möglichkeiten und Vorteile von Ausbildungsberufen informiert wird. Desweiteren könne das Land Kampagnen zur Öffentlichkeitsarbeit starten oder fördern, um für die Ausbildung zu werben. „Arbeitgeber müssen attraktive Angebote für Auszubildende machen und auch für eine ordentliche Vergütung während der Ausbildung sorgen“, fordert die CDU-Kanidatin ein. „Die Politik kann weiterhin durch einen Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder, durch eine gute Bildungslandschaft und die Förderung des Wohnungsbaus einen Beitrag für gute Rahmenbedingungen leisten“, macht sie sich hingegen zur eigenen Aufgabe. So könne sichergestellt werden, dass Fachkräfte in Niedersachsen bleiben.

Nemir Ali für die FDP

Nemir Ali ist überzeugt:“ Ein Meister ist so viel Wert wie ein Master. Diese Tatsache muss sich für junge Menschen auch in der Attraktivität einer Berufsausbildung widerspiegeln.“ Azubis dürften nicht länger gegenüber Studierenden benachteiligt werden. „Sowie Studierende ein Semesterticket erhalten, sollen Azubis ein Azubi-Ticket für den ÖPNV bekommen. Neben Studierendenwohnheimen braucht es auch Azubi-Wohnheime“, fordert der 26-Jährige. Talente gäbe es auch in der beruflichen Bildung. „Die Begabtenförderung wie Stipendienvergabe muss daher auf Azubis ausgeweitet werden“, fügt der Jurist hinzu. Außerdem müssten vollzeitschulische Ausbildungen, z.B. zur Erzieherin oder Erzieher, vergütet werden.

David Böttger für Die Linke

David Böttger ist ohne Zweifel, dass der Fachkräftemangel nicht durch mangelndes Interesse an diesen Berufen käme. „Besonders im sozialen Bereich arbeiten die Beschäftigten zu menschenunwürdigen Bedingungen. Deshalb müssen zuerst die Löhne rauf und die Arbeitsbedingungen verbessert werden“, führt der Abiturient aus. „Das Land muss Verantwortung übernehmen. Insbesondere Kliniken, aber auch andere Unternehmen der Daseinsvorsorge, müssen wieder in die Hand des Landes, damit diese nicht mehr darauf ausgelegt sind, Profit zu machen“, fordert der 21-Jährige. Aber auch für andere Ausbildungsberufe müsse das Land mehr Verantwortung übernehme. Dazu bräuchte es Azubi-Tickets, Übernahmegarantien für Auszubildene und eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen.

* Die Landtagskandidierenden der Linken haben ihre Antworten gemeinsam formuliert.

Emine Tunc für Volt

Emine Tunc stellt fest:“ Es gibt viele Berufe, gerade im Gesundheits- und Sozialbereich, die als schulische Ausbildungen ohne Vergütung angeboten werden.“ Dabei herrsche vor allem in diesen Berufszweigen Personalnot. „Wir wollen die Umwandlung der schulischen Ausbildungen in duale Ausbildungen, die vergütet werden, um die Attraktivität dieser Berufe zu steigern“, macht die Industriekauffrau deutlich. Des Weiteren müsse die Digitalisierung dringend vorangetrieben werden, um die Flexibilität zu steigern, neue Berufsmöglichkeiten zu schaffen und Familie und Beruf besser zu vereinen. „Es gibt dabei viele Schrauben, an denen man drehen kann“, ist die 35-Jährige überzeugt. Lösungsansätze gebe es reichlich: Von besseren Arbeitsbedingungen über Sonderkonditionen bei körperlich schweren Berufszweigen, Erhöhung der Erholungsphasen, mehr Urlaubstage, 4-Tage-Woche, Weiterbildungsangebote, neue und flexible Arbeitszeitmodelle einführen bis hin zum Anheben der Gehälter anheben. Wichtig sei aber immer, dass Menschen ihr Leben lang Zugang zu Bildung hätten, um sich in einer Arbeitswelt im Wandel zurechtzufinden.

Patric-Alexander Sausmikat für die AfD

Die AfD wird mit dem 48-jährigen Sausmikat erstmals zur Landtagswahl mit einem Direktkandidaten in der Stadt Osnabrück (Ost) antreten. Die Fragen unserer Redaktion blieben unbeantwortet.

Lars-Oliver Schröder für dieBasis

Lars-Oliver Schröder ist die Frage zu weit am Ende bei der Wirkung angesetzt. „Wenn man tatsächlich nach einer Lösung sucht, ist es enorm wichtig, die Ursachen zu lokalisieren“, erklärt der gelernte Betriebswirt. Dabei seien zwei Frage hilfreich: „Warum werden die Berufe so unattraktiv bewertet, dass man keine Auszubildende findet? Und wie kann in Deutschland die Steuerlast gerechter aufgeteilt werden, dass eine Arbeitsstelle — sei sie im Angestelltenverhältnis oder selbständiger Natur — im Wettbewerb mit Weltkonzernen gleichberechtigt besteuert wird, damit unsere Fachkräfte in Deutschland bleiben?“ Der 55-Jährige sieht die Gründe dafür vor allem darin, dass der Mittelstand Deutschlands eine der weltweit höchsten Steuerlasten tragen würde. „Sicherlich würden sich auch mehr Menschen in die Selbständigkeit trauen, wenn in unserem Lande eine „gesunde“ Scheiter-Kultur etabliert wäre. Wer bei uns scheitert – scheitert lebenslang“, führt er aus.


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