Für viele Osnabrücker steht in naher Zukunft eine richtungsweisende Entscheidung an: Auf welche weiterführende Schule soll mein Kind im kommenden Schuljahr gehen? Wichtig: In der städtischen Schullandschaft wird es mit Beginn des Schuljahres 2021/22 zu einer einschneidenden Änderung kommen.
Was sich ändert und wie sich die Änderung an den betroffenen Schulen widerspiegelt, erläutert Autor Maurice Guss in den kommenden Wochen in einer fünfteiligen Artikelserie. Teil eins widmet sich ganz der Frage: Was ändert sich eigentlich?
Für über 1.000 Schülerinnen und Schüler aus der Stadt Osnabrück beginnt in diesem Sommer ein neuer Lebensabschnitt an einer weiterführenden Schule. Vorab stellt sich für Kinder und Eltern die Frage, welche Schule und vor allem welche Schulform am besten geeignet für die kommenden Lebensjahre ist. Hießen die Optionen zur Schulform bisher Gymnasium, Realschule, Hauptschule oder Gesamtschule, gibt es ab dem 1. August 2021 eine neue Schulform in der Stadt Osnabrück: Künftige Real- und Hauptschüler werden ab dann gemeinsam in Oberschulen unterrichtet. Am 25. Juni 2019 hat der Rat der Stadt Osnabrück dazu einen Rahmenbeschluss zur Planung der Sekundarstufe 1, heißt der Haupt-und Realschulen, gefasst. Konkretisiert und vom Stadtrat beschlossen wurden die Maßnahmen am 17. März 2020. Doch wie genau lauten die Maßnahmen?
Vier Oberschulen für Osnabrück
Die Schulangebote der beiden städtischen Hauptschulen, die Hauptschule Innenstadt und die Felix-Nussbaum-Schule, werden ebenso wie das der Möser-Realschule am Westerberg mit der Maßgabe, dass zum 01.08.2021 keine neuen Schülerinnen und Schüler in die fünften Klassen aufgenommen werden, aufgehoben. Die drei weiteren Osnabrücker Realschulen, die Bertha-von-Suttner-Realschule, die Erich-Maria-Remarque-Realschule sowie die Wittekind-Realschule, werden jeweils beginnend mit dem Schuljahr 2020/21 aufsteigend ab Klasse 5 in Oberschulen umgewandelt. Weiterhin wurde die Stadtverwaltung beauftragt, einen Antrag auf Errichtung einer Oberschule am Standort Innenstadt zum kommenden Schuljahr zu stellen. Ergebnis ist die Planung der künftigen Friedensschule.
Schüler sollen individuell besser gefördert werden
Ähnlich dem System einer Gesamtschule wird es an den Oberschulen möglich sein, dass besonders leistungsstarke- oder schwache Schülerinnen und Schüler zwischen Haupt- und Realschulzweig wechseln können ohne zwingend eine neue Schule besuchen zu müssen. Für Martin Sandkämper, Schulleiter der Bertha-von-Suttner-Realschule, ein großer Vorteil: „Durch die Möglichkeit von zwei Kompetenzstufen können Schülerinnen und Schüler individuell viel besser gefördert und gefordert werden als das z.B. in der Realschule möglich war.“ Jedoch sei auch nicht zu leugnen, dass die an die Lehrkräfte gestellten Anforderungen künftig deutlich höher einzustufen seien, da der Unterricht noch mehr als zuvor „durch Differenzierungen vielschichtiger vorbereitet und durchgeführt werden muss“, so der Schulleiter der zukünftigen Bertha-von-Suttner-Oberschule. Wie sich die betroffenen Schulen auf die neuen Aufgaben als Oberschulen vorbereiten, ist Thema in den Teilen zwei bis fünf der Artikelserie “Oberschulen in Osnabrück“.
Für die Schülerinnen und Schüler ab Jahrgang sechs aufwärts, ändert sich übrigens nichts. Sie werden weiterhin in ihren Klassenverbänden unterrichtet – lediglich der Schulname ist ab Sommer ein anderer. Das System der Oberschule greift somit zunächst nur für die neuen Fünftklässler, in den kommenden Jahren wird dann mit jedem neuen fünften Jahrgang weiter auf Oberschule umgestellt.
Stadt unterstützt die Schulen
Dass die Stadt Osnabrück sich für die Abschaffung der Haupt- und Realschulen in ihrer ursprünglichen Form und damit auch für die Einführung von Oberschulen entschlossen hat, begründet Ute Tromp, Leiterin des Fachdienstes Bildung der Stadt Osnabrück, mit dem aus dem Jahr 2016 datierenden städtischen Ziel, durch Chancengleichheit durch Bildungsteilhabe und Bekämpfung von Kinderarmut ein vielfältiges und inklusives Schulangebot zu schaffen. „In diesem Sinne war es in der schulpolitischen Diskussion allen Beteiligten ein Anliegen, das Osnabrücker Schulangebot zukunftsfähig zu machen, indem beispielsweise eine größere Durchlässigkeit des Schulangebotes gewährleistet wird, in dem die Schülerinnen und Schüler unter optimalen Bedingungen lernen können“, so Tromp.
Um die Schulen bei den Umstellungen zum Schuljahr 2021/22 bestmöglich zu unterstützen, sucht die Stadt Osnabrück regelmäßige Gespräche mit den einzelnen Standorten zur Klärung der Bedarfe vor Ort. „So wurden in enger Abstimmung die Raumprogramme für die Oberschulen entwickelt. Darüber hinaus wurden die Schulen in Zusammenarbeit mit einer Agentur bei der Schärfung ihrer Profile und der Entwicklung ihrer Außenkommunikation unterstützt. Zuletzt ist die Stadt als Schulträger an den Planungsgruppen der Schulen beteiligt, die die Konzepte zu den Oberschulen erarbeiten“, erklärt Tromp. Um auch Eltern und Kinder zu erreichen, hat die Stadt zwei Internetseiten eingerichtet, die über die Entwicklung der Schullandschaft und den Wechsel von der vierten Klasse auf die weiterführende Schule informieren. „Auch die Oberschulen selbst haben ihre Internetpräsenz bereits an den Start gebracht, sodass sich Eltern auch dort über die jeweiligen Profile informieren können“, so Tromp.
Zuversicht bei den Verantwortlichen
Die Verantwortlichen an den künftigen Oberschulen zeigen sich bereits zuversichtlich. „Wir freuen uns sehr auf die Aufgaben und hoffen sehr, dass die Eltern- und Schülerschaft der Grundschulen die Vorteile der neuen Schulform erkennt und für sich wahrnimmt“, so der Schulleiter der künftigen Bertha-von-Suttner-Oberschule, Martin Sandkämper, der im nächsten Teil der Artikelserie „Oberschulen in Osnabrück“ einen Blick auf die künftige Oberschule im Stadtteil Kalkhügel gewährt.
Hinweis: Im ersten Link ist von Seiten der Stadt Osnabrück die Rede von der „Neuen Schule“. Gemeint ist damit die neue Oberschule am Standort Innenstadt, die den Namen „Friedensschule“ tragen und in der Artikelserie ebenfalls noch genauer thematisiert wird.