Symbolfoto Streife Bundespolizei / Foto: Bundespolizei
Die Polizeiinspektion Osnabrück hat die Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 veröffentlicht! In der Region ist die Kriminalität erneut deutlich gesunken.
„Die objektiv erhobenen Kriminalitätszahlen sind die niedrigsten seit Beginn der auswertbaren Aufzeichnungen im Jahre 1989. Nicht nur die Zahl der registrierten Straftaten ist gesunken, auch die Wahrscheinlichkeit, in unserer Region direkt von Kriminalität betroffen zu sein“, sagt die leitende Polizeidirektorin Andrea Menke.
Gesamtzahl der registrierten Straftaten weiter gesunken
In der Polizeiinspektion Osnabrück, zuständig für mehr als 523.000 Menschen in Stadt und Landkreis, gab es mit 28.752 registrierten Straftaten so wenig Kriminalität, wie seit mehr als 30 Jahren nicht. Im Vergleich zum Jahr 2020 sank die Zahl um 5,59%. Die Quote der aufgeklärten Straftaten konnte leicht gesteigert werden, sie beträgt 61,65%.
Raubdelikte: Taten in 10 Jahren mehr als halbiert
In zehn Jahren, seit 2012, ist die Zahl der registrierten Raubdelikte in der Polizeiinspektion Osnabrück um 51,36% gesunken. Von 368 auf 179 Taten im Jahr.
Wohnungseinbrüche: weniger Taten, höhere Aufklärungsquote
Seit 2015 ist es gelungen, die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Region Osnabrück um mehr als 74%, von 1.095 auf 281 Taten, zu senken. In rund 47% der Fälle blieb es beim Einbruchsversuch. „Wohnungseinbrüche gehören zu den Straftaten, die das Sicherheitsgefühl der Menschen nachhaltig negativ beeinflussen können“, sagt Andrea Menke. „Rund drei Viertel weniger Taten als noch 2015, ein beachtlicher Erfolg. Die Region Osnabrück ist für Einbrecher deutlich unattraktiver geworden. Intensive Ermittlungsarbeit und gute Präventionsangebote haben daran ihren großen Anteil. Einbruchhemmende Technik ist ein wesentlicher Faktor, um sich vor Wohnungseinbrüchen zu schützen. Durch diese Investition der Bürgerinnen und Bürgern scheitern Eindringversuche in immer mehr Fällen im Versuchsstadium. Sie tragen durch den Einbau derartiger Technik bei Neubauten und Sanierungen entscheidend zum Einbruchsschutz und somit zur Erhöhung der Sicherheit in unserer Gesellschaft bei.“
Fahrraddiebstähle: 30 Prozent weniger Taten
Die Zahl der registrierten Fahrraddiebstähle nahm in der Polizeiinspektion Osnabrück um 30,70% ab. Besonders stark war die Abnahme mit 38,07% im Stadtgebiet Osnabrück. Grund dafür dürfte die Verhaftung mehrerer Serientäter bereits am Jahresbeginn gewesen sein.
Gefälschte Impfnachweise: Polizeiinspektion Osnabrück beispielhaft
In Niedersachsen registrierte die Polizeiinspektion Osnabrück 22,11% der landesweiten Fallzahlen bei den gefälschten Impfnachweisen. „Mehr als ein Fünftel der in Niedersachsen registrierten Fälle von gefälschten Impfnachweisen wurde in unserer Polizeiinspektion erfasst. Dies bedeutet aber nicht, dass die Bürgerinnen und Bürger der Region überdurchschnittlich viele Fälschungen angefertigt haben. Die hohe Zahl konnte insbesondere durch die enge Zusammenarbeit von Polizei und Apothekerverband erreicht werden. Schon früh schulte der Verband Apothekenpersonal in der Erkennung von Fälschungsmerkmalen, entsprechend fachmännisch wurden vorgelegte Dokumente geprüft“, erklärt Andrea Menke.
Falsche Amtsträger / Enkeltrick / Schockanrufe
Von 2020 bis 2021 nahm die Zahl der polizeilich registrierten Taten in diesem Deliktsfeld von 554 auf 1.011 zu. In 46 Fällen waren die Betrügerbanden im Jahr 2021 in der Region Osnabrück erfolgreich. „Mit perfiden Tricks werden ältere Menschen am Telefon zum Ziel der Betrüger. Die bekannten Betrugsmaschen sind in einem Ziel geeint, der Herausgabe von Geld oder Wertgegenständen. Das Sicherheitsempfinden der Betroffenen wird häufig stark in Mitleidenschaft gezogen. Um dieser bandenmäßigen und organisierten Kriminalität entgegenzutreten, wurde in unserer Polizeiinspektion bereits Ende 2020 eine Zentrale Ermittlungsgruppe (ZEG) zur Bearbeitung von Straftaten zum Nachteil älterer Menschen eingerichtet. Gleichzeitig wurde auch die Prävention verstärkt. Mit dem Theaterstück „Fall ich drauf rein? NEIN!“, welches in enger Zusammenarbeit mit dem Präventionsverein Osnabrück (PrävOS) initiiert wurde, wird die betroffene Altersgruppe mit den Betrugsmaschen vertraut gemacht. Die Zuschauer lernen die Betrugsversuche zu erkennen und richtig zu reagieren“, sagt Andrea Menke.
Oliver Voges, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes, ergänzt: “Die Einrichtung der ZEG Senior der Polizeiinspektion Osnabrück hat sich absolut bewährt. Anfang 2021 haben die Ermittler/-innen in einem 5-monatigem Ermittlungsverfahren Vermögenswerte in Höhe von etwa 1,7 Mio. Euro beschlagnahmt, zudem konnten mehrere Täter festgenommen und zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt werden. In einer bundesweiten Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Polizeidienststellen und Staatsanwaltschaften ist somit ein erfolgreicher Schlag gegen eine betrügerische Bande gelungen.“
Phänomen „Verbreitung pornografischer Schriften“
Wie befürchtet, ist es in diesem Deliktsfeld zu einem weiteren Anstieg der Fallzahlen gekommen. Im Jahr 2021 wurden 333 Taten (+55,61%) registriert. In den meisten Fällen geht es um das Weiterverschicken von empfangenen Dateien. Häufig fertigen die Minderjährigen aber auch selbst strafbare Inhalte an und verbreiten diese. Wenn Kinder und Jugendliche Nacktbilder oder -videos von sich fertigen und an andere Personen versenden, handelt es sich um eine Straftat. In der Altersgruppe „Jugendliche“ stieg die Zahl der Tatverdächtigen um 90,38% auf 99. Andrea Menke erklärt: „Neben den Schulen und Präventionsträgern sind an dieser Stelle die Eltern besonders gefordert, die Medienkompetenz ihrer Kinder an die rasant wachsende Zahl von sozialen Netzwerken und Messengerdiensten anzupassen. Mein Appell: Machen Sie sich selbst mit dem Thema vertraut. Interessieren Sie sich für das Verhalten und die Inhalte, mit denen Ihre Kinder in den sozialen Netzwerken konfrontiert sind. Bleiben Sie mit Ihren Kindern im Gespräch und nutzen Sie die Präventionsangebote Ihrer Polizei.“
Pandemie verlagert Kriminalität – Tatmittel Internet
Kriminelle passten sich in der Pandemie schnell den geänderten Umständen an. So stieg u.a. die Zahl der Straftaten mit dem „Tatmittel Internet“, darunter fallen z.B. viele Betrugsdelikte und Erpressungen. Falsche Onlineshops schossen aus dem Boden und die Zahl der Erpressungen durch E- Mails oder verschlüsselte Computersysteme nahm zu. In der Polizeiinspektion Osnabrück wurden für das Jahr 2021 1.989 Fälle registriert. Die Aufklärungsquote lag bei 80,59%. Der Deliktsbereich „Tatmittel Internet“ hat einen Anteil von 6,92% an der Gesamtkriminalität, 54,85% entfallen in diesem Zusammenhang allein auf Betrugsdelikte. „Seit Jahren kommt es zu einer Veränderung der Kriminalitätslage – Eigentumsdelikte nehmen ab, Straftaten im Internet steigen an. In der Polizeilichen Kriminalstatistik wird dies jedoch aufgrund bundeseinheitlicher Vorgaben nicht immer deutlich, denn nur ein Teil der Straftaten wird tatsächlich erfasst. Insbesondere Straftaten, die im sog. Darknet begangen werden und wo der Tatort dadurch verschleiert wird, werden in der Regel nicht dokumentiert. Insofern haben wir nicht nur ein hohes Dunkelfeld, sondern auch einen nicht geringen Teil eines Hellfeldes, der statistisch in der PKS nicht erfasst wird“, sagt Oliver Voges.
Kriminalitätsrisiko gesunken
Mit der sog. Häufigkeitsziffer wird das statistische Risiko ausgedrückt, zum Opfer von Straftaten werden. Dazu werden die registrierten Straftaten je 100.000 Einwohner erfasst.
Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, war 2021 so gering wie seit Beginn der modernen Auswertung im Jahre 1989 nicht. Andrea Menke zieht daher ein positives Fazit: „Das Jahr 2021 war abermals geprägt von der Corona-Pandemie. Die Alltagsroutinen der Bürgerinnen und Bürger wandelten sich, das öffentliche Leben nahm zeitweise spürbar ab. Diese Veränderungen spiegeln sich auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik wieder. Sanken die Fallzahlen in einigen Deliktsbereichen spürbar, so stiegen sie an anderer Stelle leider an. Als Polizei arbeiten wir mit einem stetigen Wandel der Kriminalitätsphänomene. Es entstehen neue Kriminalitätsformen und die Komplexität unserer Arbeit nimmt zu. Als Bürgerin der Region Osnabrück hoffe ich auf die baldige Rückkehr des öffentlichen Lebens, gleichwohl bin ich mir bewusst, dass die Zahlen in einigen Deliktsbereichen dadurch wieder steigen. Die langjährigen Trends aber zeigen, dass wir insgesamt auf einem guten Weg sind.“