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Osnabrücker Ärztekammer-Chef beklagt Probleme beim E-Rezept

Digitalisierung könnte alles viel einfacher machen – wenn sie denn funktioniert. Beim „E-Rezept“, das die klassische Verschreibung auf Papier seit dem 1. Januar ablösen sollte, ist die Digitalisierung kurz nach der Einführung eher eine Belastung für die Versorgung und Sicherheit von Patienten. 

Wichtig zu wissen: Auch nach dem 1. Januar 2024 ist die Papierform auch weiterhin möglich.

Dr. Steffen Grüner, Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen, äußerte sich zur Einführung des elektronischen Rezept und betonte die bestehenden Herausforderungen für Patienten und Ärzte. Dabei griff er die aktuellen Probleme auf, die seit der Einführung des E-Rezepts am 1. Januar 2024 vermehrt aufgetreten sind.

Als die Ärzte ihre Praxen öffnen, geht das E-Rezept in die Knie

„Schon die Einführung am Dienstag war von Störungen begleitet, so war bereits um 09.00 der Zugriff über die E-Rezept-App für Versicherte der BKK, IKK und DAK nicht möglich. Diese Probleme waren zu erwarten und belasteten Ärztinnen und Ärzte zusätzlich zur bestehenden Bürokratie und der Infektionslage. Viele Ärzte an der Altersgrenze streichen jetzt endgültig die Segel und gehen in die „analoge Rente“, weil Sie sich mit dieser dysfunktionalen Digitalisierung nicht mehr belasten wollen. Anstatt weiter ohne Rücksicht auf Verluste drauf zu digitalisieren, sollte man erst einmal damit anfangen, die Grundlagen der teuren Infrastruktur zu stabilisieren, bevor man sich solche prinzipiell wünschenswerten, aber keinesfalls sicher gangbaren, Ziele wie das e-Rezpet unter Zwang für die Ärzteschaft angeht.“, so Dr. Grüner.

Durcheinander auch bei verschriebenen Medikamenten

Zusätzlich zu den bestehenden Problemen berichteten Apotheken vermehrt von Überraschungen beim Abruf von E-Rezepten über den QR-Code ihrer Kunden, so wurden neben der eigentlichen Verordnung auch Rezepte von völlig fremden Personen angezeigt. Ein solcher Fall ereignete sich in einer bayrischen Apotheke, als ein Patient ein Medikament abholen wollte. Die Übermittlung des QR-Codes erfolgte per WhatsApp, was bei der Apothekerin zunächst Zweifel hervorrief, ob diese Art der Übermittlung zulässig sei. Beim Einlesen des QR-Codes wurden plötzlich drei verschiedene Rezepte von unterschiedlichen Personen angezeigt, was für Verwirrung und Besorgnis sorgte. Weder der Patient noch die Apothekerin kannten die Personen, deren Verordnungen ebenfalls abrufbar waren. Ähnliche Vorfälle wurden auch aus anderen Regionen Deutschlands gemeldet. Eine Apothekerin aus Baden-Württemberg berichtete von einem Vorfall, bei dem einem Kind fälschlicherweise Ibuprofensaft statt der verordneten Vitamin D-Tabletten ausgehändigt wurde. Solche Fälle seien aus Osnabrück noch nicht bekannt, dennoch sollten Patienten das erhaltene Medikament genau prüfen.

Ist die Sicherheit der Patienten gewährleistet?

Diese Vorfälle werfen nicht nur Sicherheitsbedenken auf, sondern verdeutlichen auch die Herausforderungen, denen Ärzte, Apotheker und Patienten im Zusammenhang mit dem e-Rezept gegenüberstehen. Die Verwechslung von Verordnungen birgt ernsthafte Risiken für die Gesundheit der Patienten und darf nicht toleriert werden. Die Kammern und Apothekerverbände werden aufgefordert, solche Zwischenfälle zu melden und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Die Sicherheit der Patienten und die Integrität der Gesundheitsdaten müssen gewährleistet werden.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat eine Liste mit Soforthilfe-Tipps für häufig auftretende Probleme beim E-Rezept veröffentlicht, um Ärzte und Apotheker in dieser Übergangsphase zu unterstützen. Dr. Grüner betont, dass bei technischen Schwierigkeiten auch weiterhin das traditionelle Papierrezept genutzt werden kann, um die Versorgung der Patienten sicherzustellen.

Dr. Grüner unterstreicht, dass sich niemand gegen eine Digitalisierung wehrt, wenn diese echte Vorteile für Patienten und Ärztinnen und Ärzte erbringt. Solange aber die Ausstellung eines E-Rezeptes länger als die Papierform dauere, erbringe das keinen Mehrwert, sondern genau das Gegenteil. 


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