Das Team der Notfallseelsorge Osnabrück ist immer einsatzbereit. / Foto: Notfallseelsorge
Schock, Trauer und Angst: Das erleben die Mitarbeiter der Notfallseelsorge Osnabrück regelmäßig. Rund zehn Notfallseelsorger sind bei 90 bis 105 Einsätzen im Jahr dabei und helfen Betroffenen, ihre Gedanken und Gefühle zu verarbeiten.
Einige Menschen haben sie schon kennengelernt, andere hoffen, sie niemals vor ihrer Tür stehen zu sehen: die Notfallseelsorge Osnabrück. Sie wird von der Evangelisch-lutherischen und der katholischen Kirche in Osnabrück koordiniert und betreut Angehörige verstorbener Menschen oder auch Zeugen von Verkehrsunfällen. „Genau genommen lautet der passende Fachbegriff ‚Psychosoziale Notfallversorgung‘, die sich an Betroffene oder an Einsatzkräfte richtet und für die unterschiedliche Anforderungen gelten“, erklärt Pastor Thomas Herzberg aus dem Kirchenkreis Osnabrück, der selbst regelmäßig als Notfallseelsorger im Einsatz ist.
Seelisch Betroffene begleiten und stabilisieren
An 365 Tagen im Jahr sind die Notfallseelsorger rund um die Uhr einsatzbereit. Aus welchem Grund die Notfallseelsorge zu einem Einsatz gerufen wird, sei laut Herzberg sehr unterschiedlich: „Auch was uns vor Ort erwartet, ist je nach Situation verschieden.“ Es könne sein, dass eine Ehefrau ihren Mann tot im Badezimmer gefunden habe und bis zum Eintreffen weiterer Angehöriger begleitet werden muss – oder aber auch Zeugen eines Verkehrsunfalls, Suizids oder auch Arbeitsunfällen seelische Unterstützung brauchen.
Hauptsächlich sind Notfallseelsorger beim Überbringen einer Todesnachricht durch die Polizei mit dabei, um eine Schockreaktion aufzufangen. „Wir begleiten betroffene Angehörige und Zeugen, die durch das Geschehen einen seelischen Schock erlitten haben. Wir überwachen und stabilisieren diese Menschen, erklären vorgegebene Abläufe“, so Herzberg. Wichtig sei auch, den Betroffenen zu erklären, was als nächstes passiere, und ihnen zu vermitteln, dass ihre Schock-Reaktion normal sei. „Manchmal bedeutet Notfallseelsorge aber auch, den Schmerz mit den Angehörigen auszuhalten, gemeinsames Schweigen und Nichtstun“, erklärt Herzberg, der seit 2002 schon viele Einsätze erlebt hat.
Spätestens 30 Minuten nach Alarm vor Ort
Alarmiert wird die Notfallseelsorge durch die gemeinsame Rettungsleitstelle von Stadt und Landkreis Osnabrück. In der Regel sind Seelsorger nach höchstens 30 Minuten am Einsatzort.
Für die Notfallseelsorger seien die Rufbereitschaft und die Einsätze eine Herausforderung. Ohne ihre teils ehrenamtliche Bereitschaft, Dienste zu übernehmen und sich einzusetzen, könnte die Menge der Anfragen nicht bewältigt werden. Was besonders belastend sei, seien Unfallorte sowie Tote im jungen Alter. Für Herzberg und seine Kolleginnen und Kollegen seien gelungene Einsätze besonders wichtig. Denn diese würden „für den nächsten ermutigen“.