Symbolbild: Klinikum Osnabrück
Das Klinikum Osnabrück wird die neue Partnerschaftsklinik des Netzwerks ProBeweis. Opfer von sexualisierter und häuslicher Gewalt können nun bei Ärztinnen und Ärzten Hilfe suchen und unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei Beweise sichern lassen.
Das Klinikum folgt damit dem Marienhospital Osnabrück und wird damit der zweite Standort in der Region, der eine Partnerschaft mit dem Netzwerk ProBeweis eingeht. Mit der Zusammenarbeit wird das Klinikum Osnabrück Anlaufstelle für Opfer von sexualisierter und häuslicher Gewalt. Anstatt direkt zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten, können Betroffene in die Notaufnahme des Klinikums gehen. Die Beweise werden anschließend kostenlos von geschulten Ärztinnen und Ärzten mit dem gleichen Verfahren wie bei der Polizei aufgenommen – das alles aber einer vertrauten Umgebung. Dadurch können Opfer von häuslicher/sexualisierter Gewalt auch Monate nach dem Vorfall zur Polizei gehen und Anzeige erstatten.
Rudolf Küster, Geschäftsführer des Klinikums, ist froh, dass die Partnerschaft nach zwei Jahren Planung endlich startet. Gewalt gebe es überall, weswegen es umso wichtiger sei, dagegen vorzugehen. “Wir wollen es nicht akzeptieren”, erklärt Küster. Gerade Krankenhäuser hätten viel mit Gewalt zu tun, weil sie die Opfer versorgen müssten. Deswegen versuche das Klinikum Osnabrück, mit der ProBeweis präventiv gegen sexualisierte und häusliche Gewalt vorzugehen.
ProBeweis als Alternative zur Polizei
Die Folgen von häuslicher und sexualisierter Gewalt sind schwerwiegend und reichen von körperliche Verletzungen über Depressionen bis hin zu Einsamkeit. Das in Hannover ansässige Netzwerk ist 2012 gegründet worden, wird vom Niedersächsischen Institut für Gesundheit und Soziales gefördert und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Opfern von sexualisierter/häuslicher Gewalt zu helfen, indem es ihnen eine zweite Anlaufstelle neben der Polizei bietet. Laut einer Studie im Jahr 2021 gab es alleine in Niedersachsen 24.305 gemeldete Fälle von häuslicher Gewalt. Dies sind allerdings nur die bekannten Zahlen, die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher. Der Grund dafür sei, dass viele Opfer Angst haben, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Sarah Stochkausen, Rechtsmedizinerin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), erklärt, dass es für Betroffene dadurch schwieriger sei, im Nachgang Anzeige zu erstatten, denn es würden Beweise fehlen.
ProBeweis hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Lücke zu schließen. In der vertrauten Umgebung bei dem örtlichen Arzt oder Ärztin können in der Notaufnahme nun die Beweise gesichert werden. Stockhausen zur Folge werde das Personal geschult und verwende bei der Spurensicherung dieselben Hilfsmittel wie die Polizei. So können die Beweise auch vor Gericht verwendete werden. Die Beweissicherung ist kostenlos und kann auch ohne das Mitführen eines Personalausweises erfolgen. Die Asservate werden für drei Jahre in Hannover sicher aufbewahrt, die dazugehörenden Dokumente 30 Jahre lang gesichert. So können Betroffene von häuslicher/sexualisierter Gewalt auch noch nach Monaten oder Jahren Anzeige erstatten.