Am Donnerstag (10. September 2020) findet der erste bundesweite Warntag seit der Wiedervereinigung statt. Deutschlandweit sollen sämtliche Warnmittel erprobt werden – unter anderem auch Sirenen. In Osnabrück sieht es allerdings anders aus: Am Warntag werden in der Friedensstadt keine Sirenen heulen.
Am Donnerstag ist es so weit: Pünktlich um 11 Uhr werden deutschlandweit mit einem Probealarm Warnmittel ausgelöst. Mit heulenden Sirenen, App-Benachrichtigungen und Radio-Durchsagen soll die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert werden. Laut Beschluss der Innenministerkonferenz soll der Warntag von nun an jährlich am zweiten Donnerstag im September stattfinden.
Verzögerungen bei der Installation
In der Friedensstadt Osnabrück werden allerdings keine Sirenen heulen. Der Grund: Aktuell sind keine installiert. “Es gibt momentan keine Sirenen in Osnabrück”, so Silke Brickwedde (Referat Medien und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Osnabrück) im Austausch mit unserer Redaktion. Bis 1993 waren die Sirenen Sache des Bundes – zu diesem Zeitpunkt waren im Osnabrücker Stadtgebiet insgesamt 99 Sirenen in Betrieb. Nach dem Ende des Kalten Krieges bot der Bund den Kommunen an, die Sirenen zu übernehmen. Die Stadt lehnte das Angebot allerdings ab – 33 Sirenen waren kaputt und mussten umgehend abgebaut werden. Und auch die verbliebenen Geräte entsprachen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Inzwischen betreiben oder planen wieder viele Städte ein stationäres Sirenensystem, um sich auf Szenarien vorzubereiten, bei denen eine Warnung der Bevölkerung erforderlich werden kann. “Im gesamten Stadtgebiet werden in den kommenden Wochen insgesamt 26 Hochleistungssirenen installiert”, so Brickwedde. Ursprünglich war die Anbringung der Warnmittel bereits für den August angesetzt – es kam allerdings zu Verzögerungen.
Sorgfalt vor Schnelligkeit
“Der Teufel steckt im Detail. Es wurde eine Fachfirma aus Süddeutschland mit der Installation beauftragt”, so Brickwedde, “es ist keine leichte Sache, passende Standorte zu finden. Die meisten Sirenen werden auf Dächern von Firmen angebracht oder anderen großen Gebäuden, eine zum Beispiel am Klinikum.” Das neue Sirenennetz wird nach Aussage von Brickwedde voraussichtlich erst Anfang April 2021 installiert und betriebsfähig sein. Es soll rund 400.000 Euro kosten.
Warn-Apps sind nicht ausreichend
Gewarnt wird im Osnabrücker Stadtgebiet unter anderem über die Apps “Katwarn” und “NINA”. Bei Unwettern, Bränden oder ähnlichem geben die beiden Programme zur Warnung ein piepsendes Geräusch von sich. Mit Sendungsunterbrechungen und entsprechenden Einblendungen in das aktuelle Programm soll über Radio- und Fernsehsender gewarnt werden. “Das reine Warnen über die Apps genügt nicht. Zum einen besitzen nicht alle Menschen ein Smartphone und zum anderen hat man das Gerät vielleicht auch nicht dauerhaft eingeschaltet. Auch ein leerer Akku kommt mal vor. Daher gehen immer mehr Städte wieder zu Sirenen über”, erklärt Brickwedde. Der Warntag ist im Osnabrücker Stadtgebiet weder auf den Roadside-Screens (LED-Tafeln) noch auf den Citylights (den beleuchteten Plakatkästen) eingeplant – obwohl der Einsatz zur Katastrophenwarnung damals eine Begründung war, weswegen man die Geräte genehmigt hat. [HASEPOST berichtete] “Beide Flächen sind anderweitig reserviert”, so Brickwedde abschließend.