Wie so oft öffnete die Lagerhalle ihre Türen für eine Podiumsdiskussion. Zuletzt sprachen die Grünen über die Osnabrücker Wohnsituation. Denn: Die Ressourcen Fläche, Wohnraum und Naturraum sind begrenzt, was auch in der Hasestadt immer wieder zu Nutzungskonflikten führe (die HASEPOST berichtete).
Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steigt, besonders junge und ältere Menschen ohne Vitamin B trifft die Wohnungsknappheit. Die Einwohnerzahlen wachsen, die Fläche platzt jedoch aus allen Nähten. Deshalb gebe es aus Platz- und Ressourcengründen auch in Osnabrück nur noch das Potenzial, bereits bestehende Immobilien zu nutzen.
Die immer stärker werdende Wohnungsknappheit betreffe alle. Denn eins haben sowohl die Podiumsteilnehmer – Dirk Zeiher, Jens Meier und Carsten Wanzelius – als auch Besuchende des Plenums gemeinsam: Die meisten haben Kinder, in deren Zukunft sie sich hineinversetzen wollen. Dementsprechend sollten “alle was vom künftig bestehenden Wohnraum haben”, so Dirk Zeiher von der Initiative “OS Klimaneutral”. Auch aus dem Publikum wurde der Wunsch geäußert, der Situation sozial gerecht zu werden. Laut einer Wortmeldung sei “vor allem die ungleiche Verteilung das Problem und nicht der Wohnraum selbst”. Was also tun, sowohl inhaltlich als auch bezüglich der politischen Prozesse?
Problemanalyse für Osnabrück
Laut Grünen-Lokalpolitiker Jens Meier wurde 2010 beschlossen, 3.000 neue Wohnungen in Osnabrück bereitzustellen. “Die Frage dabei sei jedoch, ob die Eigentümer die Flächen überhaupt zur Verfügung stellen wollen.” Auch hier kam es immer wieder zu Wortmeldungen aus dem Publikum. Viel zu oft würden sich Personen direkt zwei oder drei Wohnungen als Wertanlage kaufen, zum Beispiel an der Möserstraße.
“Statt 1.000 Sozialwohnungen im Vorjahr haben wir heute nur noch rund 650 in Osnabrück”, kritisierte Carsten Wanzelius, Geschäftsführer des Mietervereins Osnabrück. Mittlerweile werden selbst mittelgroße Städte wie Osnabrück gentrifiziert. “Wir haben uns viel zu lange auf die Kräfte des freien Marktes verlassen, wenn es ums Grundrecht Wohnen geht.”
Ein Blick aufs Wohnverhalten in der Stadt
“Aus verdichteten Familienhausfläche planst du keinen guten Städtebau mehr”, so Meier. Jedoch treffen dabei alte Ansprüche am Wohnen auf die neuen Erfordernisse. Ideen wie eine Tauschbörse für Wohnungen sind nicht einfach umzusetzen: Seniorinnen und Senioren, deren Haus im Alter zu groß geworden ist, könnten zwar umziehen. Trotzdem sind sie ein Leben lang in ihrer gewohnten Lebensumgebung gewesen, es wäre also wichtig, innerhalb des Quartiers wohnen bleiben zu können.
Meier versteht auch den Wunsch eines Einfamilienhauses. “Trotzdem darf man überdenken, ob isoliertes Wohnen mit Hecke, Garten und Zaun die einzige Möglichkeit für ein gutes Leben ist”, so das Stadtratsmitglied der Grünen. “Da denkt jeder nur von seiner Seite aus”, merkt eine Person aus der Menge an.
Was tun? – Projekte aus anderen Städten
Ob durch Häusertausch oder gemeinsames Wohnen über Generationsgrenzen hinweg: Die Möglichkeiten für eine Anpassung sind da, schlussendlich bleibt die Frage der Anreize. In London haben die Verantwortlichen sich psychologische und praktische Anreize überlegt. Um dem Flächenmangel durch Bauen in die Höhe entgegenzutreten, wurde ein kostenloser Entrümpelungsservice zur Verfügung gestellt. “Abgesehen von effizientem Ressourcenverbrauch müssten sich Politik und Stadtplanung auch nach dem Verhalten der Menschen richten”, schlussfolgert Zeiher. Meier spricht sich deshalb für einen Grundsatzbeschluss aus, der es ermöglichen soll, weiter in die Höhe zu bauen. Vor allem mit Holz ließe sich hochbauen. “Holz ist nachhaltig und leicht, von der Statik her ist es kein Problem”, ergänzt Zeiher, der auch angehende Dachdecker ausbildet.
Eine weitere Maßnahme wäre, Leerstand zu besteuern. Laut niedersächsischem Gesetz können Kommunen Bußgelder verhängen, wenn Wohnungen leer stehen. Doch die Kommunen müssten das Gesetz eigenständig umsetzen, in dem sie das niedersächsische Landesgesetz in ihr städtisches Gesetz aufnehmen.
Kritik an Bebauung der “Grünen Finger”
Auch laut Publikum müsse sich juristisch sehr viel tun. Selbst wenn die energetische Sanierung des Eigenheims gewollt ist, stünden zu viele gesetzliche Hürden im Weg. Kritik wegen der Bebauung der Grünen Finger, zu deren Schutz sich der Rat bekannt hat, wurde aus dem Publikum mit Applaus gewürdigt. Ein Herr aus dem Zuschauerkreis ergänzte zum Schluss: “Es ist wichtig, Wünsche und Gewohnheiten von existenziellen Erfordernissen zu trennen. Nur mit Krise kommt Veränderung.”