Wenn aus einer Idee Realität wird: Ende letzten Jahres sitzt Reiner Kunoth vor dem Fernseher, als er auf einer Reportage über die Rallyes des BackRoadClubs stößt – ein knappes halbes Jahr später geht er gemeinsam mit seinem Freund und Arbeitskollegen Michael Simiela von Osnabrück aus selbst auf Tour. Im Vordergrund steht jedoch weniger eine Abenteuer-Rallye, sondern viel mehr der Charity-Gedanke.
Doch ganz von vorne: Seit mehreren Jahren organisiert der BackRoadClub jährlich auf verschiedenen Routen Abenteuer-Rallyes. Ziel ist es, mit einem geringen Budget ein Abenteuer zu bestreiten und dabei auch dem karitativen Zweck zu dienen. Ende vergangenen Jahres stößt Rainer Kunoth in einer Fernseh-Reportage auf den BackRoadClub – und schnell kommt ihm in den Sinn, selbst eine solche Rallye zu absolvieren. Der kongeniale Partner: Freund Michael Simiela, mit dem Kunoth zusammen bei der Rahenbrock Gruppe im Logistikzentrum Lotte arbeitet.
Spenden sollen in Osnabrück bleiben
Wenig später wird aus einer Idee dann Ernst: „Wir haben uns zusammengesetzt und uns für eine Rallye angemeldet“, berichtet Kunoth. Wichtiger als die Rallye an sich ist beiden jedoch der karitative Zweck. Über den BackRoadClub stehen zwar verschiedene Charity-Ziele zur Auswahl, doch Kunoth und Simiela ist von Beginn an klar, dass die Spende in Osnabrück bleiben soll. Aber damit nicht genug: „Wir wollten die Rallye nicht nur nutzen, um Gelder zu sammeln, sondern dazu auch ein Ziel aussuchen, das vielleicht noch nicht so im Rampenlicht steht“, erzählt Simiela weiter. Da sein Bruder selbst von Autismus betroffen ist, fällt der Wahl schnell auf das Autismus-Therapiezentrum (ATZ) Osnabrück. Doch woher soll das Geld kommen?
Über ihren Arbeitgeber Rahenbrock kommen Kunoth und Simiela schnell an ein Auto, das den Ansprüchen der Rallye entspricht. Schnell, laut und knallige Farben? Von wegen! Ein Ford Focus Turnier, Baujahr 2004, wird es am Ende – warum? Ganz einfach: mehr als 500 Euro darf ein teilnehmendes Auto beim BackRoadClub nicht kosten. Kosten für Erwerb, Reparatur bei der MehrGenerationenWerkstatt sowie Anmeldung übernehmen Kunoth und Simiela selbst – so ist es auch bei der weiteren Verpflegung während der Rallye geplant.
Alle Spenden gehen an das Autismus-Therapiezentrum
Nachdem die Autofrage geklärt ist, machen sich die Arbeitskollegen auf die Suche nach Sponsoren. Unterstützung gibt es erneut von Rahenbrock. Über das Netzwerk können schnell erste Gelder eingetrieben werden – vom Zoo etwa oder von der Hall of Fame. „Wir freuen uns wahnsinnig über die ganze Unterstützung, die wir bereits erhalten haben und ohne die die Rallye auch nicht möglich wäre“, so Kunoth. Unterstützung gibt es nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in materieller: „Ein Lackierer hat die Kosten für eine Lackierung nach unserem Geschmack übernommen“, berichtet Kunoth weiter. In die eigene Tasche fließt dabei kein Cent, alles soll im Anschluss an die Tour an das ATZ gehen. „Vielleicht gibt mal jemand zu seiner Spende etwas Spritgeld oder 2 Euro für eine Bratwurst dazu, aber mehr behalten wir nicht“, sagt Simiela.
Mit Anzug und Krawatte im 500 Euro-Auto
Während die ersten Gelder eingetrieben werden, bereiten sich Kunoth und Simiela auch in digitaler Hinsicht auf die Rallye vor, die Ende Juni starten wird. Gemeinsam mit der Social-Media-Abteilung der Rahenbrock-Gruppe haben sich beide etwas überlegt und sich einen Kultfilm aus den 80er-Jahren zum Vorbild genommen. „Wir fahren verkleidet als Jake und Elwood aus dem Film Blues Brothers“, erzählen sie. In dem Filmklassiker machen sich die Brüder Jake und Elwood Blues auf die Suche nach einer Finanzierungsmöglichkeit für den Erhalt des Waisenhauses, in dem sie aufgewachsen sind. Markant für die Blues Brothers: der schwarze Anzug mit weißem Hemd und Krawatte, den auch Kunoth und Simiela jetzt mit auf ihre Reise nehmen werden. Über die Social-Media-Kanäle der Rahenbrock Gruppe spielen die Arbeitskollegen die Handlung nach – nur dass eben kein Geld für ein Waisenhaus, sondern für das ATZ gesammelt wird. Zur Einstimmung auf die ebenfalls digital begleitete Tour werden ab Mittwoch (14. Juni) elf kleine Filmchen in den sozialen Medien geteilt.
Start am 25. Juni
Ziel sei es auf diesem Wege möglichst viel Aufmerksamkeit zu erhalten und das Spendenkonto immer weiter zu füllen. Zur Rallye brechen Kunoth und Simiela dann am 25. Juni auf, los geht es zwei Tage später in Österreich. Jeweils am Morgen werden die insgesamt über 150 Teilnehmenden dann mit Koordinaten versorgt, die den Zielort des Tages präsentieren, an dem jeweils eine noch nicht bekannte Challenge zu absolvieren ist. Wie der jeweilige Zielort erreicht wird und über welche Route, ist den Teilnehmenden dabei überlassen. Insgesamt geht es binnen fünf Tagen rund 1.800 Kilometer in Richtung Ostsee. Wer bei den Challenges am Ende die meisten Punkte erzielen kann, wird Gesamtsieger und staubt am meisten Prestige ab.
Im Anschluss an die Rallye planen Kunoth und Simiela das Fahrzeug gewinnbringend zu verkaufen, um so die Spendensumme weiter zu erhöhen. Ein wirkliches Ziel gibt es nicht, aber: „Die Blues Brothers brauchen für die Rettung des Waisenhauses im Film 5.000 Euro. Wenn wir das auch erreichen, dann wäre das schon toll“, so Kunoth, der das Rallye-Auto bei fehlendem passenden Angebot am Ende selber kaufen will.
Beim ATZ zeigt man sich bereits im Vorfeld der Aktion zufrieden. „Wir haben uns über die Idee schon sehr gefreut, aber dass das so groß wird, hat uns dann noch einmal überrascht. Vor allem die Möglichkeit, etwas publik zu werden, tut uns gut“, meint Ann-Kathrin Tebbe vom ATZ. Genutzt werden soll das Geld am Ende für die Arbeit des ATZ, das eine Beratung und Therapie von Autismus-Patientinnen und -Patienten und deren Umfeld bietet. Derzeit behandeln 13 Therapeutinnen und Therapeuten rund 120 Personen im Alter von zwei bis 65 Jahren.
Wer die Tour digital verfolgen möchte, kann dies ab Mittwoch hier tun. Wer die Aktion zudem unterstützen will, kann über folgendes Konto spenden:
Förderstiftung HHO
Stichwort: „Rallye ATZ“
Sparkasse Osnabrück
IBAN: DE25265501050000038638
BIC: NOLADE22XXX