Im ersten Halbjahr 2023 zeigte sich in Deutschland eine signifikante Veränderung in der Stromproduktion und -verteilung, wie aktuelle Statistiken des Bundesamtes zeigen.
Reduzierte inländische Stromerzeugung
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 in Deutschland 233,9 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und ins Netz eingespeist. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 stellt dies einen Rückgang von 11,4 Prozent dar. Die insgesamt im Netz verfügbare Strommenge sank jedoch aufgrund gestiegener Importe (+30,8 Prozent) und gesunkener Exporte (-18,1 Prozent) nur um 6,9 Prozent. Trotz des Rückgangs überstiegen die deutschen Stromexporte (32,6 Milliarden Kilowattstunden) die Importe (30,6 Milliarden Kilowattstunden).
Gründe für den Rückgang
Hohe Energiepreise und eine konjunkturelle Abschwächung, vor allem in den energieintensiven Industriezweigen, führten zu reduzierter inländischer Stromerzeugung. Ein zusätzlicher Faktor war die Abschaltung der letzten drei deutschen Kernkraftwerke zum 15. April 2023. Der daraus resultierende Wegfall der Kernenergie wurde primär durch vermehrte Stromimporte ausgeglichen, während die Stromerzeugung aus Kohle signifikant sank.
Erneuerbare Energiequellen dominieren trotz Rückgangs
Trotz eines Rückgangs von 2,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 stammte der größte Teil des ins Netz eingespeisten Stroms (53,4 Prozent) aus erneuerbaren Energiequellen. Im Gegensatz dazu sank die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern um 19,9 Prozent auf einen Anteil von 46,6 Prozent.
Windkraft als wichtigster Energieträger
Die Stromerzeugung aus Windkraft ging im ersten Halbjahr 2023 leicht zurück, wobei ihr Anteil an der gesamten Stromerzeugung aufgrund der generellen Reduzierung dennoch von 25,6 Prozent auf 28,6 Prozent stieg. Mit dieser Erhöhung wurde Windkraft zum wichtigsten Energieträger in der deutschen Stromerzeugung.
Entwicklung bei anderen Energieträgern
Die Stromeinspeisung aus Photovoltaik sank um 5,9 Prozent. Der Anteil an erzeugtem Strom aus Kohlekraftwerken ging um 23,3 Prozent auf 27,1 Prozent zurück. Im Gegensatz dazu stieg die Stromerzeugung aus Erdgas um 3,8 Prozent auf einen Anteil von 13,9 Prozent. Die aus Kernenergie erzeugte Strommenge machte nur noch 2,9 Prozent der inländischen Stromerzeugung aus.
Import und Export von Strom
Die Menge an importiertem Strom stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 um 30,8 Prozent auf 30,6 Milliarden Kilowattstunden. Im Gegensatz dazu sank die exportierte Strommenge um 18,1 Prozent. So sank der deutsche Exportüberschuss deutlich von 16,5 Milliarden auf 2,0 Milliarden Kilowattstunden. Die meisten Stromimporte kamen aus den Niederlanden und Frankreich, wobei Frankreich den stärksten Anstieg bei den Importen verzeichnete.