Bischof Bode bei seiner Silvesterpredigt 2020. / Foto: Dieter Reinhard
Auf einem Fachtag lotete das Bistum Osnabrück die Möglichkeiten der digitalen Medien für die Kirche aus. Die Gemeinden wollen sich stärker an die Lebenswirklichkeit der Gläubigen anpassen.
Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich am Donnerstag (28.4.) im Rahmen eines Fachtags „Digitale Kirche“ mit Bischof Bode und verschiedenen Expertinnen und Experten zur Frage der Digitalität in den unterschiedlichen Dimensionen der Kirche aus. In seinem Impulsvortrag kritisierte Andreas Büsch, Professor für Medienpädagogik und Kommunikationswissenschaft in Mainz und Leiter der Clearingstelle Medienkompetenz der Deutschen Bischofskonferenz, dass Digitalität in der Kirche noch zu wenig mit den Begriffen Seelsorge und Pastoral verbunden werde: „Ein Großteil der Verantwortlichen in der Kirche hat kein digitales Mindset“. Dabei lebten viele Menschen mittlerweile in einer digitalen Normalität, in der sie auch angesprochen werden wollten, so Büsch in seinem Vortrag zum Thema „Das Digitale als Lebensraum wahr- und ernstnehmen“. Um den Menschen gerecht zu werden, brauche es bei den Hauptamtlichen mehr Medienkompetenz. „Ich kann nur authentisch auftreten, wenn ich die Dinge beherrsche“, so Büsch. Man müsse zwar auch im Digitalen nicht alles können, aber vieles kennen.
Digitale Lebenswirklichkeit
Digitalität ist nicht nur eine Frage der Öffentlichkeitsarbeit, sondern eine Querschnittsaufgabe für die ganze Kirche“, pflichtete Bischof Franz-Josef Bode ihm bei. Die Pastoral müsse die Möglichkeiten, die sich hier bieten, stärker in den Blick nehmen, auch um weiter nahe an den Menschen bleiben zu können. „Das Analoge und das Digitale sind Teile derselben Realität. Sie fordern sich gegenseitig heraus und ergänzen sich. An dieser Lebenswirklichkeit müssen wir unser Handeln ausrichten.“
Für Digitalität sensibilisieren
Bode sprach sich deshalb ebenfalls dafür aus, das pastorale Personal künftig stärker für die Anforderungen der Digitalität zu sensibilisieren. So greife beispielsweise die Berufsbezeichnung „Gemeindereferent*in“ zu kurz. „Wir haben mittlerweile auch ganz andere Beziehungsgeflechte außerhalb der klassischen Gemeindebezüge“, sagte der Bischof. Ihm gehe es vor allem darum, diejenigen zu fördern, die in diesem Bereich tätig werden wollten. „Wer das will, muss es auch können“, so Bode.
Kleine Stellschrauben
Um auf der Ebene der Gemeinde mehr Digitalität zu ermöglichen, sei es schon hilfreich, an kleinen Stellschrauben zu drehen, ergänzte Marisa Grummich. Als Beispiel nannte die Gemeindeassistentin, die unter anderem als Mitwirkende des Kanals „Um.Gotteswillen“ auf Instagram unterwegs ist, dass viele Gemeindehäuser nicht über ein eigenes W-Lan verfügten. Digitalität und analoges Leben seien aber keine Gegensätze. „Ich sträube mich gegen ein Entweder – Oder. Es braucht beides“, so Grummich. Kirche könne nicht nur digital sein. Sei sie es aber gar nicht, verliere sie den Kontakt zu vielen Zielgruppen.
Neue Flexibilität gewinnen
Digitalisierungs-Experte Bilal Erkin sagte, aus seiner Beratungspraxis habe er die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen sich der Digitalisierung häufig erst dann zuwendeten, wenn der „Schmerz“ zu groß werde, also Umsätze einbrächen oder Märkte verloren zu gehen drohten. Das sei fatal, denn Digitalisierung könne helfen, die Prozesse zu optimieren, neue Flexibilität zu gewinnen. Diese Vorteile müsse man vermitteln, ohne die Menschen zu überrumpeln.
Eigene Ideen einbringen
Mit Blick auf die weitere Entwicklung kündigte Bischof Bode an, das Thema Digitalität stärker in den für die nächsten Jahre geplanten Zukunftsprozess des Bistums Osnabrück zu integrieren. Um möglichst viele zu beteiligen, finden Interessierte auf der Internetseite des Bistums bereits jetzt zahlreiche Beispiele für digitale Glaubensprojekte und die Möglichkeit, sich mit eigenen Ideen und Diskussionsbeiträgen zum Thema zu Wort zu melden: https://bistum-osnabrueck.de/digitale-kirche