In diesen Tagen wird viel zwischen der Kassiererin, die wegen eines unterschlagenen Pfandbons gekündigt wurde, und unserem Ex-Bundespräsidenten, der bei einem Privatkredit einen Prozentpunkt an Zins sparte, verglichen.
Da verwundert es doch sehr, wenn zwei Angestellte der unter städtischer Beteiligung betriebenen Parkhausgesellschaft OPG, mit unangemeldeten Nebenjobs “durchkommen”.
Hintergrund: die Chefs der OPG Ingo Hoppe und Karl-Heinz Ellinghaus, haben sich binnen sechs Jahren durch nicht genehmigte bzw. nicht angezeigte Nebentätigkeiten einen ordentlichen Hinzuverdienst von jeweils 291tsd. Euro verschafft. Nun könnte man meinen “OK, da haben beide wohl vergessen ihrem Arbeitgeber mitzuteilen, dass sie für die Boutique ihrer Frau nebenbei noch die Buchführung erledigen oder in einem Mehrfamilienhaus gegen Bezahlung das Schneefegen organisiert”, also all das was man so typischerweise als “Nebentätigkeit” erledigt. Derartige Nebentätigkeiten werden aber kaum mit Pauschalhonoraren in Höhe von 15.000 Euro bezahlt, und jährliche Provisionen von zeitweise mehr als 80.000 Euro sind für Hauswarttätigkeiten auch nicht zu erwarten.
Die besondere Höhe der Nebeneinkünfte ist darin begründet, dass diese beiden “Spitzenkräfte” sich für ihren Arbeitgeber OPG erhebliches Fachwissen und Einfluss im Bereich des Parkhauswesens angeeignet haben. Die Auftraggeber der “Nebenjobs” waren daher auch große Immobilienunternehmen, die sich externes Fachwissen für ihre Parkhäuser einkauften. Bevor die beiden “das große Rad” in der OPG drehten waren Hoppe und Ellinghaus angeblich wohl eher milde scheinende Leuchten innerhalb des städtischen Verwaltungsapparates und nicht gerade mit einem sonderlich hohen Einkommen ausgestattet. Die im Rahmen der weiteren Karriere, bei der als GmbH geführten OPG, erzielten Jahresgehälter von jeweils um die 100.000 Euro, reichten den ehemals städtischen Verwaltungsfachkräften dann aber wohl nicht aus?
Ein besonderes “Geschmäckle” hat diese Affäre übrigens dadurch, das Karl-Heinz Ellinghaus nach Angaben der NOZ bereits 2005 durch nicht gemeldete Nebentätigkeiten auffiel, bei denen es neben der Verwaltung von Ferienwohnungen auf Norderney auch um eine privat abgerechnete Tätigkeit als Sachverständiger für Parkstätten und Haustechnik ging. Ellinghaus übernahm also schon vor 2006 privat Tätigkeiten in einem Geschäftsfeld seines Arbeitgebers.
Jeder “normale” Chef würde so einem Mitarbeiter fristlos feuern, da er seinem Dienstherrn damit eine Einnahmequelle entzieht, die eigentlich über ihn hätte abgewickelt werden können. So wie es aussieht ist Ellinghaus also ein Wiederholungstäter – der offenbar zuviel Freizeit hat um Aufträge mit einem derart hohen Auftragswert erledigen zu können. Angeblich sollen die Nebenjobs alle nach Feierabend und am Wochenende erledigt worden sein.
Der als Finanzvorstand der OPG fungierende Dr. Horst Baier (SPD) wusste offenbar übrigens bereits seit Oktober über die Vorwürfe gegen die beiden OPG-Chefs. Hielt aber lange Zeit dicht, da (so gegenüber der NOZ) “In einer derartig sensiblen Angelegenheit (…) vor der Information von Gremien und der Öffentlichkeit eine sorgfältige Sachverhaltsaufklärung unumgänglich” sei.
Dr. Baier hat ein geschicktes Händchen für gutes Timing, denn kurz nach Bekanntwerden der Affäre konnte er sich am vergangenen Wochenende als unabhängiger Überraschungskandidat für den Bürgermeisterposten in Bersenbrück durchsetzen.
Als ob jetzt alles wieder “gut” sei, erklärte Baiers in Osnabrück verbliebener Stellvertreter im OPG-Aufsichtsrat Jens Meier (B90/Grüne) am Montagabend gegenüber der NOZ, das „nach intensiven Beratungen (…) keine belastbaren Gründe für eine Beendigung der Arbeitsverhältnisse vorgelegen hätten”. Die beiden nebenberuflichen Topverdienender sollen mit einer “Rüge” davonkommen und einen Teil ihrer nicht angemeldeten Beraterhonorare an die OPG abführen.
Wie es tatsächlich weitergeht mit der OPG ist vorerst unklar, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat Fritz Brickwedde forderte bereits einen Verkauf der städtischen Beteiligung. Die OPG-Aufsichtsratsvorsitzende Katharina Pötter und ihr Kollege im Aufsichtsrat Björn Meyer (beide CDU) legten inzwischen aus Protest ihre Mandate nieder.
HP