Nach vier Monaten intensiver Ermittlungsarbeit haben Cybercrime-Spezialisten der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück am Dienstagmorgen (19.12.) in Frankfurter Stadtteilen Sachsenhausen und Praunheim zwei mutmaßliche Mitglieder einer professionellen WhatsApp-Betrüger-Bande festgenommen. Die Aktion erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Osnabrücker Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Internetkriminalität und unter Beteiligung einer Frankfurter Spezialeinheit.
Das Amtsgericht Osnabrück erließ bereits Haftbefehl gegen die beiden Beschuldigten im Alter von 19 und 20 Jahren. Sie werden des gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs beschuldigt, eine Verbrechenstat mit einem Strafmaß von einem bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe.
Durchsuchungen in Frankfurt
Bei den Durchsuchungen der Wohnungen in Frankfurt wurden umfangreiche Beweismittel sichergestellt, darunter Handys, elektronische Datenträger und sogar eine Pfefferspray-Pistole. Marco Ellermann, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück, betonte: “Mit den Festnahmen haben wir jetzt die Möglichkeit, auch an die Hintermänner dieser perfiden Betrugsmasche zu kommen. Die erfolgreichen Ermittlungen zeigen, dass wir auch konspirativ agierende Täter ausfindig machen können.”
Schaden vermutlich in Höhe von mehr als 100.000 Euro
Die intensiven Ermittlungen führten dazu, dass die Cybercrime-Spezialisten die festgenommenen Täter als Verantwortliche für rund 100.000 Betrugsnachrichten mit Zahlungsaufforderungen identifizieren konnten. Die finanziellen Schäden belaufen sich nach ersten Schätzungen auf über 100.000 Euro. Die Tätergruppierung steht im Verdacht, in Niedersachsen, insbesondere in Osnabrück, Ostfriesland, dem Emsland, Oldenburg, Hannover und Braunschweig, zigtausend Fälle begangen zu haben. Die Polizei vermutet insgesamt etwa ein Dutzend Mitglieder hinter dieser kriminellen Bande. Die Ermittlungen dauern an, und weitere Fälle könnten im Laufe der Untersuchungen den Tätern zugeordnet werden.
Betrüger geben sich per WhatsApp als Familienangehörige aus
Die Vorgehensweise der Betrüger besteht darin, sich als Familienangehörige auszugeben und zur weiteren Kommunikation auf den Messenger-Dienst WhatsApp zu verweisen. Sie versuchen dann, die Gesprächspartner unter Vorspiegelung einer Notlage oder eiligen Zahlungsverpflichtungen zu Überweisungen zu bewegen. Die Täter nutzen kurzzeitig registrierte Mobilfunknummern mit missbräuchlich genutzten oder gefälschten Personalien. Die Hintermänner agieren oft aus dem Ausland und erhalten durch Finanzagenten das erbeutete Geld.
Die Polizei rät dringend davon ab, auf Geldforderungen solcher Trickbetrüger einzugehen. Im Falle solcher Nachrichten sollte man keinesfalls Geld überweisen, sondern persönlich mit den vermeintlich Betroffenen sprechen oder diese über ihre alte und bekannte Handynummer oder Festnetznummer kontaktieren. Das Blockieren der Absendernummer wird empfohlen, um weitere Nachrichten zu verhindern. Falls man auf den Betrug hereingefallen ist, sollte man die Nachrichten nicht löschen und Anzeige bei der Polizei erstatten, was in vielen Bundesländern online möglich ist.