Seit Monaten eskaliert ein Streit zwischen dem Aufsichtsrat auf der einen Seite und Zoo-Geschäftsführer Andreas Busemann und seiner Ehefrau Heike auf der anderen Seite. Was ist da los im Zoo am Schölerberg?
Worum geht es und welche Rolle spielen persönliche Eitelkeiten, Familienbande, der Führungsstil des Geschäftsführers und seine Definition von “Erfolg”? Wie kam der Osnabrücker Zoo in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen – und warum eigentlich?
Nach umfangreichen Recherchen hat HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann einen etwas anderen Eindruck von dem, was derzeit rund um Affengehege und Pinguin-Becken passiert, als man es bei oberflächlicher Lektüre der inzwischen zahlreich veröffentlichten Stellungnahmen einiger Beteiligter meinen möchte.
Dieser Artikel ist der Auftakt einer auf drei Artikel angelegten Serie, die einen Blick von außerhalb des “Systems Busemann” auf die aktuelle “Zoo-Krise” ermöglichen soll.
Wir beginnen mit einem Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte und den turbulenten Sommer 2019.
Andreas Busemann, das Talent, das von der Telekom kam
Dass Andreas Busemann einmal Geschäftsführer des Osnabrücker Zoos werden sollte, dürfte ihn rückblickend beim Blick in seinen Lebenslauf vermutlich selbst überraschen. Andreas Busemann war in seinem ersten Leben Regionalleiter bei der Telekom und dort für das Marketing zuständig.
Abseits von seinen dienstlichen Aufgaben organisierte Busemann vor rund 25 Jahren erfolgreich ein Fest für den VfL, so die inzwischen vielfach erzählte Geschichte, wie der Osnabrücker Zoo und Andreas Busemann zueinander fanden. Bei der Organisation des VfL-Fests soll der junge Telekom-Mitarbeiter so viel Geschick und Talent gezeigt haben, dass er direkt Konditormeister Reinhard Coppenrath auffiel. Coppenrath war damals Schatzmeister des VfL und zugleich Zoopräsident und er sorgte dafür, dass Busemann den sicheren Job bei der gerade erst privatisierten Telekom aufgab und den alles andere als aussichtsreichen Posten beim finanziell immer klammen ehemaligen Heimattiergarten auf dem Schölerberg antrat.
Busemann ging auf volles Risiko in einer Zeit, in der die Telekom eines der aufsteigenden Unternehmen war – Affengehege und Softeis-Stand statt Datenautobahn, T-Aktie und das damals noch neue Handy-Telefonieren.
Busemann riskiert viel für den Zoo
Nicht nur bei der eigenen Karriereplanung, auch für den Zoo zeigte sich Busemann in den vergangenen rund 25 Jahren immer bereit, Risiken einzugehen. In die Amtszeit Busemanns fallen zahlreiche Investitionen, die nachhaltig dafür gesorgt haben, dass der Zoo für seine Besucherinnen und Besucher immer attraktiv blieb.
Zu den großen Busemann-Projekten zählen die Afrika-Tierwelten “Samburu” und “Takamanda”, der “Unterirdische Zoo”, die Tempelanlage “Angkor Wat”, das nordische “Kajana-Land”, die Nordamerika-Tierwelt “Manitoba”, die Nashorn- und Löwenanlage “Mapungubwe” und schließlich die im vergangenen Jahr eröffneten Wasserwelten “Mariasiel”. Ganz schön viel für ein Berufsleben und eine Leistung, die auch durch stetig steigende Besucherzahlen honoriert wurde.
Möglich wurde all das auch durch eine aktive Integration von Förderern und Sponsoren. Besonders engagierte Förderer werden dann mal mit einem “Tetra-Aquarium”, einem “Q1-Platz” oder dem “NOZ-Kinderland” oder einem “NOZ-Streichelland” zu Namenspaten einzelner Attraktionen des Zoos und bleiben so auch eng verbunden.
Das Busemann-Prinzip der engen Bindung
Außergewöhnlich für einen Zoo ist nicht nur die hohe Zahl und das große Engagement der Sponsoren, was bislang die Höhe der Zuschüsse aus der Stadtkasse im Vergleich mit anderen Zoos vergleichsweise gering gehalten hat, sondern auch mit welchem Engagement und welcher Manpower die Betreuung der Sponsoren und Förderer erfolgt.
Um die Sponsoren noch besser zu betreuen, engagierte Busemann in den vergangenen Jahren erst Heike Drogies, die zuvor Mitinhaberin einer Werbeagentur war, und den in Osnabrück bekannten und geschätzten Charity-Läufer John McGurk, zuvor angestellt bei einer Osnabrücker Papierfabrik.
Wiederholte sich hier das Prinzip von Busemanns eigenem Förderer, dem Konditormeister Coppenrath? Talente identifizieren und fördern?
Spricht man mit jahrelangen Begleitern Busemanns, ergibt sich bei den erst in den vergangenen Jahren getroffenen Personalentscheidungen allerdings eine Bruchkante, die viele Zoo-Insider als einen Grund nennen, warum der Zoo in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen geriet: Busemann machte Personalentscheidungen oft davon abhängig, wie sie ihm strategisch oder persönlich passten.
Der Charity-Läufer und der Ärger mit dem alten Aufsichtsrat
Dass John McGurk nicht nur ein schneller Läufer ist, sondern auch ein ganz besonderes Talent hat, Menschen für eine gute Sache zu begeistern, ist unbestritten. “Kein schlechtes Wort über John McGurk”, betonte ein Zoo-Insider, mit dem unsere Redaktion bei den Recherchen der vergangenen Wochen gesprochen hat.
So überraschend wie Andreas Busemann vor 25 Jahren zum Zoo kam, muss es auch für den Papierexperten John McGurk gewesen sein.
Dabei wurde McGurk nicht direkt “vom Markt”, vor allem auch nicht nach einer vorherigen Stellenausschreibung, eingestellt. Der Charity-Läufer war Teil einer Rochade, die im Sommer 2019 für einiges Aufsehen gesorgt hatte.
Im August vor vier Jahren wurde völlig überraschend der langjährige Zoopräsident Reinhard Sliwka bei einer turnusmäßigen Mitgliederversammlung abgewählt. Nach der Abwahl Sliwkas hatten auch die weiteren Präsidiumsmitglieder ihren Rücktritt erklärt, sodass einen Monat später eine Neuwahl des Präsidiums anstand, das als Aufsichtsrat für die Zoo gGmbH und deren Geschäftsführer Busemann fungiert.
Zu den neuen Präsidiumsmitgliedern zählte auch der Charity-Läufer John McGurk – ein Wunschkandidat von Andreas Busemann, der für diesen Posten allerdings einen kleinen Mangel im Gepäck hatte. McGurk konnte von gelegentlichen Zoobesuchen abgesehen keinerlei Verbindung oder Vergangenheit mit dem Zoo vorweisen.
Und nicht nur der Langläufer McGurk, der halbe neue Aufsichtsrat trat teils erst wenige Tage vor dem Wahlabend bei der Zoogesellschaft als Mitglied ein, um fortan die Kontrolle über Busemann auszuüben. “Busemann hat sich sein Kontrollgremium selbst zusammengestellt”, sagt rückblickend der Insider, der unserer Redaktion für den zweiten aktuellen Artikel zum Zoo (erscheint am Montag, 15. Mai) weitere Detailinformationen geliefert hat, die vor allem die Geschäftszahlen betreffen.
Keine zwölf Monate später, nachdem Neumitglied McGurk direkt in das Präsidium gewählt worden war, machte Busemann seinen Freund John zum gut bezahlten Angestellten des Zoos.
Wenn es keine Mehrheiten gibt, dann schafft sich Busemann welche
Dass im September 2019 ein Aufsichtsrat gebildet wurde, der quasi “aus dem Nichts” – ohne große Vergangenheit im Verein – entstand, ist nur eine der erstaunlichen Begleitumstände des Sommers vor vier Jahren.
Wohl um genügend Stimmen zu haben, damit der langjährige Zoopräsident Sliwka in der Mitgliederversammlung im August 2019 abgewählt werden konnte, gab es kurz vor der Versammlung einen überraschenden Masseneintritt in die Zoogesellschaft. Keine 48 Stunden vor der entscheidenden Mitgliederversammlung traten mehr als 50 Mitglieder der Zoogesellschaft neu bei.
Alle entweder Mitglieder der Familie, Angestellte oder Freunde eines von Andreas Busemann abhängigen Foto-Dienstleisters, der am Zoo-Eingang die Besucher fotografiert. Diese mussten ihren Jahresbeitrag (Einzelmitgliedschaft 74 Euro im Jahr) auch nicht selbst bezahlen, sondern wurden von besagtem Foto-Dienstleister mit der Mitgliedschaft beschenkt.
50 neue Mitgliedschaften bezahlt – trotz offener Rechnungen bei Busemann
So viel Freigebigkeit des Zoo-Fotografen verwundert auch rückblickend noch immer, da der Zoo-Fotograf seinerzeit mit einigen unbezahlten Rechnungen bei der von Busemann geführten Zoo gGmbH in der Kreide gestanden haben soll. Und auch sonst war der Fotodienstleister, der zum Mehrheitsbeschaffer von Busemann wurde, abhängig von Geschäftsführer Busemann, denn – so ein Vorwurf aus dem Kreis des geschassten Aufsichtsrats – der Pachtvertrag zwischen Zoo und Fotografen wurde von Busemann ohne die notwendige Zustimmung des Aufsichtsrats geschlossen.
Von der externen Beraterin zur gut dotierten Angestellten und späteren Ehefrau
In die Zeit der Turbulenzen um den alten Zoo-Aufsichtsrat fällt auch das Erscheinen von Heike Drogies auf der Bildfläche. Die Werbefachfrau, der später John McGurk für die Sponsorenbetreuung zur Seite gestellt wurde, war wohl der Grund, weswegen Andreas Busemann alles daran setzte, Zoo-Präsident Reinhard Sliwka loszuwerden. Der störte sich nämlich gewaltig daran, dass die ursprünglich als externe Beraterin angestellte Frau Drogies tatsächlich die Geliebte des Zoo-Geschäftsführers war.
Gemeinsam bezogen Beraterin und Geschäftsführer eine Luxuswohnung am Vitihof mit Whirlpool auf der Terrasse*. Die Einweihungsparty des privaten Domizils war dem Zoo auf der eigenen Homepage sogar eine Meldung wert (“Löwenstarke Einweihung”), in der ganz nebenbei auch erwähnt wurde, dass das Anwesen auch als “Kommunikationszentrum” für den Zoo genutzt wird.
Busemann begann, seine privaten Räumlichkeiten für geschäftliche Treffen zu nutzen, die zuvor in den Tagungsräumen des Zoos abgehalten wurden. Dies beinhaltete auch Treffen mit Vertretern der Osnabrücker Ratsfraktionen, bei denen über eine höhere finanzielle Unterstützung durch die Stadt Osnabrück verhandelt wurde.
Bücher der Partnerin über Autismus für die Zoo-Lotterie
Und auch sonst zeigte sich das Duo Busemann/Drogies, das inzwischen verheiratet ist, kreativ bei Leistungen, die dem Zoo in Rechnung gestellt wurden.
Im Jahr 2018, als sich erste zarte Bande zwischen dem Geschäftsführer und der Beraterin entwickelten, sorgte Busemann dafür, dass für die Zoolotterie insgesamt 100 von Heike Drogies verfasste Bücher über Autismus zum Stückpreis von 24,80 Euro angekauft wurden, um bei der Zoo-Lotterie verlost zu werden (Kopie des Kaufbelegs liegt unserer Redaktion vor).
Bei Heike Drogies, die mit ihrer Werbeagentur in finanzielle Schieflage geraten war, dürfte diese Finanzspritze ihres neuen Gönners und späteren Partners gut angekommen sein; ob die Gewinner der Zoo-Lotterie mit einem Buch über Autismus unbedingt glücklich geworden sind, darf bezweifelt werden.
Hier lesen Sie Teil 2 und Teil 3 dieser kleinen Artikelserie.
* Herr Busemann meldete sich bei unserer Redaktion und bat um Klarstellung, dass der Whirlpool auf seiner Terrasse vom Vorbesitzer stammte und nach dem Einzug wieder entfernt wurde.
In einer ersten Fassung dieses Artikels war von einer Kaufpreishöhe für das Haus am Vitithof die Rede, die so nicht belegt werden konnte und von Herrn Busemann glaubhaft bestritten wird. Die Angabe wurde bereits kurz nach Veröffentlichung wieder gelöscht. Herr Busemann legt auch Wert darauf, dass er die Nutzung seiner Räumlichkeiten dem Zoo nicht in Rechnung gestellt hat, eine entsprechende Aussage einer Quelle konnte nicht belegt werden, daher haben wir den entsprechenden Passus gelöscht und distanzieren uns davon; wir glauben den Angaben von Herr Busemann.