Entgegen der Ankündigung vom März wird die Osnabrück – Marketing und Tourismus GmbH (OMT) nun doch kein eigenes Portal mit einem Branchenverzeichnis für die Händlersuche in Osnabrück aufsetzen.
Bereits bei seiner Ankündigung im Frühjahr stand das Konzept unter keinem guten Stern, weil nur wenige Tage vor Bekanntgabe der OMT-Pläne das bereits fertig programmierte Portal „inosna.de“ eines Osnabrücker Startups seine virtuellen Pforten öffnete.
OMT will nicht in Konkurrenz zu privaten Portalen stehen
„Es kann nicht Aufgabe des Stadtmarketings sein, einem privaten Anbieter Konkurrenz zu machen“, erklärt OMT Geschäftsführerin Petra Rosenbach. Dabei bedauert sie außerordentlich, dass es im Vorfeld zu keiner Zusammenarbeit mit „inosna“ gekommen sei. „Es war lange bekannt, dass sich die OMT mit diesem Thema befasst. Leider hat uns die Thomax GmbH erst im Januar darüber informiert, dass sie bereits ein eigenes Händlerportal programmiert hat.“ Der Wunsch, beide Projekte zusammenzuführen, habe sich letztlich nicht realisieren lassen.
Neubewertung des Projekts führte zum Aus
Aufgrund der neuen Situation habe die OMT den Bedarf eines zusätzlichen Shopping-Portals noch einmal neu bewertet und mit den Werbegemeinschaften, den Leitern der großen Kaufhäuser und auch mit dem Vorstand des Osnabrücker City Marketing e.V. (OCM) intensive Gespräche geführt.
„Wir waren uns einig“, erläutert OCM-Vorsitzende Ira Klusmann, dass es mittlerweile viele Portale gibt, die eine Händler- und Markensuche ermöglichen. Die Arbeit von OMT und OCM soll aber einen echten Mehrwert liefern.“
Neue Tourismusseite macht Osnabrück erlebbar
Der Mehrwert besteht darin, den Erlebnisraum Innenstadt als Ganzes sichtbar zu machen. „Image und Inspiration transportieren die bestehenden Portale bislang gar nicht oder nur in geringem Umfang“, berichtet Rosenbach. „Mit schönen Bildern und aktuellen Beiträgen werden wir die Stadt Osnabrück auf unserer neuen Tourismusseite sichtbar machen, die im Herbst dieses Jahres online geht.“
„Buy Local“ soll gefördert werden
Natürlich stehen OMT und OCM den Händlern auch weiterhin zur Seite und werden die digitalen Entwicklungen intensiv beobachten, erklären die beiden Verbände in einem am Montagnachmittag verbreiteten Statement ihr Selbstverständnis. Aktionen, die den „buy local“-Gedanken stärken, Seminare und Vorträge, um die Händler für das Online-Geschäft fit zu machen, sowie die Koordination von Projekten zu Servicethemen werden wichtige Aufgaben von OMT und OCM bleiben.
Was sagt inosna.de?
Nachdem unsere Redaktion das obige Statement der OMT erhielt, haben wir auch bei der Thomax GmbH nachgefragt, wie es nun mit ihrem Shoppingpoertal weitergeht. Für das Team antwortete Christine Henschen: „Natürlich war es auch für uns spannend, ob es ein zweites Portal neben inosna.de geben wird. Wir haben in der letzte Zeit viele Gespräche mit Händlern geführt und gespürt, dass unser Produkt gut ankommt. Jetzt können wir künftig noch mehr Gas geben. Wir werden unseren Vertrieb breiter aufstellen und haben spannende Zusatzfunktionalitäten in der Programmierung – mehr wird aber noch nicht verraten.“
KOMMENTAR
Respekt! Es wird OMT und OCM sicher nicht leicht gefallen sein diese sportliche und faire Entscheidung zu fällen. Die Entscheidung ist sportlich, weil sie anerkennt, dass ein Startup ein wenig schneller als die etablierten Stadt- und City-Marketer war. Dabei betrug der Vorsprung nicht allein die knapp zwei Wochen zwischen den Ankündigungen der beiden Portale, sondern mindestens ein halbes Jahr. Da inosna.de bereits fertig programmiert war und das Konkurrenzprodukt zum Zeitpunkt der Vorstellung lediglich aus Entwürfen und einem groben Zeitplan bestand, trennte die beiden Projekte in digitalen Maßstäben gerechnet „Welten“.
Und die Entscheidung ist nicht nur fair zum privaten Wettbewerber, der neben dem Herzblut der Mitarbeiter auch viel eigenes Geld in die Entwicklung gesteckt hat, sondern auch fair zu den Osnabrücker Einzelhändlern. Die lokalen Händler haben nun weitaus schneller ein Shoppingportal zur Verfügung als ursprünglich gedacht. Und die Entscheidung ist auch fair zum Steuerzahler, denn das Engagement der OMT ist auch Teil der Marketingaufwendungen der Stadt, die nun wirklich nicht dafür gedacht sind mit aufstrebenden Startups in Wettbewerb zu treten.
OMT und das private Citymarketing können und sollten nun neue Wege finden, wie sie dem Einzelhandel bei der Digitalisierung helfen können. Allein, dass sich alle Beteiligten so lange und intensiv mit dem Thema beschäftigt haben, ist kein verlorenes Lehrgeld, sondern wird viel Fachwissen generiert haben. Dieses Wissen wartet nun darauf an die Osnabrücker Einzelhändler weitergegeben zu werden – vielleicht auch im Rahmen einer Unterstützung des Portals inosna.de.
Inosna.de wird jetzt allerdings auch beweisen müssen, dass ein lokales Shoppingportal auch wirklich reizvoll genug ist um lokal gegen die globalen Riesen Google, Amazon & Co zu bestehen.
Heiko Pohlmann
Herausgeber der HASEPOST