Der Wegfall der Steuerklassen 3 und 5 unter Beibehaltung des Ehegattensplittings könnte in Deutschland nach Berechnungen des Ifo-Instituts einen Beschäftigungsgewinn von 67.000 Vollzeitkräften ermöglichen. Weitere Reformen im Steuer- und Sozialsystem könnten insgesamt sogar mehr als 1,2 Millionen Vollzeitstellen schaffen.
Potenzial in der Arbeitsmarktreform
Laut einer Studie des Ifo-Instituts für die IHK München und Oberbayern, die am Freitag veröffentlicht wurde, könnten durch Reformen im Steuer- und Sozialsystem mehr als 1,2 Millionen Vollzeitstellen besetzt werden. „Das Steuer- und Abgabensystem in Deutschland kann definitiv so umgebaut werden, dass der Arbeitskräftemangel gemildert wird“, sagte Volker Meier vom Ifo-Zentrum für Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsökonomik, einer der Studienautoren. Vor allem durch „Fehlanreize“ für Frauen und Ältere seien bisher „erhebliche Erwerbspotenziale“ ungenutzt geblieben.
Möglichkeiten zur Beschäftigungssteigerung
Die Studie stellt verschiedene Reformoptionen vor: Der Übergang vom Ehegattensplitting zu einem Familiensplitting könnte ein Beschäftigungsplus von etwa 200.000 Vollzeitstellen in Deutschland bewirken. Ein Ende der beitragsfreien Mitversicherung von Ehegatten in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung könnte 150.000 Vollzeitkräfte in Beschäftigung bringen. Höhere Rentenabschläge bei Frührentnern könnten ein Beschäftigungsplus von umgerechnet 180.000 Vollzeitkräften erzeugen.
Reformvorschläge zur Beschäftigungssteigerung
„IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl betonte die Notwendigkeit von Reformen: „Angesichts des Alterungsschubs und des Arbeitskräftemangels muss unser Steuer- und Sozialsystem konsequent Erwerbstätigkeit belohnen“. Jede zusätzliche Arbeitsstunde zähle dabei. Darüber hinaus seien entsprechende Reformen ein „wichtiger Beitrag für mehr Fairness“ unter allen Steuer- und Abgabenzahlern sowie zwischen den Generationen.
Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen
Das Ifo-Institut hat weiter berechnet, dass mehr Kinderbetreuung (400.000 zusätzliche Plätze) ein Beschäftigungsplus von 58.000 Vollzeitstellen bedeuten würde. Der Effekt könne noch gesteigert werden, wenn die Betreuungsplätze vornehmlich in Mangelregionen geschaffen würden, vor allem in den Großstädten in Westdeutschland.
Erhöhung des Renteneintrittsalters
Eine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters von 67 auf 69 Jahre würde eine Mehrbeschäftigung von 473.000 Vollzeitkräften bedeuten. Die Abschaffung der Rente mit 63 würde ein Plus von 157.000 Vollzeitkräften bringen.
Letztlich dient die Umrechnung auf Vollzeitkräfte als rechnerische Größe zum einfacheren Vergleich der Beschäftigungseffekte. Neben der Schaffung neuer Jobs umfasst dies auch Stunden-Aufstockungen bei Teilzeitkräften und die Aufnahme von Teilzeitbeschäftigungen. Etwa ein Sechstel der genannten Beschäftigungsgewinne würde laut den Ifo-Volkswirten auf Bayern entfallen.
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