Allen Entwicklungen im Zeitalter der Industrie 4.0 zum Trotz wird auch im Digitalzeitalter der Mensch nicht im Internet geboren. Er ist nach wie vor in der analogen Welt verwurzelt, in die er nach seinen Ausflügen in die digitale Welt immer wieder zurückkehrt. Zwar ist es sinnvoll, den Marketing-Mix des Unternehmens zunehmend auf die digitale Welt mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten in puncto Sichtbarkeit und Reichweite auszurichten; allerdings nur, wenn die analoge Basis nicht verloren geht.
Studien belegen den Erfolg von Plakatwerbung in der heutigen Zeit. So enthüllt eine Studie der Zeitungsmarktforschung Gesellschaft (ZFG) 2016, dass Plakate mit 27 Prozent die größten Treiber für den Ticketverkauf (1) sind.
Eine junge Studie der österreichischen ÖBB-Werbung GmbH zeigte wiederum, dass von allen Arten der Out-of-Home-Werbung (OOH-Werbung) die Plakatwerbung mit 81 Prozent (2) den Teilnehmern am stärksten in Erinnerung blieb. Von den 1.000 Befragten gab sogar ein Viertel (3) an, sich von der Außenwerbung zum Produktkauf inspirieren zu lassen.
Die Geschichte von Plakaten
Als auf öffentliche Wirksamkeit und Aufsehen ausgerichtete Darstellungen lassen sich die Vorläufer von modernen Plakaten (hier finden Sie ein kostenfreies Poster-Design von Infowerk) mit den ägyptischen Steintafeln bereits im Altertum identifizieren. In der klassischen Antike gingen die ägyptischen Steintafeln in den römischen Holztafeln auf, die mit öffentlichen Bekanntmachungen versehen waren. Plakatähnliche Anschläge waren im Mittelalter auf Marktplätzen und vor Kirchen bekannt.
Nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1440 in Mainz konnten Plakate erstmals kosteneffizient in Massenherstellung gehen. Manche Plakate lernten in Form von Flugblättern sogar das Laufen, was den Reformatoren um Martin Luther, Johannes Calvin und Huldrych Zwingli die Verbreitung ihrer religiösen Ideen erleichterte.
Der Begriff Plakat entwickelte sich von den Niederländern im Zuge ihres als Achtzigjähriger Krieg bekannten Befreiungskampfes gegen die spanische Krone 1568 – 1648. Ihre Plakkatten (heute Plakaaten) fanden sich auf Häusern und Mauern wieder und waren ein Mittel des Widerstands.
In Deutschland verwendete der Satiriker Johann Fischart erstmals den Begriff Plakat in der heutigen Bedeutung. Weitere Meilensteine für ihren Einfluss waren die Erfindung der Lithographie durch Alois Senefelder 1798 und die Erfindung der Litfaßsäule durch Ernst Litfaß 1854.
Viele mit starken Bildern untermalte Plakate wie die Kampagne „I want you“ in den USA während des Ersten Weltkriegs und „Mutter Heimat ruft“ in der UdSSR während des Zweiten Weltkriegs wurden zu Konstanten in den Geschichtsbüchern.
Die Vorteile von Plakaten als Werbemittel
Das gern im übertragenen Sinne verwendete Adjektiv plakativ weist darauf hin: Plakate sind ihrem Naturell nach auffällig und damit ein hervorragendes Mittel zur Generierung von Aufmerksamkeit. Vor allem an belebten Plätzen und Fußgängerzonen sowie auf Volksfesten und Massenveranstaltungen lässt sich mit Plakaten eine Vielzahl von Menschen kostengünstig erreichen.
Die Größe des Mediums bietet einen reichen Spielraum für eine kreative und künstlerische Gestaltung, während die zugespitzten Aussagen gute Chancen haben, im Unterbewusstsein verankert zu werden. Die Botschaft ist rund um die Uhr präsent und kann Monate oder gar Jahre an ihrem Ort verweilen.
Ansprechen lassen sich mit Plakaten auch Personen, die über digitales Marketing kaum zu erreichen sind. Eine zielgruppenangepasste Ansprache ist durch die Art der Gestaltung, des Inhalts und die Wahl des Anschlagsortes möglich, zum Beispiel, ob das Plakat an einem Unicampus oder sozialen Brennpunkt platziert wird. Die Standortwahl kann strategisch erfolgen, um maximale Aufmerksamkeit zu erzielen. Außerdem kann Plakatwerbung andere Werbekampagnen ergänzen und verstärken.
Die Nachteile von Plakaten
Anders als Flugblätter bleiben Plakate an ihrem Platz. Einmal aufgehängt, können sie – abgesehen von digital signage – nicht mehr verändert werden. Eine Interaktion ist ebenfalls nicht möglich, allerdings gibt es für diesen Malus mit QR-Codes und Elementen von Augmented Reality (AR) inzwischen ebenfalls digitale Lösungen.
Vor allem an Straßen können die Kontaktzeiten des Publikums mit den Plakaten minimal sein, was die Herausforderung einer zugespitzten Darstellung entsprechend erhöht. Weiterhin können Plakate verwittern, Opfer von Vandalismus werden und an rechtliche Auflagen gebunden sein.
Unsere Tipps zur Aufstellung und Gestaltung
Bei Plakatwerbung gilt: je höher die Frequenz des Anschlagsorts, desto besser. Allerdings sollte der Konkurrenzdruck durch andere Plakate beachtet werden, da dieser an belebten Stellen hoch sein kann. Damit die Botschaft schnell verstanden wird, ist auf die Technik der Zuspitzung zu setzen, während eine zielgruppengerechte Ansprache die Akzeptanz erhöht.
Für die Generierung von Aufmerksamkeit sind Eyecatcher-Motive essenziell. Im Grunde geht es darum, eine Kombination aus visuellen und textlichen Komponenten zu schaffen, die auf den ersten Blick Interesse weckt. Die Kernbotschaften werden in Großbuchstaben verfasst, die Plakate unter Beibehaltung der Corporate Identity gestaltet und die Farbpsychologie wird berücksichtigt. Mit digitalen Methoden lassen sich Plakate heute noch ansprechender und interaktiver gestalten.
Quellen:
1:https://www.draussenwerber.de/assets/files/downloads/Wissenswertes/150629_Evita_Studie_BB_Promotion_Plakat_verkauft_am_meisten.pdf
2:https://www.wirtschaftsforum.de/news/studien-belegen-wirkung-von-plakatwerbung-bauzaunbannern-und-co
3. Ebd.