Die Ankündigung des VW-Managements, sich von der seit 1994 geltenden Beschäftigungsgarantie zu verabschieden und möglicherweise ein Fahrzeug- sowie ein Komponentenwerk in Deutschland zu schließen, hat für großen Unmut in der Belegschaft gesorgt. Zahlreiche Beschäftigte fühlen sich verunsichert, wütend und enttäuscht. Der Osnabrücker SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken, der die Region Weser-Ems, Nord-Niedersachsen und Bremen vertritt, äußerte sich scharf zu den geplanten Kürzungen und sprach von Management-Fehlern, die nicht auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen werden dürften.
Versäumnisse des VW-Managements
„Das VW-Management hat es versäumt, die Produktpalette zukunftssicher zu entwickeln“, kritisierte Wölken. Besonders im Bereich der Elektrifizierung sei die Priorisierung höherpreisiger Modelle des Premiumsegments ein Fehler gewesen, während ausländische Wettbewerber im Massenmarkt mit günstigeren Fahrzeugen immer stärker wurden. Diese strategischen Fehlentscheidungen müssten schnellstmöglich korrigiert werden, fordert Wölken, jedoch dürften sie nicht zu Lasten der Arbeitnehmer gehen.
Die SPD werde sich daher gemeinsam mit den Gewerkschaften gegen die Entlassung von Tausenden Fachkräften stellen und um jeden Arbeitsplatz kämpfen, betonte Wölken. „Bei Volkswagen gab es Fortschritt und Erfolge immer mit der Belegschaft und nicht gegen sie“, erklärte er und hob hervor, wie wichtig es sei, Standorte wie das Werk in Emden zu sichern. Dieses habe in den letzten Jahren über eine Milliarde Euro an Investitionen erhalten und sei gut für die Zukunft gerüstet.
Fehlt langfristige Perspektive für VW-Werk in Osnabrück?
Besonders besorgt zeigte sich Wölken über die fehlende langfristige Perspektive für das VW-Werk in Osnabrück, das er als Symbol für Innovation und Flexibilität bezeichnete. „Diese beiden Faktoren können auch in Zukunft wertvolle Dienste leisten. Es muss eine Perspektive für die Beschäftigten an beiden Standorten geschaffen werden.“
Wölken richtete seine Kritik nicht nur an das VW-Management, sondern auch an führende Politiker wie Friedrich Merz. Diese hätten mit ihrer ablehnenden Haltung zur E-Mobilität und der Förderung von E-Fuels dazu beigetragen, dass deutsche Autobauer den Anschluss in wichtigen Exportmärkten wie China verloren hätten. Dort dominieren mittlerweile Elektrofahrzeuge die Neuzulassungen, während die Marktanteile der deutschen Hersteller dramatisch zurückgingen.
Der SPD-Politiker plädierte zudem für eine stärkere staatliche Unterstützung der E-Mobilität, um sie für Normalverdiener erschwinglicher zu machen. Als Vorbild nannte er das französische Social-Leasing-Programm, das auch einkommensschwächeren Haushalten den Einstieg in die Elektromobilität ermöglicht. Ein solches Modell könne auch in Deutschland umgesetzt und durch Einnahmen aus dem neuen Emissionshandel finanziert werden.