Nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz, bei dem 11 Besucher starben und 56 teils schwer verletzt wurden, wird man auch in Osnabrück die Sicherheit von unbedarften Fußgängern neu überdenken müssen. Neue Vorschriften und/oder die Verantwortung gegenüber den Bürgern, könnten die bisherigen Plänen für den Neumarkt hinfällig machen.

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Wie unserer Redaktion von Seiten eines an der Diskussion Beteiligten zugetragen wurde, sorgte bei der Diskussion des am Tag nach dem Berliner Anschlag eilig neugeordneten Sicherheitskonzepts für die Osnabrücker Weihnachtsmärkte, vor allem das auf dem Neumarkt platzierte Winterdorf für erhebliche Kopfschmerzen bei den Verantwortlichen.
Wer wollte die Verantwortung tragen, sollte an den letzten Tagen des Osnabrücker Weihnachtsmarkts noch etwas passieren? Das islamistische Wirrköpfe sich nicht unbedingt nur Metropolen aussuchen, zeigten die verhinderten Anschläge von Bonn und Oberhausen sowie die blutigen Taten in Ansbach und Würzburg.

Das lediglich durch eine lange Phalanx einfacher mit Planen verhängter Bauzäune vom fliessenden Verkehr getrennte Winterdorf, rettete sich schließlich noch über die Zeit, weil es ohnehin drei Tage nach dem Berliner Terroranschlag planmäßig geschlossen wurde.

Wie geht es 2017 weiter auf dem Neumarkt?

Geht es nach den Plänen, die noch von der vorherigen Ratsmehrheit der „Regenbogenkoalition“ auf den Weg gebracht wurden, wird das Winterdorf 2017 auf einem Neumarkt aufgebaut, der dem Namen und der Definition nach im kommenden Dezember eine Fußgängerzone sein soll.

Doch geht Fußgängerzone in Zukunft noch, wenn diese weit geöffnet ist – nicht nur für täglich tausende Busse sondern auch für mögliche Terroristen oder Amokfahrer?
Wie sieht es in Zukunft in der Johannisstraße aus, und wie werden die Zufahrten zu den anderen Fußgängerzonen geregelt?

Oberbürgermeister mahnte bereits 2016

In der letzten Ratssitzung vor der Kommunalwahl hatte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert nochmals darauf hingewiesen, dass die Umwidmung des Neumarkts zu einer Fußgängerzone bedeuteten wird, dass es per Definition keine räumliche Trennung, zum Beispiel durch Aufpflasterungen, zwischen den Fußgängern und den mehr als 2.000 kreuzenden Bussen geben kann.
Für das Winterdorf wird es im kommenden Jahr – so oder so – sicherlich eine Lösung mit Betonsperren geben, wie sie bereits eilig in Hamburg aufgebaut wurden oder wie sie in Israel gegen den alltäglichen Terror üblich sind.

Müssen Fußgängerzonen bald durch Poller abgesperrt werden?

Bereits vor dem Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt waren die Behörden gewarnt. Islamistische Terroristen hatten nach dem Anschlag in Nizza im Sommer die europäischen Fußgängerzonen als ideales Ziel für Amokfahrten mit LKW identifiziert.
So berichtet der Spiegel, dass in der November-Ausgabe des IS-Propagandamagazins „Rumiyah“ des „Islamischen Staats“ detaillierte Tipps zu einem Anschlag mit einem Lastwagen gegeben wurden. Ziele: Fußgängerzonen und öffentliche Feiern.
Und bereits Anfang Dezember gab es eine erste Recherche der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wie Deutschlands Großstädte dieser Gefahr begegnen wollen: Gar nicht – so der Stand Anfang Dezember.
„Anders als in anderen europäischen Ländern ist in Deutschland eine Zugangsbeschränkung mit versenkbaren Pollern unüblich“, konstatierte die FAZ, und sammelte von den Verantwortlichen in vier Großstadtrathäusern verschiedene Rückmeldungen ein, warum man in Deutschland – anders als in europäischen Nachbarstaaten – die Fußgängerzonen nicht vor unbefugtem Befahren absichert.

Politische Debatte um Verpollerung von Fußgängerzonen hat begonnen

Während vor dem Anschlag in Berlin, und trotz bekannter Bedrohung durch den IS, die Gefahr selbst in den größten deutschen Städten nicht gesehen oder absichtlich verneint wurde (Kölner Motto: „Et hätt noch immer jot jejange“), hat die politische Debatte inzwischen bereits Fahrt aufgenommen. So berichtet die Rheinische Post (RP) in ihrer Ausgabe vom 22. Dezember, dass die Stadt Krefeld (220.000 Einwohner) von der örtlichen CDU eine Anfrage an die Stadt gerichtet wurde wie zukünftig „massive, versenkbare Poller (Elektromechanik) zur Absicherung der fußläufigen Innenstadt von Krefeld“ installiert werden können.
Anders als in Osnabrück, wo zukünftig mehr als 2.000 Busse täglich über den Neumarkt kreuzen sollen, und auch die Johannisstraße abgesichert werden müsste, sieht man in Krefeld lediglich Rettungsfahrzeuge als Herausforderung, für die sich die Poller auf Anforderung heben und senken müssten.
In Osnabrück müssten die Poller je nach Standort täglich bis zu 1.000 Hebe- und 1.000 Senkvorgänge durchführen. Ob dies technisch überhaupt möglich ist, ließ sich bei einer ersten Onlinerecherche nicht ermitteln.
Auch die Kosten für eine Verpollerung mit automatischen Schutzpfosten dürften zu einer Herausforderung werden. Nach Angaben der RP rechnet man in Krefeld mit 150.000 Euro.

Stadtverwaltung Osnabrück wartet noch ab

Auf Nachfrage unserer Redaktion, erklärte Dr. Sven Jürgensen, Pressesprecher der Stadt Osnabrück: „Die Frage mag berechtigt sein, aber sie kommt für eine abgewogene Antwort sicherlich zu früh“.